Ein Blick in die altheidnischen Rituale und Rechtsbräuche

Ein künstlerisches Bild, das die dramatische Szene der Fluchsprüche und Treueschwüre aus der isländischen Saga illustriert. Dunkle Wolken über einem alten Thingplatz, auf dem ein Ritus vollzogen wird, während die nordischen Götter im Hintergrund präsent sind.
Inhalts nachweis Mit KI erstellt ∙ 27. Januar 2024 um 11:20 AM

Fluch und Treueschwur im Nordland

Vorwort: In den altheidnischen Ritualen des Nordlands offenbart sich eine faszinierende Welt voller Flüche und Treueschwüre. Der Artikel wirft einen Blick auf die Überlieferungen der isländischen Saga von Thorrod und Thorbjörn, die eine tausendjährige Zeitkapsel altgermanischen Rechts-Altertums darstellt.


 

FLUCH und TREUESCHWUR. 

(Altheidnische Rituale des Nordlands) 

 

Nachdem Kaiser Karl die letzten Germanenstämme Deutschlands mit seinen Kriegern dem Christentum unterwarf, erfolgte auch die Zwangstaufe in Skandinavien mittels den Königen in Dänemark, Schweden und Norwegens.

Dadurch emigrierte der gesamte
norwegische Hochadel zum menschenleeren, fernen Island ab 874 n. Christi.(siehe unser Epos von Leif Erikson). Im Gegensatz zur Besiedelung von Amerika und Australien, anfänglich mit  verbannte Häftlinge Europas, glaubten die geflohenen, adligen Isländer an eine  Rückkehr in ihre alte Heimat zu einer friedlicheren Zeit.

930 n-Chr. gründeten
die etwa 70.000 Isländer ihr  ALL-THING  als erstes Parlament. Am 17.6.1944  erhielten die etwa 200.000 Isländer endlich ihre Unabhängigkeit und erklärten Ende des 20. Jahrh. den alten, heidnisch- germanischen Götter glauben zur 3. öffentlich anerkannten Staats-Religion als Mitgliedsland der „Europäischen Union“. 

Als die Isländer sich 1000 n. Christi der Zwangstaufe unterwarfen (unter Androhung des Ihnen bevorstehenden Völkermordes), bedingten sie sich des Rechts, ihre heidnische Religion als Hausreligion weiterhin zu huldigen. Somit blieben uns Zeugnisse ihres alten Glaubens bis in unsere Tage schriftlich erhalten (u.a. die isländischen Sagenbücher). 

Daraus wurden uns allerhand Bräuche übermittelt, wie die Segnung mit Thors Hammer und den Adoptions-Rhytus, wo das neue aufzunehmende  Mitglied den Familienstein In den Fußspuren  der Ahnen singend umrundet. Wie mächtig dieser Analogie- Zauber auf die Psyche des Naturmenschen wirkte, sehen wir an den uns überlieferten Fluch der Busla.
Sie war Bosis Pflegemutter und eine kundige Hagedise (Hexe), welche sich
an das  Schlittenbett des König Hring  schlich und einen Fluch sprach, weil der König seinen eigenen Sohn, ihr Ziehkind, wegen Todschlages hinrichten lassen wollte. 

Der König erwachte bei ihren Worten und war derart betroffen davon, daß er versprach, den Bosi zu begnadigen. 

„Hier liegt der Gautenkönig  Hring, der Recken eigenwilligster, deinen eigenen Sohn willst du morden. Solch Unerhörtes wird  allbekannt. Höre Buslas  Fluch, finster geflüstert, den der Wind weithin weht. Schaden nur, wem er bestimmt ! 
Heillos dem Herrscher, den ich ihm heute raune. Weichet Wichte, Gewaltiges komme, wanket Klippen, Welt erbebe , Wetter brich an, begnadest du, Hring, den Herraud nicht, tust du Böses dem Bosi an ! 

Böses wünsch ich in die Brust dir an, daß giftige Nattern nagen dein Herz. Das deine Ohren für immer ertauben und deine Augen sich auswärts drehen, tust du Böses dem Bosi an, läßt deinen Hass wider Herraud du nicht!

Segelst du, versage das Tauwerk, sollen reißen die Ruderangeln, sei zerfetzt das Tuch, fliege das Segel, sollen brachen, die Brassen alle. 

