Historische Balladen aus Deutschland
Vorwort: Mit den folgenden Balladen begeben wir uns auf eine Reise durch die Zeit , wo sich die Grenzen zwischen Himmel und Erde, Mythos und Wirklichkeit verschmelzen. Tannhäuser, der zwischen Venusberg und irdischer Realität schwankt, und der Schwanenritter, dessen Geheimnis im Dunkel verbleibt, hinterlassen uns mit Fragen nach dem Unbekannten. Diese Balladen sind Fenster zu einer Welt, die uns sowohl fasziniert als auch rätselhaft erscheint, und sie laden uns ein, in den Tiefen der menschlichen Erfahrung zu forschen. Viel spaß beim Lesen
Tannhäuser.
Tannhäuser hieß ein Edelmann, der die Welt bereiste, soweit man kann. Einmal traf er eine Lichtgestalt die verschwand in eines Berges Spalt.
Er folgte ihr in den Berg hinein und stand dort in einer Halle voll Lichterschein. Wundervolle Jungfrauen überall, warfen sich zu, einen goldenen Ball.
Zahlreiche Zwerge im schnellen Lauf, trugen die süßesten Früchte auf. „Willkommen ! Bei Frau Venus, zur seeligen Zeit!“ Grüßte eine Jungfrau im durchsichtigen Kleid.
Sie lächelte lieblich mit rotem Mund, draußen vergingen die Jahre, wie Drinnen die Stund‘ ! Er küßte die jungfrau, nahm sie zum Weib, er berührte lustvoll den schneeweißen Leib !
Erst als er in einen Apfel biß, erinnerte er sich, in Vaters Bongats, seinen ersten Spatenstich! Ihm verblaßte Venus herrlicher Glanz, das Strahlen seiner Augen plötzlich ganz.
„Was drückt so sehr auf meines Liebsten Brust ?“ Fragte die Gespielin, und hatt’s schon gewußt ! „Ich zeig dir den Ausgang aus unserer Welt! Kehr schnell wieder heim, wenns dir Draußen nicht mehr gefällt!“
Da stand er Draußen in einer anderen Zeit nur fremde Menschen voll Unruh und Leid. Voll Hunger, Krankheit, von Kälte gequält, bei mühevoller Arbeit und wenig Entgelt
Zum Papst war er nach Rom gepilgert, und hatte dem sein Leid geschildert.
Der hatte ihm jede Hilfe entsagt, weil er sich hätte zum Teufel gewagt!
„Erst wenn ergrünt ist, mein Bischofstab, nehm´ ich dir wieder die Beichte ab. Denn wenn erneut grünt dieser dürre Stab, Gott dir deine Sünde vergab !“
So sprach das Kirchenoberhaupt, doch Tannhäuser hat ihm kein Wort mehr geglaubt. Er sehnte sich nach den Venusberg zurück, der seeliger war, als alles Himmelsglück.
Es tanzten die Jungfrauen bei Zwerge Musik, als Tannhäuser kam zu Frau Venus zurück! Auch der Bischofstab begann zu blüh’n, doch der Papst lag tot neben ihn .
Der Schwanenritter.
Gestorben war Gottfried von Brabant und erbenlos blieb des Herzogs Land. Nach holländischen Brauch, dem alten konnten nur Männer ein Erbteil erhalten.
So reiste die verwitwete Herzogin mit ihrer Klage zum König hin. Der König weilte, um dort zu tagen, am Ufer des Rheins zu Neumagen.
Die Herzogin mit ihrer Tochter Ute, zweifelten schon an das wahre Gute. Zumal im Ritterkreise stand auch der Herzog vom Sachsenland.
Brabant begehrte er ohne Zagen, einzufordern in Neumagen. Verschmitzt zwinkerte König Karl: Ein Tunier entscheidet dies einmal !“
Zum Sachsenherzog flog sein Blick Und dieser nickte lächelnd zurück. Nur die Witwe schaute still, wer nun für sie hier kämpfen will!
Ihr Blick der wurde flehentlich, die Ritter starrten unter sich. Da kam ein Ritter in seinem Kahn, gezogen von einem weißen Schwan.
Der junge Ritter ging ans Land, wollte gerne kämpfen für Brabant, Nimmer mehr sah König Karl solch einen Zweikampf noch einmal!
Die Ritter fochten sehr brutal, der Sachsenherzog kam zu Fall, und als das Leben ihn verließ, der Schwanenritter Sieger hieß !
Da reichte Ute von Brabant, dem Schwanenritter ihre Hand. „Wie heißt du ?“ fragte zärtlich sie. „Nach meinen Namen, frage nie !“
So sprach der Sieger zu seiner Braut, und hinzu nur halb so laut: „Wenn ich ihn nennen müßte, mit Trennung ich dies büßte !“
Bald saßen drei Kinder auf ihren Schoß, die Jahre vergingen, die wurden groß !
Und fragten, als sie zur Schule kamen, nach des Schwanenritters Namen.
Die Mutter blieb ihnen die Antwort schuld, doch endlich verlor sie die Geduld, und fragte ihren Herrn Gemahl, nach dessen Namen doch einmal.
Am Himmel stieg auf ein schwarz Gewitter, laut klagte da der Schwanenritter,- und ritt hinaus zum stürmenden Meer, da kam auch schon sein Boot daher.
„Geliebter Schwan, o Schwesterlein, jetzt werd ich wieder bei dir sein ! Solange Menschen leben, werden sie nach Antwort streben!“
So sprach der Schwanenritter dort, und fuhr in seinem Nachen fort. Der Herzogin kam manche Trähne, sah sie zwei stolze Schwäne !
Das Gruben-Männlein
Zwei Bergleute arbeiteten stets zusammen, wenn sie in den Schacht reinkamen. Einst sagte der Eine zum andren Hauer: „Mein Lampenöl reicht nur noch eine kurze Dauer!“
Sie schlugen die Kohle aus der Wand, eine Lampe war bereits zu Ende gebrannt. Das verbliebene Licht teilten sich Beide, bis auch dieses ging zur Neige!
Sie gingen blind eng an der Wand, im nachtfinsteren Stollen mit tastender Hand. Sie stießen ihre Helme an scharfer Ecke Und stolperten planlos entlang die Strecke.
Sie trauten ihre Augen nicht, plötzlich sahen sie ein Grubenlicht ! Erleichtert eilten sie durch den Berg und standen jäh vor einem blaßen Zwerg.
Der trug eine Kutte aus harten Leinen. Strohgepolsterte Stiefel an den Beinen. „Seid unbesorgt, ich tu Euch kein Leid! Gutes vielmehr nur alle Zeit !“
Er schüttete Öl von sein Geleucht,- Und war wieder in den Berg entfleucht. Die Bergleute ergriffen erfreut ihr Gezäh‘, und fuhren mit dem Steiger wieder in die Höh‘ !
Sie schworen sich noch untertage, daß Keiner Einem das Erlebte sage ! Sooft sie fuhren wieder in den Schacht, war nie das Öl vom Geleucht verbracht!
Bis sie eines Sonntags im Wirtshaus saßen, und dort ihr Gelöbnis vergaßen .- Sie prahlten laut über ihr Wunder-Gelicht, seitdem brannte es weiter nicht!