aus der Tripitaka, Sonadanda-Sutta, leicht gekürzt Fassung
so habe ich gehört:
Einstmals befand sich der Erhabene im Lande der Anga auf Wanderschaft mit einem großen Gefolge von 500 Bhikhus und weilte am Ufer des Gaggara-Sees nahe Campa, einem Ort reich an Weide, Wald und Wasser. Dort wohnte der reiche Brahmane (Priester) Sonadanda auf seiner Großschenkung von König Seniya Bimbisara.
Er saß im Obergeschoss seines Hauses und sah eine große Menge Brahmanen der Stadt zum Erhabenen pilgern. Er fragte seinen Hausmeister, was dieser von diesem Verhalten halte. Der Hausmeister antwortete: „Es ist ja der Büßer Gotama da, der Spross, der den Sakya-Adel mit der Botschaft vertauscht hat. Im Lande der Anga ist er auf Wanderschaft mit einer großen Mönchsgemeinde (Sangha), zusammen wohl ein halbes Tausend. Am Ufer des Gaggara rastet er. Von ihm geht solch hoher Ruf aus:
Wahrlich, das ist der Bagavah (Edelherr), der Arahat (Heilige), der Sambudhasa (Erleuchtete), der in Wissen und Wandel Vollkommene, der Wegesmächtige, der Weltkenner, der unvergleichliche Lehrer der Menschenstände, der einzigartige Ajan (Lehrer) der Menschen und Devas (Himmelswesen), der Erwachte, der Erhabene.
Um diesen ehrwürdigen Gotama zu sehen, begeben sie sich dorthin!“
Da sprach der Hausherr zum Hausmeister: „So begib dich denn zu den Brahmanenzug und bitte sie, auf mich zu warten, um gemeinsam den Büßer Gotama zu sehen!“
Ebenfalls etwa 500 Brahmanen der Stadt Campa warteten auf das Erscheinen des Brahmanen Sonadanda. Als er vor ihnen trat, begrüßten sie ihn ehrfürchtig und sprachen: „Nicht wolle doch der Herr Sonadanda hingehen, um den Büßer Gotama zu sehen! Es ist des Herrn Sonadanda doch gar nicht würdig. Es könnte doch sogar seinen Ruhm schmälern und den des Büßers Gotama Ruhm steigern.
Der Herr Sonadanda ist ja beidseitig wohlgeboren, rein empfangen bis hinauf zur siebenten Großväterfolge, fleckenlos, untadelig dem Stammbaum nach. Der Herr Sonadanda ist wohlhabend, ein Gelehrter, bewandert in den heiligen Sprüchen, ein vollendeter Kenner der Veden, der Weihsprüche, samt Versmaß und den Legendenwerken, ein Wortkenner und Grammatiker, durchaus bewandert in Weltanschauungen und in den Merkmalen des Großmenschen. Der Herr Sonadanda ist von schöner Gestalt, liebenswürdig, hat eine blütenreine Haut, Brahma gleichend, wie Brahma glänzend, eine Augenweide. Der Herr Sonadanda übt Zucht, hat eine schöne Stimme, spricht fließend, klug und angenehm. Doch der Herr Sonadanda ist im herangeschrittenen Alter und der Büßer Gotama noch jung, sodass der Jüngere doch dem Älteren den Besuch aufwarten solle!“
Der Brahmane Sonadanda erwiderte: „Selbiges sollte man auch vom Büßer Gotama meinen, denn er ist doch wahrlich mit allen Zeichen des Großmenschen begabt. Geschätzt wird er in den vier Menschenständen, wertgehalten, gewürdigt, verehrt, hochgeachtet. Selbst die großen Devas haben zu ihm Vertrauen. In welchem Orte auch sich der Erhabene aufhält, denen bleiben alle Unholde fern. Viele Anhänger hat der Büßer Gotama, viele Schüler, und als Lehrer übertrifft er die gewöhnlichen Sektenstifter alle. Und wie da so bei einigen Büßern und Brahmanen auf diese oder jene Weise der Ruhm zustande kommt, so ist er beim Büßer Gotama nicht zustande gekommen, sondern durch unvergleichliche Wissens- und Wandelsvollkommenheit ist dieser Ruhm bei ihm zustande gekommen.
