aus der Tripitaka, Vajiyamahita-Sutta, gekürzt
Einstmals weilte der Erhabene in der großen Stadt Campa, im Waldstück beim Gagasee. Da verließ der angesehene Hausherr Vajiya-mahita sein Gutshaus, um den Erhabenen zu sehen. Während seines Ausfluges führte sein Weg an die Lager anderer Sektenführer vorbei, und da kam ihm der Gedanke:
„Nicht die rechte Zeit ist es eben, den Erhabenen zu sehen; zurückgezogen hat er sich mit seiner Schülergemeinde zu dieser Stunde der Schweige-Übung.“
Damals nun saßen die Führer anderer Sekten in gemeinsamem Beisammensein, laut durcheinanderredend, in lärmenden Lehrstreitigkeiten und gemeinem Geschwätz. Als die Sektenführer den Hausherrn herankommen sahen, riefen sie ihren Gefolgsleuten zu:
„Seid still, Verehrte! Macht keinen Lärm! Da kommt der wohlhabende Hausherr Vajiyamahita, einer der weißgekleideten Schüler des Büßers Gotama. Liebhaber des Schweigens in der Stille, Lobpreiser der Schweige-Übung! Wenn er auch uns in Stille vertieft vorfindet, bekommt er vielleicht Lust, unserer geräuschlosen Versammlung näher zu treten!“
Da verstummten jene Wandermönche, während sich der Hausherr ihnen näherte. Dort begrüßte der edle Hausherr die Wandermönche und setzte sich seitwärts nieder. Die Sektenführer fragten neugierig:
„Ist es wirklich wahr, Hausherr, dass der Büßer Gotama jede unserer Bußübungen verwirft und jeden, der das raue Büßerleben führt, abweist und tadelt?“
Der Hausherr antwortete wahrheitsgemäß:
„Durchaus nicht, ihr Herren, verwirft der Erhabene jede Bußübung. Er weist auch nicht jeden, der das raue Büßerleben führt, bedingungslos ab oder tadelt ihn. Das Verwerfliche, freilich, verwirft der Erhabene; das Preisbare lobt er. Und indem er so das Verwerfliche verwirft und das Preisbare lobt, urteilt der Erhabene je nach den Umständen. Nicht einseitig urteilt er und widerspricht sich nicht!“
Darauf sprach ein Sektenoberhaupt:
„Warte nur, Hausherr! Der Büßer Gotama, dessen Lob du da kündest, ist doch ein Nihilist, ein Nicht-Erklärer!“
Der Hausherr antwortete:
„Da werde auch ich euch, ihr Herren, etwas sagen, wie es sich gehört: Das ist gut, hat der Erhabene erklärt; das ist nicht gut, hat der Erhabene erklärt. Und weil er so gut und nicht-gut erklärt, ist der Erhabene ein Erklärer, nicht ein Nihilist, ein Nicht-Erklärer!“
Jene Wandermönche saßen stumm da, verstört, mit gekrümmtem Rücken, gesenktem Antlitz, niedergeschlagen, unfähig, ein Wort zu finden.
Als der Hausherr diese Sektierer wie ein Häuflein Elend sitzen sah, erhob er sich und begab sich zum Erhabenen. Dort berichtete er von seiner Diskussion mit den Sektenführern. Der Erhabene sprach:
„Gut, Hausherr, so müssen jene verblendeten Menschen von Zeit zu Zeit gehörig zurechtgesetzt werden. Nicht sage ich, dass jede Buße, jedes Gelöbnis, jede Übung und jede Entsagung gut oder böse ist. Nur diejenigen, bei deren Ausübung ungute Dinge schwinden und gute Dinge wachsen, nenne ich gut!“
Nach diesem Gespräch, das ihn angeregt, bestärkt und erheitert hatte, erhob sich der Hausherr Vajiya-mahita von seinem Sitz, verabschiedete sich ehrfurchtsvoll, machte die Rechtswandlung und ging fort. Der Erhabene sprach zu seinen Schülern:
„Wenn einer, auch wenn er schon lange Zeit ein Weitfortgeschrittener in dieser Lehrordnung ist, den Wandermönchen anderer Sekten begegnet, soll er sie ebenso gehörig zurechtsetzen, wie es der Hausherr Vajiya-mahita getan hat!“
Anmerkung von uns:
Andere Suttas beschrieben wie der Erleuchtete auf viele Sekten unterschiedlicher Regelationen stieß: einige aßen nur unterirdische Früchte, andere aßen nur oberirdische Früchte, wieder andere fasteten bei abnehmenden Mond von Vollmond zu Neumond oder gingen nackt als Luftbekleidete oder ließen Bart und Haare wachsen, bzw. ließen nur einen Zopf am Hinterkopf stehen. Buddha war reiner Pragmatiker und ordnete an: nur auf Fleischspeisen zu verzichten und ab Mittags zu fasten. Fernerhin nur die billigste Kleidung in der billigsten gelben Einfärbung zu tragen und alle Körperhaare schon aus Reinheitsgründen zu entfernen.
Achtsamkeitsübung
„Die Kunst des Schweigens“
- Setze dich bequem hin, schließe die Augen und nimm drei tiefe Atemzüge.
- Beobachte für fünf Minuten die Geräusche um dich herum, ohne sie zu bewerten.
- Lenke deine Aufmerksamkeit auf deinen Atem. Lasse Gedanken kommen und gehen, ohne an ihnen festzuhalten.
- Wiederhole innerlich: „In der Stille finde ich Klarheit.“
- Beende die Übung mit einem tiefen Atemzug und einem Moment der Dankbarkeit.
Weiterführende Quellen
- Bhikkhu Bodhi: The Noble Eightfold Path
- Walpola Rahula: What the Buddha Taught
- Analayo: Satipatthana: The Direct Path to Realization
- Donald S. Lopez Jr.: The Story of Buddhism
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