Der Puthujjana

Eine ruhige Waldszene, in der Mönche in safranfarbenen Roben in tiefer Meditation inmitten der Natur sitzen. Das Sonnenlicht fällt durch die hohen Bäume.
Bild mit KI erstellt am 29.09.2024 um 08:30 Uhr
Gefangen in der Weltlichkeit
So habe ich gehört:

Einstmals weilte der Erhabene in Savatthi, im Jetahaine, in Anathapindikas Parkanlage, und sprach zu seinen umgebenen Bhikhuns (Mönchen) so:

„Ein Puthujjana mag wohl gegen diesen Körper, der aus den vier groben Elementen gebildet ist, Widerwillen fassen, mag gegen ihn gleichgültig werden, mag von ihm sich lösen. Weil man an diesem Körper Mehrung und Minderung, Annahme und Abgabe erkennen kann, ist es möglich, gegen ihn gleichgültig zu werden.

Was aber Denken, Geist und Bewusstsein betrifft, ist ein Puthujjana nicht imstande, Widerwillen zu fassen, nicht imstande, dagegen gleichgültig zu werden, nicht imstande, sich davon zu lösen. Denn lange Zeit, ihr Bhikhuns, ist dies vom Puthujjana angestrebt, begehrt, verlangt: ‚Das gehört mir, das ist mein, das bin ich, das ist mein Selbst.‘ Darum ist er nicht imstande, auch dagegen Widerwillen zu fassen, nicht imstande, dagegen gleichgültig zu werden, und nicht imstande, sich davon loszulösen.“

„Es ist leichter für einen Puthujjana, diesen Körper nicht als sein Selbst anzusehen, als sein Denken. Denn er erfährt ja, wie sein Körper sechs, zehn, dreißig und viele Jahre besteht und dann zerfällt. Was aber Denken, Geist und Bewusstsein betrifft, da entsteht bei Tag und Nacht das eine, und ein anderes wird aufgegeben. Genau wie ein Affe, der in der Wildnis, im Wald umherstreift, einen Zweig ergreift, und wenn er ihn losgelassen hat, ergreift er einen anderen. Ebenso ist es mit dem Denken, Geist und Bewusstsein. Der Puthujjana jedoch erkennt nicht die dazugehörige Gesetzmäßigkeit.“

Ein frommer Sotapanna (In-die-Glaubens-Strömung-Eingetretener) erwägt das Gesetz von der ursächlichen Entstehung: „Wenn jenes ist, tritt dieses ein; aus der Entstehung von jenem folgt die Entstehung von diesem. Wenn jenes nicht ist, tritt dieses nicht ein; aus der Aufhebung von jenem folgt die Aufhebung von diesem.“ Das heißt: Aus dem Nichtwissen als Ursache entstehen die Gestaltungen; aus den Gestaltungen entsteht Bewusstsein und so weiter. Aus dem restlosen Verschwinden und der Aufhebung des Nichtwissens (Avijja) folgt die Aufhebung des Bewusstseins und so weiter.

Wenn ein frommer Sotapanna dies erkennt, dann fasst er Widerwillen gegen die Form, gegen die Empfindung, gegen die Wahrnehmung, gegen die Gestaltungen, gegen die Wesensbestandteile. Und wenn er Widerwillen fasst, wird er gleichgültig, und infolge der Gleichgültigkeit lässt er sie los. Wenn er sich losgelöst hat, entsteht in ihm die Erkenntnis: „Ich habe mich losgelöst“ (vimutti). Er erkennt: Vernichtet ist die Geburt, gelebt ist der heilige Wandel (brahmacariya), vollbracht ist, was zu vollbringen war; nichts mehr habe ich fernerhin zu tun mit dem weltlichen Dasein.

