Tiefgreifende Gelüste

Vom Ringen des Geistes mit der Welt
Vorwort

Nicht selten zeigt sich der wahre Wert spiritueller Übung im inneren Kampf. So schildert dieser Text eindrucksvoll die Versuchung und Überwindung sinnlicher Begierde durch den jungen Mönch Vangisa. In poetischen Versen und klarer Einsicht erkennen wir: Das Loslassen weltlicher Anziehungskraft ist kein kalter Verzicht, sondern ein Weg zu innerer Reife, Freiheit und wahrer Erlösung. Der Pfad des Bhikkhu (Mönchs) ist ein stiller Triumph über sich selbst.

Verwirrung des Geistes

Einstmals weilte der ehrwürdige, junge Bhikkhu Vangisa im Vihara Aggalava-Cetiya, einem ehemaligen Schlangentempel.

Zu jener Zeit pflegte sein ehrwürdiger Ajahn Nigrodha-Kappa – nach der Mahlzeit vom Almosengang – sich meditierend in seine Zelle zurückzuziehen und sie üblicherweise erst zur Morgenrezitation wieder zu verlassen.

Da nun begaben sich zahlreiche schöne Frauen in die Nähe des Neulings Vangisa, der noch nicht lange von der Welt sich abgekehrt hatte.

Dies verwirrte das Denken des ehrwürdigen Vangisa, und er sprach zu sich:

„Zum Schaden wahrlich gereicht es mir, und nicht zum Gewinn.
Schlimmes wahrlich ist mir zuteil geworden,
dass mich Unlust (am Sangha, dem Orden)
und Lust (am Weltlichen) überkommen hat.“

Klarheit durch Achtsamkeit

Da verscheuchte er durch geistige Ansprengung die Lust an Sinnlichkeit und rief stattdessen die Lust am Pātimokkha (den Ordensregeln) in sich hervor.
Er sprach daraufhin die folgenden Strophen:

1. Vom wahren Bhikkhu

„Wer Unlust und Lust aufgegeben hat
Und völlig die Grübeleien
des häuslichen Lebens aufgab
und nichts mehr Verlangen hegt,
ist ohne Begehren und Neigung ein Bhikkhu!“

2. Vergänglichkeit erkennen

„Was immer auf Erden oder im Luftraum
zu Form gelangt ist, bis in die untere Welt hinabreicht –
alles das geht zugrunde, ist vergänglich!
Hat man das erfasst, so wandelt man mit reifer Seele.“

3. Die Fessel des Begehrens

„Menschen hängen an ihre Lebensgüter,
was sie gehört, gesehen und herbeigedacht haben.
Der Edelgeborene aber hat das Verlangen aufgegeben
und die Last des Wünschens abgelegt.
Wer aber an den sechs Sinnenbereichen hängt,
voll Grübelei, ist in der Menschen Dogmatik gefangen.“

4. Vom edlen Verhalten

„Nicht wird ein Bhikkhu Übles verkünden,
tüchtig, lange Nächte hindurch gesammelten Geistes,
ohne Heuchelei, verständig, von Missgunst frei
ist der Edle den Weg zum Frieden gegangen,
der Erlösung teilhaft, wartet er auf die dafür bestimmte Zeit!“


(aus der Vangisathera-Samyutta, Sutta 2)

Überlegung:

Hast du dich je selbst in Versuchung gespürt – auf einem Weg, den du bewusst gewählt hast?
Wie begegnest du inneren Spannungen zwischen geistiger Ausrichtung und weltlichen Reizen?

➡ Teile deine Gedanken, Erkenntnisse oder eigene Erfahrungen mit der Sangha in den Kommentaren.

Weiterführende Literaturtipps

  1. Bhikkhu Bodhi (Hrsg.)The Suttanipāta: An Ancient Collection of the Buddha’s Discourses

  2. Ajahn ChahBeing Dharma: The Essence of the Buddha’s Teachings

  3. Thera NyanaponikaGeistestraining durch Achtsamkeit

  4. Jack KornfieldNach der Erleuchtung Wäsche waschen und Kartoffeln schälen

  5. Gil FronsdalThe Dhammapada: A New Translation of the Buddhist Classic

  6. Bhikkhu ThanissaroWings to Awakening: An Anthology from the Pali Canon

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