von der Auflösung der Persönlichkeit
So habe ich gehört:
Zu einer Zeit, als sich der Erhabene im Lande der Sakyer, nahe der großen Stadt Kapilavatthu (heute: Kathmandu), seinem Geburtsort aufhielt, im Feigenbaum-Kloster, da fertigten die Bikhus ihm ein neues Ordensgewand, womit er zum Ende der Regenzeit auf Wanderschaft gehen wollte.
Dieses hörte der Sakyeroberst Mahanamo und begab sich zum Erhabenen. Dort grüßte er ihn freundlich und setzte sich seitwärts des Erhabenen nieder.
Dort nun sprach der Sakya dieses:
„Die ehrwürdigen Bikhus nähen am Ordensgewand des Erhabenen, damit es rechtzeitig in drei Monaten zum Ende der Regenzeit fertig ist.
Bevor der Erhabene nicht mehr hier weilt, möchte ich ihn doch bitten, mir zu erklären, wie man einem Sterbenskranken Trost zusprechen könne!“
Daraufhin sagte der Erhabene folgendes:
„Ein weiser Upasako, Ayasma, hat einen schwer kranken, anderen weisen Ehrwürdigen mit vier trostreichen Gedanken zu trösten:
Sei getrost, Ayasma,
unbeirrbare Klarheit beim Erwachten,
bei der Lehre,
bei der Jüngerschaft und bei den Tugenden, die den Edlen lieb sind!
Hat der Verehrte Verlangen nach Vater und Mutter?
Hat der Verehrte Verlangen nach Weib und Kind?
Hat der Verehrte Verlangen nach den menschlichen fünf Sinnesgenüssen?
Hat der Verehrte Verlangen nach den Wesen des Himmels?
Hat der Verehrte Verlangen nach dem Herrn der Brahmawelt (Weltgott)?Sobald der Sterbenskranke eine dieser Fragen mit „Ja“ beantwortet, solltest du sagen:
„Du bist, Verehrter, dem Tod unterworfen. Ob du dieses Verlangen hast oder nicht – du musst sterben.
Gut wäre es, dieses Verlangen aufzugeben. Viel besser wäre es, das eine über das andere zu setzen und ein jedwedes solches aufzugeben.Mag der Verehrte sein Herz über die Himmelswelt und über die Brahmawelt richten –
denn selbst die Brahmawelt ist brüchig, unbeständig, nicht dauernd, ist in Persönlichkeit gefangen und nach jedem Weltzeitzyklus entsteht eine neue Welt, mit neuen Wesenheiten und gleichen Problemen.Gut wäre es, das Herz über die Brahmawelt zu erheben und es auf die Auflösung der Persönlichkeit zu lenken!
Im Augenblick, wo er da nun sagt:
„Ich habe mein Herz über die Brahmawelt erhoben und auf die Auflösung der Persönlichkeit gelenkt!“,
dann gibt es, Mahanamo, zwischen einem so sprechenden Anhänger und einem von den Trieben im Herzen erlösten keinen Unterschied –
nämlich: Erlösung gegen Erlösung.
Quelle: Sotapatti-Samyutta 54.
Anmerkung:
Jedes Kind hat gelernt, Hilfe zu bekommen, wenn es den Namen der Mutter ruft.
Daran klammert es sich noch – völlig nutzlos – in der Sterbeminute.
Anariya (Nichtbuddhisten) rufen Brahmas, des Weltgottes viele Namen, in der Hoffnung, dorthin die Seele des Verstorbenen zu leiten.
Die Schüler des Erleuchteten hingegen möchten nicht weiter auf Erden zurückkehren –
nicht in das Rad der leidvollen Wiedergeburtsschleifen.
Deshalb wollen sie den Sterbenden durch Verzicht aller irdischen Werte ins todlose Nirvana führen –
wo nie wieder geboren, gelitten und gestorben wird.
🪷 Gedanke zum Innehalten
Was bleibt, wenn nichts Weltliches mehr zählt?
Welche Wünsche, welche Anhaftungen würden uns – im Angesicht des Todes – wirklich noch festhalten?
Könnten wir loslassen, wenn es darauf ankommt?
Welche Praxis bereitet unser Herz schon heute auf das endgültige „Gehen“ vor?
💬 Teile deine Gedanken, deine Zweifel oder deine Fragen unten im Kommentarbereich.
Was bedeutet „Herz über die Brahmawelt zu erheben“ in deinem Leben?
📚 Weiterführende Literatur
Bhikkhu Bodhi: The Connected Discourses of the Buddha – Sotapatti-Samyutta
Nyanatiloka Mahathera: Buddhistische Begriffslexikon
Ajahn Sumedho: Die Lehre des Erwachens
Thich Nhat Hanh: Keine Angst – Über die Vergänglichkeit des Lebens
Ayya Khema: Vom Tod befreit – Buddhistische Perspektiven auf das Sterben
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