Eine Lehre des Loslassens im Buddhismus
Der Erhabene richtete in Savatthi diese tiefgreifenden Worte an seine Jünger, eine Lehre über das Wesen des Lebens, des Todes und des Nichtseins. In dieser Botschaft ermunterte er seine Anhänger, das Loslassen zu praktizieren und die Illusion des Besitzes zu durchschauen.
In Savatthi richtete der Erhabene diese Rede an seine Jünger:
„Was euch nicht gehört, ihr Freunde, das gebt auf! Dieses Aufgeben wird euch lange zum Heil und zum Glück gereichen! Und dieses hört euch, ihr Freunde, nicht an: Die Körperlichkeit, das Gefühl, die Wahrnehmung, die Gestaltung, das Bewusstsein, welches dem Bewusstlosen entweicht. Die ganze Welt gehört dir nicht.
Wenn da ein Mann, was es da in diesem Jeta-Hain an Gräsern und Reisig, Zweigen und Laub gibt, fortträgt oder verbrennt oder sonst nach Belieben damit verfährt, würdet ihr auch nicht denken: ‚Uns trägt der Mann fort und verfährt damit nach seinem Belieben, weil es nicht etwas zu unserem Selbst Gehörendes ist!‘
Ebenso auch, ihr Freunde, gehört euch die Körperlichkeit nicht an; gebt sie auf! Auch Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltung und Bewusstsein gehören euch nicht. Nimmt davon Abstand!
Bei der Körperlichkeit, beim Gefühl, bei der Wahrnehmung, bei der Gestaltung, beim Bewusstsein kennt man ein Entstehen, kennt man ein Vergehen, kennt man eine Veränderung des Bestehenden. Was vergänglich ist, das ist leidvoll; was leidvoll ist, das ist Nicht-Ich; was Nicht-Ich ist, davon gilt: ‚Dies gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst!‘ Wer dies mit der Wirklichkeit gemäß mit rechter Weisheit versteht, hat keine auf die Vergangenheit bezügliche Ansichten.
Wenn solche nicht vorhanden sind, dann gibt es auch keine auf die Zukunft bezügliche Ansichten. Wenn diese nicht vorhanden sind, dann gibt es keine starke Voreingenommenheit. Wenn es keine starke Voreingenommenheit gibt, dann wird der Geist hinsichtlich der Körperlichkeit, des Bewusstseins entsüchtigt, wird ohne Anhangen befreit von Trieben. Aufgrund dieser Befreiung ist er gefestigt; aufgrund des Gefestigtseins ist er befriedigt; aufgrund des Befriedigtseins süchtet er nicht; ohne Süchten gelangt er aus sich selber heraus zur ERLÖSCHUNG: Versiegt ist die Geburt, vollendet der Heilige Wandel, getan das Werk, nichts Weiteres nach diesem hier – erkennt er.“
(Quelle: aus Nyanatiloka Mahathera)
In diesen mächtigen Worten offenbart sich die Essenz der buddhistischen Lehren über Tod, Nichtsein und die Befreiung des Geistes durch Loslassen. Der Erhabene ermutigt dazu, das Festhalten an Illusionen aufzugeben und durch rechte Weisheit die wahre Natur des Lebens zu verstehen.