Wahrlich, bei ihm haben ja doch der Magadha-König Seniya Bimbisara samt Familie und Anhang für ihre Lebzeit Zuflucht genommen, gleichfalls König Pansenadi im Kosala-Reich und ebenso der hochgeehrte Brahmane Pokkharasati. Alle Leute, die zum Büßer Gotama am Gaggara-See pilgern, sind unsere Gäste. Aus diesem Grunde ist es unser würdig, zum Büßer Gotama hinzugehen!“
Auf diese Worte hin sprachen die Brahmanen so: „Wie da der Herr Sonadanda das Lob des Büßers verkündet, so wäre da ja selbst, wenn der Büßer Gotama hundert Meilen weit weg weilte, für einen in Zutrauen ergebenen Edelgeborenen genug, hinzugehen, und wäre es auch mit dem Packen auf der eigenen Schulter. So wollen wir denn alle hingehen, um den Büßer Gotama zu sehen!“
Während die Brahmanen durch ein Waldstück schritten, kam dem Sonadanda folgender Gedanke hoch: „Wenn ich nun dem Büßer Gotama eine Frage stelle, deren Beantwortung mich als Dümmling aussehen lässt, schwindet mein Ansehen in den Augen der Brahmanen und das Ansehen des Büßers Gotama würde wachsen. Wenn nun der Büßer Gotama an mir eine Frage stellen würde und ich diese durch deren Beantwortung nicht befriedigen könnte, so würden mich die Brahmanen ebenfalls als unfähigen Kopf einschätzen!“
Gedanklich verunsichert erreichten die Brahmanen das Lager des Erhabenen und ließen sich dort nach üblicher Begrüßung nieder. Ein jeglicher nannte brav seinen Namen und sein Geschlecht. Und da war der Brahmane Sonadanda immer noch ganz in seinen Gedanken versunken: „Ach, dass mir doch der Büßer Gotama aus meinem eigenen Lehrgebiet eine Frage stellt! Sicherlich würde ich ihn ja mit Beantwortung der Frage zufriedenstellen!“
Der Erhabene erkannte im Geist die Erwägungen des Brahmanen und er hatte Mitleid mit dem sich in seinem Inneren quälenden Brahmanen. Beruhigend fragte er: „Einen in fünf Stücken Begabten erklären die Brahmanen zu einem solchen, so dass der, welcher sich Brahmane nennt, sich keiner Sünde schuldig machte?“
Da fuhr es dem Brahmanen Sonadanda durch den Kopf: „Was ich gewünscht, was ich erwartet, was ich erhofft, was ich ersehnt hatte – auf welch wundersame Weise erfüllte es sich!“
Da nun richtete sich der Brahmane hoch auf und über die Versammlung hinblickend sprach er zum Erhabenen: „Da ist ein Brahmane hochbelehrt, wohlgeboren, von Mutterseite wie von Vaterseite, rein empfangen bis hinauf zur siebenten Großväterfolge, fleckenlos, untadelig dem Stammbaum nach. Von Gestalt ein schöner Großmensch, edlen Sinnes und eine zuchtbeflissene Augenweide.
Er ist der Erste von denen, die den Opferlöffel halten.
„Den mit diesen fünf Stücken Begabten erkläre ich als Brahmanen, indem ich rechtspreche und mir keiner Lüge schuldig mache!“
Zufrieden nickte der Erhabene mit seinem Kopf und fragte lächelnd weiter:
„Kann man nun von diesen fünf Stücken eines fortlassen und den mit vier Stücken Begabten ohne zu lügen einen Brahmanen nennen?“
Da sagte der Brahmane Sonadanda nachdenklich:
„Von diesen erwähnten fünf Stücken könnte man ja das Aussehen fortlassen, so er immer noch Brahmane sei!“
Der Erhabene forschte weiter:
„Und könnte man von diesen vier Stücken noch auf ein weiteres Stück verzichten, um immer noch Brahmane zu sein?“
Nun begann Sonadanda bereits zu schwitzen und antwortete heiser:
„Man kann es, lassen wir die Sprüche fort!“
Und der Erhabene fragte heiter fort:
„Kann man von diesen drei Stücken eines fortlassen und den mit zwei Stücken Begabten einen Brahmanen nennen?“
„Man kann es, Herr Gotama,“ hauchte beinahe unhörbar Sonadanda, „wenn wir die Geburt fortlassen. Was wird denn auch die Geburt machen!“
Das hörten die anderen Brahmanen gar nicht gerne und sie riefen:
„Nicht soll der Herr Sonadanda so sprechen! Wegwerfend spricht er da über die anderen Edelstücke!“
Nun sprach der Erhabene so:
„Wenn ihr Brahmanen der Ansicht seid, dass der werte Sonadanda nicht erfahren sei, nicht klug sei, nicht redefähig sei, über diesen Gegenstand sich auseinanderzusetzen, so sei abgetan, der Redner, und ihr mögt euch dann mit mir auseinandersetzen!“
Jetzt sprach Sonadanda direkt zu den anderen Brahmanen:
„Nicht sprach ich wegwerfend über das Aussehen, nicht so über die Lehrreden, nicht so über Geburt!“
Daraufhin zeigte er auf seinen Schwestersohn, den jungen Brahmanen Angaka, und sprach:
„Sehen wohl die Herren dort den jungen Angaka: jung, schön, brahmagleich! Sehr weise und züchtig, wohlgeboren im tadellosen Stammbaum. Wenn der nun Lebendes tötet, Nichtgegebenes nähme, schamlos im geschlechtlichen Verhalten, fälschlich redet und sich berauscht – was wird ihm dann da das Aussehen machen, seine Spruchweisheiten, seine Geburt?
