Unser Wort zum Sonntag IV

Von Liedern, Erinnerung und dem Klang der Seele

Je älter die Menschen werden, je mehr vergesslicher werden sie.
Aber das Langzeit-Gedächtnis funktioniert bis in den spätesten Lebensherbst.

Da saß ich auf einer stillen Bank gegenüber eines Seniorenheims,
und junge Betreuerinnen sangen gegenüber im Freien die schönen Volkslieder,
die ich zu meiner Jugendzeit in der Schule auch mit Herzblut gesungen hatte.

Da dachte ich wehmütig an mein Jugendglück zurück
und schämte mich bei dem Gedanken an meine Enkelkinder,
die in der Schule fremdsprachige Lieder auswendig lernen mussten,
in einer Sprache, die ihnen völlig fremd war.

Könnten sie nicht auch unsere guten alten deutschen Volkslieder wieder singen?
Die Siegermächte hinterließen bereits viele unnütze englische Worte in unserer Sprache –
umso schöner klingen die vertrauten deutschen Worte in unseren Liedern.

Beginnen wir, uns an ihre Texte zu erinnern – wie heute: „Jenseits des Tales!“


Jenseits des Tales

(Fahrtenlied von Borries Freiherr von Münchhausen, 1874)

Jenseits des Tales standen ihre Zelte,
zum roten Abendhimmel quoll der Rauch.
Das war ein Singen in dem ganzen Heere,
und ihre Reiterbuben sangen auch!

Sie putzten klirrend am Geschirr der Pferde,
es tänzelte die Marketenderin,
und unterm Singen sprach der Knaben einer:
„Mädel, du weißt, wohin der König ging!“

Diesseits des Tales stand der junge König
und grub die feuchte Erde aus dem Grund;
sie kühlte nicht die Glut der heißen Stirne,
sie machte nicht das kranke Herz gesund!

Ihn heilten nur zwei jugendfrische Wangen
und ein Mund, den er sich selbst verbot.
Noch fester schloss der König seine Lippen
und sah hinüber in das Abendrot!

Jenseits des Tales standen ihre Zelte,
zum roten Abendhimmel quoll der Rauch.
Das war ein Lachen in dem ganzen Heere,
und ihre Reiterburschen lachten auch!

Buddhistische Überlegung

„Das Lied ist das Echo eines vergangenen Augenblicks im Raum der Gegenwart.“

Im Buddhismus wird Erinnerung nicht als bloßes Festhalten verstanden, sondern als Achtsamkeit gegenüber dem Gewesenen.
Wenn wir alten Liedern lauschen, begegnen wir nicht nur Tönen, sondern auch unserem eigenen Geist von einst.
Die Melodie verbindet Vergangenheit und Gegenwart zu einem Moment der Bewusstheit.
So lehrt uns das Lied, was Vergänglichkeit wirklich bedeutet: nichts geht verloren, solange es in Mitgefühl erinnert wird.

Weiterführende Literatur
  1. Hermann Hesse – Das Glasperlenspiel
    Über das geistige Erbe der Kultur und die Frage, wie Erinnerung und Bildung zur Einheit des Lebens beitragen.

  2. Karl Simrock – Deutsche Volkslieder mit ihren ursprünglichen Weisen
    Eine Sammlung klassischer Liedertexte und Melodien, die das kulturelle Gedächtnis Deutschlands bewahren.

  3. Thich Nhat Hanh – Achtsamkeit – Der Weg zum Leben im Jetzt
    Über die Kraft des bewussten Erinnerns und das Loslassen vergangener Momente im Frieden.

  4. Rainer Maria Rilke – Das Stunden-Buch
    Poetische Meditationen über das Leben, den Klang der Seele und die göttliche Nähe im Alltäglichen.

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