aus der Mahavagga, Sutta 62


Anmerkung:
Jeder Erwachsene weiß, dass Nerven biologische Fäden sind, die sich miteinander verknüpfen und deren Verknüpfungsstellen Synapsen heißen, ähnlich den Gelenken in unseren Knochen. Die Gelenkschmiere in den Synapsen besteht aus Körpersäuren mit speziellen Informationen. Pflanzen hingegen besitzen nur Säuren als Informationsüberträger, weshalb ihre Reaktionen langsamer verlaufen als bei höheren Lebewesen. Es ist bekannt, dass unser Gehirn elektromagnetische Impulse aussendet, die durch Blutbahnen verstärkt werden. Wissenschaftler staunten, als sie beim Entstehen von Gedanken ein regelrechtes „Gewitter“ an den Nervenverbindungen im Gehirn beobachteten – elektromagnetische Blitze, die sowohl aus den Tiefen des Körpers als auch von außerhalb (Fremdgedanken) stammen.

Eigentlich sind unsere Gedanken Fremdgedanken, die wir geerbt oder aufgeschnappt und gespeichert haben. Wir alle kennen den Spruch: „Zwei Doofe, ein Gedanke!“ Ebenso das telepathische Phänomen, bei dem jemand erscheint, wenn man gerade über ihn spricht: „Wenn man den Teufel beim Namen nennt, kommt er schon angerannt!“ Ein Grund mehr, sich nicht mit seinen Gedanken zu identifizieren.

Achtsamkeitsübung:
Loslassen von Gedanken und Körperempfindungen
Vorbereitung
  1. Ort und Zeit: Finde einen ruhigen Ort, an dem du ungestört bist. Setze dich bequem hin, entweder auf einem Stuhl oder im Schneidersitz auf dem Boden. Schließe die Augen und atme tief ein und aus.
Übung
  1. Körperwahrnehmung:

    • Beginne damit, deine Aufmerksamkeit auf deinen Körper zu richten. Spüre, wie du sitzt, die Berührungspunkte deines Körpers mit dem Boden oder dem Stuhl.
    • Wandere mit deiner Aufmerksamkeit langsam durch deinen Körper, beginnend bei den Füßen und endend am Kopf. Nimm jede Empfindung wahr, ohne sie zu bewerten. Wenn du Spannungen oder Unbehagen bemerkst, atme bewusst in diese Bereiche hinein und lass die Spannung mit jedem Ausatmen los.
  2. Gedankenbeobachtung:

    • Richte nun deine Aufmerksamkeit auf deine Gedanken. Stelle dir vor, deine Gedanken sind wie Wolken am Himmel, die kommen und gehen. Beobachte sie, ohne dich in sie zu verstricken oder sie zu bewerten.
    • Wenn du bemerkst, dass du dich in einem Gedanken verloren hast, erkenne dies sanft an und bringe deine Aufmerksamkeit zurück zu deinem Atem.
  3. Loslassen:

    • Denke an die Worte des Erhabenen: „Ein Puthujjana mag wohl gegen diesen Körper, der aus den vier groben Elementen gebildet ist, Widerwillen fassen, mag gegen ihn gleichgültig werden, mag von ihm sich lösen.“
    • Visualisiere, wie du deinen Körper und deine Gedanken loslässt, ähnlich wie ein Affe, der einen Zweig loslässt und einen anderen ergreift. Erkenne, dass Gedanken und Körperempfindungen kommen und gehen, und dass du nicht an ihnen festhalten musst.
  4. Reflexion:

    • Beende die Übung, indem du einige Minuten in Stille sitzt und die Erfahrung nachklingen lässt. Frage dich: Wie hat es sich angefühlt, Gedanken und Körperempfindungen loszulassen? Welche Einsichten hast du gewonnen?
Abschluss
  1. Dankbarkeit:
    • Öffne langsam deine Augen und nimm dir einen Moment, um dich für die Zeit zu bedanken, die du dir für diese Übung genommen hast. Erinnere dich daran, dass du diese Praxis jederzeit wiederholen kannst, um mehr Achtsamkeit und Gelassenheit in deinen Alltag zu bringen.

 

Ich hoffe, diese Übung hilft dir, mehr Achtsamkeit und Losgelöstheit zu erfahren.

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