Wenn er aber des Erhabnen fünf Silas (Verbote) beachtet, kann man eines davon fortnehmen?“
„Nein!“ antworteten die Brahmanen.
„In Zucht reinigt sich ja Weisheit, in Weisheit reinigt sich Zucht. So wie eine Hand die andere wäscht. Zucht und Weisheit sind der Welten Säulen!“
Nun erhob sich der Erhabene und sprach allen Brahmanen sichtbar so:
„Da erscheint, ihr Brahmanen, der Vollendete in der Welt, der Verehrungswürdige, der Vollerwachte. Der zeigt die Lehre, die im Anfang gute, die in der Mitte gute, die am Ende gute, nach ihrem eigenen Sinn, nach ihrer eigenen Fassung; das ganz vollkommen geklärte Reinheitsleben verkündet er.
Diese Lehre hört ein Häusler. Nachdem er zu ihr Vertrauen gefasst hat, gibt er sein Besitztum auf, seinen Verwandtenkreis, schert sich Haar und Bart, legt sich das dunkelgelbe Bußgewand an und zieht hinaus in die freie Pilgerschaft. Dort lebt er dann in edler Zucht, edler Vertiefung, edler Weisheit und erkennt: vernichtet ist die Geburtenfolge, ausgelebt das Reinheitsleben, vollbracht die Lebensaufgabe!“
Da erhob sich der Brahmane Sonadanda und wandte sich dem Erhabenen zu:
„Als Anhänger möge mich der Herr Gotama halten, als einen, der von heute ab für sein ganzes Leben Zuflucht genommen hat. Möge der Erhabene einwilligen, von mir morgen das Mahl anzunehmen mit dem Sangha!“
Es willigte der Erhabene ein durch Schweigen. Da nun, nachdem der Brahmane Sonadanda die Einwilligung durch Kopfnicken erkannt hatte, erhob er sich von seinem Sitz, begrüßte den Erhabenen, machte die Rechtsumwandlung und ging fort.
Am kommenden frühen Morgen richtete der Brahmane Sonadanda für den Erhabenen und seine Gemeinde ein großes Mahl her, aus vielen festen und flüssigen Speisen. Nachdem der Erhabene und seine Gemeinde noch vor der Mittagsstunde gut gespeist hatten, nahm der Brahmane Sonadanda in des Erhabenen Nähe einen niedrigeren Sitz ein und sprach seitwärts so:
„Wenn ich nun zwar, Herr Gotama, in einer Versammlung befindlich, mich vom Sitz erheben und den Herrn Gotama ehrfurchtsvoll begrüßen würde, so würde mich deswegen die Versammlung geringschätzen. Wenn ich aber sitzend dem Herrn Gotama meine aneinandergelegten Hände entgegenstrecke, möge es der Erhabene als Erheben aufnehmen.
Wenn ich mich in einem Wagen befinde und den Erhabenen begegne und den Treibstock hebe, so möge das der Erhabene ebenso als Gruß aufnehmen. Ebenso möge das Lüften einer Kopfbedeckung als entferntes Grüßen hingenommen werden.“
Der Erhabene stimmte diesen Höflichkeitsbezeichnungen zu, lächelnd über den Rest an Eitelkeiten eines königlichen Stadtverwesers, der sonst alle brahmanischen Standes-Überheblichkeiten überwunden hatte.
passende Achtsamkeitsübung:
- Ort finden: Setzen Sie sich an einen ruhigen Ort, wo Sie ungestört sind.
- Einstimmung: Schließen Sie die Augen und atmen Sie tief ein und aus. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen unter einem Baum wie Gotama.
- Reflexion über die fünf Eigenschaften: Denken Sie über die fünf Eigenschaften nach, die einen Brahmanen ausmachen (Weisheit, Zucht, Geburt, Sprüche, Aussehen). Reflektieren Sie, welche dieser Eigenschaften für Sie persönlich von Bedeutung sind.
- Loslassen üben: Visualisieren Sie das Weglassen einer Eigenschaft nach der anderen und spüren Sie, ob Sie dennoch Ihr inneres Selbst behalten können.
- Dankbarkeit kultivieren: Beenden Sie die Übung, indem Sie sich für die Weisheiten und Einsichten bedanken, die Ihnen in diesem Moment bewusst geworden sind.
Wiederholen Sie diese Übung regelmäßig, um innere Klarheit und Gelassenheit zu fördern.
Weiterführende Literaturhinweise:
- The Long Discourses of the Buddha: A Translation of the Digha Nikaya – Bhikkhu Bodhi (Ed. and Trans.)
- Buddhist Scriptures – Edward Conze
- The Word of the Buddha: An Outline of the Buddha’s Teaching in the Words of the Pali Canon – Nyanatiloka Thera
- Introduction to Buddhism – Geshe Kelsang Gyatso
- Early Buddhist Discourses – John J. Holder
- What the Buddha Taught – Walpola Rahula
- Buddhism: A Very Short Introduction – Damien Keown
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