ein österlicher Spaziergang zwischen Mythos und Heilkraft
Der April ist ein lateinisches Schlüsselwort zur Eröffnung des neuen Jahres mit dem Frühlingsanfang – auch im Buddhismus. In Taiwan gibt es sogar ein Osterhasendenkmal, das den Buddha in Äonen vor seiner Erleuchtung als Hase zeigt, wie er genüsslich an einer Möhre knabbert. Die vermehrungsfreudigen Hasen sind Frühlingsboten und hoppelten mir über meinen Yogaplatz, als ich noch jung und hübsch meine Brust – gemäß Goethe – im Morgentau badete.
(Allerdings nur so lange, bis sich vom Kaninchenurin Pickel auf meiner Haut bildeten.)
Die Frühlingsgöttin Ostara (die Östliche) bringt ihre Blütenpracht mit 25 km/h vom Oberrhein zum Niederrhein – pünktlich zu ihrem Fest: Ostern. Die Wikinger-Fibel EDDA erinnert in ihrem Fjölsvinnslied noch an ihre Wiederkunft:
„Lang ist die Nacht, länger sind zwei! Wie erdulde ich drei?
Minder lang deuchte der Monat oft mir, als des Harrens Halbnacht!“
Etwas später wanderte ich jeden Ostersonntag im ersten Sonnenschein mit meinen Kindern zur Eremitenquelle auf dem Hülser Berg, um dort schweigend das vom Mondlicht aufgeladene Felswasser heimzutragen. Wir bedienten uns der Runen-Mudras als Fingersprache. So warfen wir junge Brennnesselblätter vom Wegesrand ins geschöpfte Wasser, dazu Haselpollen, Gänseblümchen und Löwenzahn, und ließen deren Heilkräfte einwirken. Unterwegs musste ich darauf achten, dass die Kinder noch etwas Trinkwasser für zu Hause übrig ließen.
Meine Frau hatte bereits bunte Ostereier versteckt. Nach erfolgreicher Eiersuche mischten wir das harte Eigelb mit etwas Öl und Essig zu einer schmackhaften Paste und strichen diese zurück in das leere Eiweiß – zum weiteren Verzehr. Natürlich war der Osterteller auch mit Gänseblümchen, Brombeerblättern und Kuhblumen dekoriert – zur besseren Verdauung.
Drei Gänseblümchen sollte man täglich essen, besonders zur Blutdrucksenkung. Der Heilpraktiker nutzt sie sogar zur Tablettenherstellung – mit Knochenmehl. Gänseblümchen lieben die Sonne, richten sich stets nach ihr aus und schließen vor Regen ihre Kelche. Sie wachsen nur so hoch wie die Rasenmäherklingen reichen. Sie lieben die Gesellschaft von Gänsen, welche den Rasen natürlich kurz halten. Daher ihr Name.
Man sagt, das Mädchen werde hübsch, das die ersten drei Gänseblümchen des Jahres isst.
Die ganze Pflanze ist essbar – auch die Blätter am Stielanfang, als Feldsalat. Getrocknet eignen sie sich für Tee. Ihre Flavonoide schützen vor UV-Licht und wirken entzündungshemmend. Sie stärken unsere Kapillaren, wirken auswurffördernd, krampflösend, durchblutungsfördernd und beruhigend. Ihre Saponine und Schleimstoffe schützen Magen und Schleimhaut – hilfreich bei Gastritis. Sie wirken gegen Katarrhe der Atemwege. Die enthaltenen Gerbstoffe hemmen Keime, indem sie unlösliche Eiweißverbindungen mit Haut- und Schleimhautstücken eingehen. Sie regen die Kollagenbildung an und fördern Botenstoffe wie Acetylcholin (senkt den Blutdruck).
Außerdem sind sie stoffwechselanregend, antidiabetisch und antioxidativ.
Früher schmückten sich Mädchen mit Kränzen aus Gänseblümchen im goldenen Haar – zu Recht.
Auch die vielen Pusteblumen sollte man nicht verfluchen. In ihrer gelben Vorform – als Kuhblumen – enthalten sie die besten Bitterstoffe der Natur, als Ausgleich gegen schädliche Süßigkeiten. Alles vom Löwenzahn ist essbar. Die Blätter, die an Löwenzähne erinnern, ergeben einen gesunden Salat, der die Leber entgiftet und die Drüsen anregt. Die Blüten dienten als Grundlage für Bauernwein, die geröstete Wurzel – auf der Ofenplatte – war besonders wirksam.
Die weiße Löwenzahnmilch wurde zu Unrecht als giftige Wolfsmilch verunglimpft. In Wahrheit enthält sie reichlich Taraxacin, das gallenflussfördernd wirkt und die Leberproduktion unterstützt. Sie ist gut für die Verdauung, und auch in der Wurzel kommt Taraxacin konzentriert vor.
Traditionell werfen wir zum Abschluss trockenes Rosmarienholz in eine eiserne Feuerschale und genießen den Duft in familiärer Gemeinschaft.
🧘 Achtsamkeitsübung:
„Acht Achtsame Atemzüge zum Erwachen“
Diese Übung eignet sich besonders für einen stillen Morgen oder einen Spaziergang im Grünen.
Setze dich ruhig und aufrecht hin oder bleibe stehen, mit beiden Füßen geerdet.
Schließe sanft die Augen oder richte deinen Blick auf einen Punkt in der Natur.
Atme ein – und bemerke, dass du atmest.
Atme aus – und lächle dem Moment zu.
Spüre die Frische der Luft, wie sie in deinen Körper eintritt.
Mit jedem Ausatmen, lasse Gedanken und Sorgen los – wie Blütenblätter im Wind.
Bei jedem Atemzug, verbinde dich mit einem Element um dich herum: Erde, Wind, Sonne, Geräusche.
Nach acht bewussten Atemzügen, verneige dich innerlich vor dem Leben in dir und um dich herum.
Diese Übung ist inspiriert von den Lehren des Satipaṭṭhāna Sutta, in dem die Achtsamkeit auf den Atem als grundlegende Praxis beschrieben wird.