Bhumija Sutta
Als sich der ehrwürdige Sariputta im Asketenhain in Savatthi aufhielt, begab sich der ehrwürdige Bhikhu Bhumija gegen Abend aus seiner Zurückgezogenheit zu ihm, um sich höflich in seiner Gegenwart niederzulassen. Nachdem er sich zur rechten Seite gesetzt hatte, sprach der autochthone (minderheitsstämmige) ehrwürdige Bhumija zum weisen Sariputta:
„Es gibt, Freund Sariputta, etliche Samanas (Pilger) und etliche Brahmanas (Prediger), Anhänger der Karma-Lehre, die verkünden, dass Lust und Leiden (Sukha – Dukha) sowohl selbst verursacht als auch von anderen abhängig sind. Andere Samanas und Brahmanas hingegen vertreten gegenteilige Meinungen, bis hin zur Annahme des Zufalls.
Wie sollen wir, ehrwürdiger Sariputta, darüber denken, um nicht dem Erhabenen, dem vollkommen Erwachten, Lehrer der Menschen und aller Geister, fälschlicherweise einen Vorwurf zu machen?“
Daraufhin sprach der weise Sariputta, um der Lehre (Dhamma) des Erhabenen gerecht zu werden und keinen fehlerhaften Vorwurf zu erheben:
„Ursächlich entstanden, o Freund, ist Lust und Leiden, wie es uns der Erhabene gelehrt hat: aus der Berührung. Können die etlichen Samanas und Brahmanas etwas empfinden, das nicht durch Berührung entsteht?“
„O nein!“ antwortete der ehrwürdige Bhumija. „Dieser Fall kommt nicht vor!“
Diese Unterhaltung wurde vom ehrwürdigen Bhikhu Ananda unabsichtlich mitgehört, und er berichtete sie schmunzelnd dem Erhabenen, der sich in der Abendluft abkühlte. „Gut, gut!“, sprach der Erhabene zufrieden. „Wenn der ehrwürdige Sariputta es so gesagt hat, hat er die Lehre richtig wiedergegeben und keinen falschen Vorwurf erhoben. Und weiter, Freund Ananda:
Wenn körperliches Tun stattfindet, so entsteht, aufgrund des Bewusstseins dieses Tuns, für die eigene Person sowohl Lust als auch Leiden. Ebenso entsteht durch das Bewusstsein des Sprechens Lust und Leiden, und gleichfalls durch das Denken.
Durch das Nichtwissen (Avijja) als Ursache wird sehr schnell eine Gestaltung des körperlichen Tuns (in Denken, Reden, Handeln) hervorgerufen, ein Sankhara (Gebilde), aus dem sich Karma entwickelt, das die Wiedergeburt bestimmt. Dies gilt auch für Überlegungen.
In all diesen Fällen führt das Nichtwissen als letztendliche Ursache zu diesem Geschehen. Doch nach dem restlosen Verschwinden des Nichtwissens, o Ananda, und nach der Aufhebung des Nichtwissens gibt es kein körperliches Tun mehr, infolgedessen einem Lust und Leiden für die eigene Person entsteht. Es gibt kein Reden, kein Denken mehr, das Lust und Leiden hervorruft. Es gibt dann kein Feld, keine Grundlage, keinen Bereich, und keine Beziehung mehr, aufgrund derer Lust und Leiden entstehen könnten!“
(Aus der Nidana Samyutta, Sutta 25)
Passende Achtsamkeitsübung:
Achtsamkeit der Berührung und Sinneswahrnehmung
Setze dich in eine ruhige und bequeme Meditationshaltung. Schließe die Augen und richte deine Aufmerksamkeit auf die Empfindungen deines Körpers. Spüre, wie dein Körper den Boden oder den Stuhl berührt. Nimm diese Berührung wahr, ohne sie zu bewerten oder verändern zu wollen.
Fahre dann fort, dich auf den Atem zu konzentrieren, wie er durch die Nasenlöcher ein- und ausströmt. Sei dir bewusst, dass jede Berührung und jedes Gefühl durch den Kontakt mit der Außenwelt entsteht. Verweile 10-15 Minuten in dieser achtsamen Beobachtung der Berührung und Sinneswahrnehmung. Diese Übung hilft, das Entstehen von Lust und Leiden als Folge von Berührung und Sinneseindrücken zu erkennen und eine distanzierte Perspektive darauf zu entwickeln.
Weiterführende Literatur und Quellen:
- Samyutta Nikaya (Nidana Samyutta) – Eine bedeutende Sammlung der Lehrreden Buddhas, die sich mit den Ursachen und Bedingungen für das Entstehen von Lust und Leiden befassen.
- „Karma: Was es wirklich bedeutet“ von Thanissaro Bhikkhu – Ein tiefgehendes Werk über das buddhistische Konzept von Karma und dessen Rolle im alltäglichen Leben.
- „Berührung und Bewusstsein: Die Rolle der Sinne im buddhistischen Verständnis“ von Bhikkhu Bodhi – Eine eingehende Analyse über das buddhistische Verständnis von Sinneswahrnehmungen und deren Auswirkungen auf das Dasein.
Diese Werke können helfen, das tiefere Verständnis des Bhumija Sutta und die Rolle der Berührung im Prozess der Entstehung von Lust und Leiden zu erfassen.