Die meisten heidnischen Feiertage fallen bis heute in die kalten Jahreshälfte, wenn die Felder abgeerntet und dem Winterschlaf übergeben wurden. Die Bauern widmeten sich in dieser Zeit verstärkt dem Fischfang und der Jagd. Damals ernährte das Land die Menschen reichlich, was dazu führte, dass es keine Großstädte, sondern friedliche Runddörfer oder längliche Straßendörfer gab. Die Bauernhöfe waren im Viereck angelegt, ähnelten kleinen Festungen und waren umgeben von Gewannen (Landzuteilungen) oder Allmende (Gemeindegut). Privateigentum (Beunde) wurde geschätzt, und das Allod (Freigut) stand jedem offen. Die Heime bildeten die gemeinsam geschützte Heimat (Heime Od).
Der Ahnenhimmel spiegelte das Dorf wider, mit dem unersetzlichen Dorfbrunnen und der im Mittelpunkt errichteten Dorflinde, unter der Versammlungen stattfanden, angeführt vom Schuldheiß (Schultze = Bürgermeister). Bei Regen drehten die Wikinger ihre Langschiffe einfach auf die Lagerpfosten und hielten ihre Treffen darunter ab. Selbst ihre Toten beerdigten sie in schiffsförmigen Grabanlagen. Unsere heidnischen Ahnen nannten ihre Tempel nordisch Höger (deutsch „Hark“ aus Althochdeutsch „harug“).
Ausgrabungen des Tempels von Uppsala (Schweden) stießen auf Tempelpfosten bis zu 30 Meter Höhe! Die Wände der nordischen Häuser waren mit Zweigen verflochten und mit Ton ausgeputzt, daher der Name „Wand“ und „Wall“. Die Fenster tragen noch heute in England die Bezeichnung „Wind-Auge“ für die mit Tierblasen verschlossenen Wandöffnungen. Die Dächer wurden mit Stroh oder Holzschinden abgedeckt und zogen sich tief zum Boden, damit die Schneelast abrutschen konnte. Zwei überkreuzte Windbretter am Giebel schützten das Dach vor Sturmangriffen.
Aus den Balkenverbindungen der Wandkonstruktion entstanden sogenannte Fachwerkhäuser in Runenform. Mit der vom König befohlenen Zwangschristianisierung entstanden im 11. Jahrhundert aus den Höger (Harugs) die christlich übernommenen Stabkirchen. Sakrale Holzbauten (Tempel), deren tragendes Element (Stab, Mast) bis in den Dachstuhl des Hauptschiffs (Hauptraum) reichte – Sinnbild der Dorflinde und des Weltbaums also. Dem Hauptraum gliederten sich Seitenschiffe an. Passend dazu bestanden die Außenwände aus senkrechten Schiffsplanken mit steilen, stufenförmig angeordneten Dächern und kunstvollen Holzverzierungen, ähnlich den buddhistischen Tempeln in Siam.
Die Romkirche übernahm alle heiligen Berge, Quellen und Tempelbezirke der Heiden, um diese alten Kraftorte zu Stätten ihrer Gottesdienste zu übertragen. Leider wurden die weisen, kräuterkundigen Heilsfrauen und Hebammen als kirchliche Konkurrenz laut Bibelforderung „Eine Hexe darfst du nicht leben lassen!“ über Jahrhunderte gnadenlos ausgerottet. Hexen = Hagedisen (Pfleger). Auch die im Volksbrauch verwurzelten heidnischen Feiertage wurden zuhauf christlich umgedeutet und kalendarisch übernommen.
Die Germanen verehrten die stillen sternenklaren Nächte, wie die Bezeichnungen wie Sonnabend (Samstag), Fastnacht (Fasennacht), Weihnachten (Weihe Nächte) noch belegen. Der Frühlingsgöttin Ostara (die vom Osten kommende) wurde zum alten Jahresbeginn gefeiert, und ihr Fest „Ostaron“ findet sich im Namen Ostern wieder. Der Sommeranfang ist noch heute in Schweden ein Feiertag (Mittsommer), wo man in Deutschland große Feuer zu Ehren der Sonne singend umtanzt. Diese Sommer-Sonnenwende-Bräuche wurden zum kirchlichen Johannesfeuer. Es war aber auch ein Gedenken an Balder (des Lichtgottes) Sterbetag, wo bis zur Wintersonnenwende die Tage täglich 4 Minuten früher dunkel werden.
