aus der Tripitaka, Vatthu-pama Sutta, gekürzte Fassung
So habe ich gehört:
Einstmals weilte der Erhabene im Vihara (Kloster) des Anatha-pindikas bei der Stadt Savatthi im Hain (Vana) des Fürsten Jeta. Es war nach dem Klostereinschluss zur Regenzeit, und die Wege waren wieder begehbar, ohne Furcht zu haben, die vielen Kleintiere zu zertreten, die der Regen aus der Erdtiefe getrieben hatte. Die Laiengemeinde hatte den Mönchen zur beginnenden Wanderzeit neue Kutten gespendet. Der Erhabene schaute erfreut auf die nagelneuen, frisch gelb gefärbten Gewänder und sprach: „Wenn da ein Gewand wäre, unrein, voll Schmutz, und brächte es zum Färber. Der würde es mit irgendeiner Farbe gründlich einfärben, doch das würde ihm nie voll gelingen, wegen seiner Unreinheit. Ebenso auch ist bei beschmutzten Sinnen ein übles Ergebnis zu erwarten. (Vergeblich auch ist das Bemühen, Unbelehrbare zu belehren.*) Gier und Lust am Unrecht ist Geistesbefleckung; Böswilligkeit ist Geistesbefleckung; Zorn, Heuchelei, Neid, Eifersucht, Geiz, Trug, Stumpfheit, Heftigkeit, Stolz, Überhebung, Schlaffheit und Unrecht ebenso. Ein Bhikkhu, der es eingesehen hat, der tut diese unguten Dinge ab und ist ohne Geistesbefleckungen, von unbeirrbarem Vertrauen zum Buddha erfüllt, zum Dhamma (Lehre) erfüllt, zum Sangha (Mönchsversammlung) erfüllt. Wohl verkündet vom Erhabenen ist die Lehre, die hier schon zu verwirklichende, unverzügliche, unmittelbar ersichtliche, zum Abschluss führende, aus sich selber heraus Denkenden verständliche. Er ist von unbeirrbarem Vertrauen zur Gemeinde erfüllt: Auf gutem Pfade ist des Erhabenen Schülergemeinde, auf rechtem Pfade, auf schicklichem Pfade, ist des Erhabenen Schülergemeinde, würdig der Gabe, würdig der Bewirtung, würdig der Almosenspende, würdig der Verehrung, für die Welt das unvergleichliche Saatfeld der Verdienste. Der gewinnt: Verständnis der Sinne, der gewinnt die der Lehre eignende Befriedigung. Dem Befriedigten erhebt sich Freudigkeit, dem Befreudigten beruhigt sich der Körper, der fühlt dann das Glück, dem Beglückten einigt sich der Geist. Der erkennt den zurückliegenden Werdegang, erfreut sich seiner Zucht, Tugend und Weisheit, dem plötzlicher Verzicht nicht zum Hindernis wird. Gleich als wenn man ein schmutziges Gewand mit Pottasche und Salz und viel sauberes Wasser immer wieder reinigt und wässert und das so gereinigte Gewand dann zum Färber bringt und eine gute Farbe erhält, ebenso der Bhikkhu, dem solche Zucht und Tugend, solche Weisheit eignet, auch wenn er als Almosenspeise ausgelesenen Reis, würzig und saftig zu sich nimmt, so geschieht das wohlbeherrschterweise. Denn der weilt mit einem Geist, in Nächstenliebe gerüstet, allen Himmelsrichtungen durchstrahlend, jeden Orts in Allverselbstung die ganze Welt mit Liebe, Mitleid, Mitfreude, Gleichmut, gerüsteten Geist durchdringend, mit weitem, großem, unbeschränktem, hass- und missgunstfreiem Geist. (Anm.: Gleichmut kommt aus dem Verständnis der Zusammenhänge und ist nicht mit Gleichgültigkeit zu verwechseln!)
Der erkennt: Dieses gibt es: Gemeines gibt es und Edles, Fesselung gibt es und Freiheit gibt es, höher als dieses Gebiet der Wahrnehmbarkeit. Der so durchschaut, dem wird der Geist frei von Sinnlichkeitstrieb, frei vom Werdetrieb, vom Nichtwissen! Ein solcher Bhikkhu wandelt den Reinheitsweg (Brahmacariya), gebadet im inneren Bad der Lehre!“ Damals weilten zwei Brahmanen (Hindu-Priester) dem Sangha bei: der Brahmane Bharadvaja, der eben erst dem Sangha beigetreten war, und der Brahmana Sundarikab-Haradvaja. Letzterer fragte den Erhabenen, ob dieser nicht in den heiligen Flüssen sich rituell reinigen würde. Der Erhabene antwortete ihm mit folgenden Versen:
In Bahuka, Acittaka, Gaya, Sundarika, Sarassati, Payaga und Bahumati –
Wird nimmer rein das Wesen, das eine böse Tat gewirkt.
Was sollen denn all diese Flüsse tun, dem Mann voll Hass und Sünden?
Nicht waschen sie ab all sein böses Werk!
Dem Reinen aber ist stets hell der Himmel,
ein jeder Tag wird ihm ein Sonntag sein!
Dem Reinen, der das Lichte wirkt, dem schlägt zum Guten alles Tun!
Hier, wahrlich, Brahmane, bade du:
Allen Wesen lasse ihren Frieden! Wenn nie du lügst und keinen quälst,
Wenn fremdes Gut du nicht zueigen nimmst, von Gieren frei!
Was macht dein Gang zum Gaya dann?
Wie Ganges bleibt er Wasser nur!“
Auf diese Worte hin bat der Brahmane Sundarikab-Haradvaja beim Erhabenen um Ordensaufnahme und empfing alsbald die gewünschte Weihe. Der ehrwürdige Bharadvaja aber hatte gar bald, einsam zurückgezogen, unnachlässig, eifrig, zielbewusst, um wessenwillen Edelgeborene ganz und gar aus dem Hause in die Hauslosigkeit hinausziehen, jenes unvergleichliche Ziel des Reinheitslebens erreicht, schon in diesem Dasein es unmittelbar durchschauend und verwirklicht: versiegt ist die Geburt, ausgelegt des Brahmacariya, vollbracht die Lebensaufgabe, nichts Weiteres nach diesem hier – die Einsicht ging auf. Und es war nun der ehrwürdige Bharadvaja einer der Arahats (Heiligen).
Wer mit offenem Herzen lauscht, mag in diesen Worten einen Spiegel finden, der die Wahrheit offenbart – nicht fern, nicht verborgen, sondern hier und jetzt erfahrbar.
Anmerkung:
Gleichmut, wie im Text beschrieben, ist ein zentrales Konzept im Buddhismus. Es entsteht aus dem Verständnis der Zusammenhänge und der Akzeptanz der Wirklichkeit, ohne dabei gleichgültig zu werden. Es ist eine Haltung der inneren Balance und des Friedens, die durch Meditation und Einsicht entwickelt wird.
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Weiterführende Literatur:
„Die Lehre des Buddha“ von Walpola Rahula – Ein grundlegendes Werk zum Verständnis der buddhistischen Lehre.
„Der Pfad der Reinheit“ (Visuddhimagga) von Buddhaghosa – Ein klassischer Text zur buddhistischen Praxis und Meditation.
„Buddhismus: Eine Einführung“ von Hans Wolfgang Schumann – Ein umfassender Überblick über die Geschichte und Lehren des Buddhismus.
„Die Reden des Buddha“ (Majjhima Nikaya) – Eine Sammlung von Lehrreden des Buddha, die tiefe Einblicke in seine Weisheit geben.