auf Buddhas pfaden
Menschen mit sonnigem Gemüts lieben den sonntäglichen Ausflug in die freie Natur. Auch die Stadtbürger genießen solche Ausflüge an werkfreien, stillen Tagen und spüren die Erdenergie außerhalb der zubetonierten Straßen.
Besonders während der winterlichen Grippezeit ist der Gang an die frische Luft gesundheitsfördernd, während der Aufenthalt in geschlossenen Räumen dem entgegenwirkt. Unter freiem Himmel begegnen wir weniger Störfaktoren und sind empfänglicher für die eingeborenen, tonlosen „inneren Stimmen“. Diese reinigen einen feinsinnigen Menschen und schenken ihm einen klareren Blick. Entzückt von den umgebenden Naturschönheiten werden wir sensibilisiert und tanken unseren biologischen Akku wieder auf. Der gestärkte Körper lässt nun auch kleinere Details ins Bewusstsein fließen. Solche erwachten Menschen erleben oft einen Schock angesichts der neuen, realeren Sichtweise:
Die liebliche Sonntagswiese mit ihren Gänseblümchen, Butterblümchen und Kuhblumen wird plötzlich zum grausamen Schlachtfeld. Hier liegen die zerfetzten Körper kleiner Lebewesen aus den frühen Morgenstunden oder der letzten Nacht weit verstreut. Unter dem Futterhäuschen finden sich bunte Federchen und zarter Flaum von Meise oder Rotkehlchen. Am Sandweg sehe ich eine tote Feldmaus, deren offene Knopfaugen zu mir blicken.
Zuvor entdeckte ich auf der roten Asche meines Tennisplatzes ein taubengraues Auge und Innereien einer geschlagenen Taube, während ich dem hohlen Ruf eines nahen Uhus lauschte. Doch die Schöpfung ist reich an Lebewesen, von denen jedes Nahrung für das andere sein kann. Kleine Insekten huschen ängstlich vor meinem Schatten davon, immer den Tod vor Augen. Ich hörte, wie grausam eine Kuschelkatze das Genick eines ergriffenen Kaninchens zerbiss. Die Schmerzensschreie des Opfers wurden von einer gnädigen Gottheit durch einen Adrenalinschub zum finalen Ende gemildert.
Welch ein Leben für die ganze Kreatur, in ständiger Todesangst! Vom äußeren Schein einer heilen Welt enttäuscht, wandte ich mich dem Heimweg zu. Dennoch war ich glücklich, ob meines korrigierten Weltbildes. Um den Sturm des Herzens zu besänftigen, sang ich, der das Auge des Todes durchdringen konnte, ein abgewandeltes Volkslied:
„Üb immer Treu und Redlichkeit, bis an dein kühles Grab,
Und weiche keinen Fingerbreit von Buddhas Pfade ab!
Dann wirst du wie auf grünen Au’n durchs Pilgerleben geh’n!
Dann kannst du ohne großes Grau’n den Tod ins Auge seh’n!“„Dann wird die Sichel und der Pflug in deiner Hand ganz leicht!
Dann singst du auch beim Wasserkrug, als würd’ dir Wein gereicht!“
Jetzt, am Todestag meines jungen, allgeliebten Enkels, erschienen zwei kleine weiße Elfen auf dem Nachtsichtgerät im Garten meines Sohnes, obwohl in dieser kalten Winternacht keine Nachtfalter unterwegs sein konnten. Auch am Vogelhäuschen in meinem Apfelbaum blühte in derselben Nacht der völlig abgewelkte Jasmin mit seinen reichen, kleinen, weißen Blüten wieder auf, obwohl er sich in einer Topfampel im Winterschlaf wiegte.
Achtsamkeitsübung: „Den Kreislauf des Lebens spüren“
Vorbereitung: Wählen Sie einen ruhigen Ort in der Natur, sei es ein Park, ein Waldweg oder ein Garten. Setzen oder stellen Sie sich bequem hin und atmen Sie tief ein und aus. Spüren Sie den Boden unter Ihren Füßen oder den Sitz unter Ihrem Körper.
Beobachten: Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die Umgebung. Nehmen Sie die Farben, Formen und Bewegungen wahr. Sehen Sie das Leben und das Vergehen – die blühenden Pflanzen, die welken Blätter, vielleicht das Summen eines Insekts.
Atmen: Synchronisieren Sie Ihren Atem mit Ihrer Wahrnehmung. Beim Einatmen stellen Sie sich das Leben vor, das in Sie strömt. Beim Ausatmen denken Sie an die Vergänglichkeit, die Teil dieses Kreislaufs ist.
Reflektieren: Denken Sie über die Dualität von Leben und Tod nach. Spüren Sie, wie diese Gegensätze im Gleichgewicht stehen und wie sie zu einer größeren Harmonie beitragen.
Dankbarkeit: Schließen Sie die Übung ab, indem Sie einen Gedanken der Dankbarkeit für das Geschenk des Lebens und die Weisheit des Kreislaufs formulieren.
Rückkehr: Kehren Sie langsam aus der Übung zurück, nehmen Sie Ihre Umgebung bewusst wahr und setzen Sie Ihren Tag in Achtsamkeit fort.