Läßt du den Haß wider Herraud nicht, bietest du Frieden den Bosi nicht an! 
Reitest du, reiße dein Zügel, strauchel  dein Pferd, stürze dein Roß, soll jede Gasse graden Weges in der Trolle Hand dich hinführen, tust du Böses dem Bosi an, läßt du den Haß wider Herraud nicht! 

Im Bett sei dir wie in brennenden Stroh, auf dem Hochsitz sitze wie in hohen Wellen; doch Schlimmeres noch dir geschehe dann: willst du bei Mädchen Manneslust haben, komme nie zum Ziele ! Mehr noch kann ich ! 

Zwerge, Thursen und Zauberinnen,
Bergtrolle. Wichte sollen brennen dein Haus; Jöten sollen dich hassen, Rosse sollen dich schänden, Stacheln sollen dich stechen, Sturm dich versehren, weh soll dir werden, tust meinen Willen du nicht! 

Sechs kommen hier: sag ihre Namen, entschleier sie alle, du sollst sie sehen . Rätst du  diese Runen nicht, wie ich sie richtig ritzte, So fahr zur Hölle von Hunde zerfleischt und deine Seele sinke sodann nieder  in deren Nebelhalle.

 


 


Auch nachfolgendes altgermanisches Rechts-Altertum ist eine tausendjährige Zeitkapsel. Die Namen von Sacher und Widersacher haben wir durch Punkte ersetzt. Spätere christliche Einfärbungen haben wir fortgelassen in dieser isländischen Saga von Thorrod und Thorbjörn. 



 Der  URFEHDEBANN : 

 

 

  1. Streit ist zwischen ….. und …..; jetzt ist er beigelegt und mit Geld  gebüßt, wie die Wäger es wogen und die Zähler es zahlten und der Rechtspruch richtig sprach, die  Nehmer es nahmen und fort es führten als volle Gabe und empfangenes Geld, dem in die Hand gezahlt, der es haben sollte.
  2. Ihr sollt sein: versöhnt und gesellt bei Met und Mahl,bei Gericht und Ratsversammlung…. Und überall,wo Männer sich versammeln,seit ausgesöhnt, als hätte es Streit nie gegeben!Teilen sollt ihr: Messer und Mahl und alle Dingeunter euch Beiden als Freunde statt Feinde!Zündet künftig Zwist zwischen Euch Zweien,den soll man mit Geld vergeltenund ohne Gewalt bewältigen.Denn wer von Euch  angreift den Urfehdeschwurund zertrümmert das Treue-  Gelöbnis, der sei:
  3. Soweit wölfisch, friedlos und flüchtig,soweit Menschen  Wölfe jagen,….Heiden opfern im Heiligtume, Feuer flammt, Flur grünt,Knabe die Mutter ruft, Mütter Kinder nähren,Leute Lohe fachen, Schiff schwimmt, Schilde blinken, Sonne scheint,Schnee fällt, Finne Ski fährt ,Föhre wiegt, Falke fliegtFrühlingslangen Tag, steht ihm Brise frisch unter beiden Flügeln,Himmel sich wölbt, Heim bewohnt ist,Wind braust, Wasser sewärts strömen, Knechte Korn säen.
  4. Meiden soll er: Thing und Tafel,  Gottes Höfe  und Menschen Häuser,jedes Heim, nur nicht die Hölle !Nun berührt beide das heilige Buch, auf welchem das Bußgeld liegt,nimmt und leistet das Treuegelöbnis:den man immer halten soll, solange Marken stehn und Menschen leben !Nun seid: geeint und ausgesöhnt, wo zusammen ihr seid auf Haff oder Heideland,Schiff oder Schneeschuh, auf See oder im Sattel,sollen Riemen  teilen und Ruderbank, Schöpfkelle und Schiffsdiele,wo  es dessen bedarf, so ausgesöhnt miteinander,wie Vater und Sohn oder sittsame Geschwister in allem Umgang.
  5. Nun legt eure Hände ineinander und haltet wohl den Treueeidnach des Weltherren Willen und aller Männer, die hörten diesen Urfehdebann!Des Herren Huld habe, wer hält den Treueschwur,seinen Zorn, wer zerreißt den gerechten Treueschwur,doch Huld, wer ihn hält ! Seid zum Heil versöhnt !Wir alle sind zeugen, die um euch stehen !

(Tryggda-mal) 

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