Die frühen Buddhisten waren berühmt für ihre Schweigsamkeit, sie redeten nur Heilsames.
Auch hielten sie sich gerne an Friedhöfe auf, um sich die Vergänglichkeit stets bewusst zu
halten. Später aber war es eine Ehre für junge Mönche, wenn sie vor dem Laienvolk kluge
Lehrreden rezitieren durften.
Es wird berichtet, dass einmal ein eitler Bürgermeister eines kleinen Dorfes zwischen dem
Städtchen Magok und der prächtigen Stadt Mandalay beim Vorsteher einer kleinen Pagode
beklagte, weil dort von den jungen Mönchen nur so kurze Reden gehalten wurden.
Da entschloss sich der Pagoden – Vorsteher selber eine Rede zu halten, als besonders viele
Dorfbewohner anwesend waren. Und der Vorsteher redete und redete bis den Zuhörern das
Sitzfleisch schmerzte und die Mägen vor Hunger knurrten. Davon ließ sich der Vorsteher aber
nicht abhalten in seiner Rede fortzufahren. Als die Hähne im Dorf bereits ihre Hennen ins
sichere Verschlag trieben und die Kinder vor der Dunkelheit heimliefen, redete der Vorsteher
unbeirrt immerzu. Da rutschten die Frauen am Boden sitzend, langsam der Ausgangstür entgegen und
waren plötzlich verschwunden. Einzig die Männer hockten noch auf den Hallenboden unruhig geworden,
bis sie schließlich dem Beispiel ihrer Frauen folgten.
Am Ende hockte nur noch der Bürgermeister vor dem Redner und rutschte auch schon dem
Hallen-Ausgang entgegen. Unbeeindruckt folgte der Vorsteher dem Bürgermeister mit nimmer
müder werdender Stimme. Der Bürgermeister entschloss sich rückwärts eilend, die Pagode zu
verlassen und stürzte rücklings in einen mannshohen, trockenen Wassergraben. Verzweifelt
blickte der Bürgermeister aus dem Loch und sah mit Schweiß auf der Stirne, oben am Rande den Vorsteher stehen,
der unbeirrt seine Rede fortführte und erst um Mitternacht den wehrlosen Zuhörer
aus seiner Notlage befreite.
Seitdem erkundigten sich die Dorfbewohner immer danach, welcher Geistliche demnächst
am Podium seine Rede hält.