Herbstanfang wurde mit den Umzügen des Ernte-Gottes Wotan gefeiert. Der Kriegerkönig im goldenen Helm spendete wie Sankt Martin in der Edda zwei armen Köhlern seinen Umhang. Das Nikolausfest deutet auf den im Winter hereinziehenden Jagdgott Widar mit der Fußverletzung hin. Die von ihm in die Hausschuhe gelegten Nüsse sind ein Symbol der wiederkehrenden Keimkraft.
Da sich die Nordländer meist zu Vollmond verabredeten, der 3 Nächte vollendet allen sichtbar ist, endeten die heidnischen Feste meist drei Tage nach diesen astronomischen Zeitabschnitten. So Ostern als Sonntag nach dem Frühlingsvollmond und Weihnachten 3 Tage nach Winteranfang. Die Sonnenwende, die auch schon im alten heidnischen Rom gefeiert wurde, markiert die Geburt Balders, des Sonnenkindes, die zur Geburt Christi erklärt wurde, wo jeder Tag 4 Minuten heller wird, bis zur Sommer-Sonnenwende (Sommeranfang).
Die Geburtsgeschichte Jesu wurde gänzlich dem 3000 Jahre alten, indischen Krishna-Mythos nachgedichtet (siehe unser Archiv-Monat „Februar 2023: 1. Buddh. Kaiserreich, Anhang < !). Weihnachten ritt eine nordische Kultgemeinde als „wilde Jagd“ übers Land und verteilte ihr Wildbret an die armen Leute im Bezirk (Gau). Diese Zeit nannten die Nordmänner „Jul“ (Geheul), und die Julgabe (Julklapp), wenn Jolnir (Julmann Odin) zur Beschenkung an die hölzernen Fensterläden klopfte.
Pferde galten als Freund der Menschen, besonders heilig, da sie nur sauberes Wasser trinken und den reinsten Pflanzendünger hinterlassen. Ihr Bratenfleisch gab es daher nur an den höchsten Festtagen. Maifeiern galten demnach unserem Fruchtbarkeitsgott Frey, dessen Name wir noch als Frono im Fro-leichnam kennen. Der Ehrenname einer Frau kommt noch von seiner Schwester, der Menglöd (Männerschatz), unserer Liebesgöttin Ostara-Freya, und Odins Name „Har“ (Hoher) finden wir im Ehrennamen eines Mannes „Herr“ (Here).
Natürlich darf der Lieblingsgott aller Bauern, der Gewittergott Thor (Donner), nicht im altheidnischen Kalender fehlen, der die drei Eisheiligen, unsere drei Eis-Riesen Thrym, Hymir, Thjazi tötete und dessen Himmelfahrt auf „Christi Himmelfahrt“ gefeiert wurde. Wenig überraschend ist die Tatsache, dass all diese markanten Jahresdaten bei allen indoeuropäischen Völkern bekannt waren. Schon die alten Römer hängten dem Jahr von 360 Tagen eine Schleppwoche von 5 Tagen an. Früh erkannten die alten Europäer auch den Überhang von einem Viertel Tag am Jahreslauf, weshalb sie alsbald einen Schalttag alle 4 Jahre hinzufügten. In Island kannte man daher einen Feiertag alle 8 Jahre, wo man eine Schleppwoche von 7 Tagen (anstelle von zwei Schalttagen) hinzufügen konnte.
Die zwölf heiligen Nächte der wilden Jagd finden wir heute vom 25.12. bis 6.1., den heiligen drei Königen (Har, Jafnhar, Drittur), von denen die Edda berichtet, dass der eine Odin wäre. Spätheiden verglichen Odins Hängeopfer mit dem biblischen Gott, der sich als Jesus selbst opferte. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus (50 n. Chr.) berichtete von einem Kult der Erdgöttin (Hertha, Nerthus), deren Idol in einem Erntewagen über die Fluren fuhr und in einem heiligen See (Hertasee auf der Insel Rügen) am Ende versank.
Denken wir an die Bräuche zur Fasennacht (Mummentanz), wo die Winterdämonen mit Peitschenknallen vertrieben und die Winterpuppe verbrannt wurde. Das heute durch die Straßen gezogene Narrenschiff war Freys (Fjölvin) Heimkehr zur Frühlingsgöttin, wenn die See wieder für die Schifffahrt eisfrei ist. Das Gegenstück bildete Herthas Umzug zur Erntedankfeier / Halloween zum Herbstanfang. Mögen wir uns an den Geist aller alten, naturgegebenen Ursprünge erinnern, wozu dieses kleine Tischgebet sehr gut passt:
„Die ERDE hat’s hervorgebracht! Die Sonne hat’s reif gemacht! Liebe Sonne, liebe Erde, Euer nie vergessen werde!“