Das Spiel des Lebens und der Wiedergeburt
Das altväterliche Brettspiel „Mensch ärgere Dich nicht“ spiegelt die „würfelnden Götter“ der Edda wider. In der Völuspá heißt es: „Sie hegten heiter in der Burg das Brettspiel, nichts aus Gold den Göttern fehlte!“ (Völuspá, 8). Wenn man das Leben als Spiel betrachtet und die Gesetze von Ursache und Wirkung erkennt, verliert man den Ärger über sein Schicksal. Den Würfeln des Lebens kann man nichts entgegensetzen – das Einzige, was bleibt, ist geduldig die Schultern zu zucken. Den vorgezeichneten Lebensweg müssen wir zwangsläufig beschreiten.
Wer aus dem Leben geworfen wird, muss in die jenseitige „Wartehalle“ zurückkehren, bis seine Zeit des neuen Spieleinsatzes – die Wiedergeburt – gekommen ist. Dieses „Mensch ärgere Dich nicht“-Spiel läuft nach Plan, solange wir uns daran beteiligen. Doch die Schüler des Buddha haben das Spiel lange genug gespielt und keinen Gefallen mehr am sinnlosen Würfelwurf.
Der Erhabene selbst verglich unser Glück mit einem Senfkorn in einem Berg voller Leiden. Lange hielt ich den Herrn dieser Welt-Simulation für einen Sadisten. Doch schließlich erkannte ich, dass jedes Lebewesen sich freiwillig am „Mensch ärgere Dich nicht“-Spiel beteiligt. Vom zufälligen Gewinn berauscht, beginnt man immer wieder ein neues Spiel, um sich noch mehr Gewinn zu sichern. Irgendwann jedoch muss man lernen, auch mit Niederlagen zu leben, und erkennt schließlich, wie viel Mühe, Hoffnung, Enttäuschung und Zeit vergeudet wurden.
In einem einschlafversunkenen Zustand überkamen mich diese Gedanken. Ich träumte von einem seltsamen Mann in einer großen Halle, der mich freundlich einlud, an seiner Seite Wohltätigkeitsgeschäfte zu führen. Zögernd entgegnete ich, dass ich bereits eine geliebte, körperlich erkrankte Person pflege. Daraufhin sagte der seltsame Mann: „Ja, als solcher Mensch habe ich mich dir vorgestellt. So muss ich denn noch weiter warten. Nur wenige Menschen bringt ein westliches Volk hervor, wie das unsrige, von deiner Gesinnung!“
Ich erwachte tief berührt und begann meinen Traum zu analysieren. Das Ergebnis war klar: Es war eine Bestätigung meines Weges auf dem achtgliedrigen Pfad, den ich betreten habe.
Achtsamkeitsübung:
Akzeptanz im Spiel des Lebens
Setze dich in eine bequeme Position und schließe die Augen. Richte deine Aufmerksamkeit auf den Atem, während du ein- und ausatmest. Stelle dir das Leben wie ein Spiel vor – ein Spiel, das aus Würfen, Zufällen und unvorhersehbaren Ereignissen besteht. Visualisiere, wie du die Würfel in deinen Händen hältst, sie würfelst und die Augen darauf fällst. Du weißt nicht, welches Ergebnis du erwarten kannst, aber du akzeptierst es in Gelassenheit.
Reflektiere über die Unvermeidbarkeit von Ereignissen, die sich deinem Einfluss entziehen. Lerne, die Kontrolle loszulassen und vertraue darauf, dass alles seinen Lauf nimmt. Jeder Wurf ist ein Schritt auf deinem Weg – sei es ein kleiner Gewinn oder ein vermeintlicher Verlust. Du nimmst es mit Geduld an.
Atme tief ein und aus, spüre die Akzeptanz und beende die Übung mit dem Wunsch, in allen Lebenslagen ruhig und achtsam zu bleiben.