Deutsche Freibeuter-Epos in 40 Strophen
Vorwort:
Dieses Theaterstück entführt uns in die rauen und faszinierenden Zeiten der Freibeuter und Seefahrer im 14. Jahrhundert. Klaus Störtebeker, einer der bekanntesten deutschen Piraten, steht im Mittelpunkt dieses Epos. Es zeigt seine Abenteuer, Kämpfe und die Loyalität zu seinen Kameraden. Das Stück beleuchtet die historischen Hintergründe und die kulturellen Unterschiede jener Zeit und bringt uns näher an das Leben und die Herausforderungen der Freibeuter. Es ist eine Hommage an den Mut und den Willen, gegen Widrigkeiten zu kämpfen und neue Wege zu beschreiten. Dieses Werk soll uns nicht nur unterhalten, sondern auch zum Nachdenken über die Geschichte und die menschlichen Werte anregen.
Szene 1: Hafenbar
Klaus:
Löwenmutter, lieb und fein,
schenk mir noch 'nen Becher ein!
Aller wurde jetzt so teuer,
nichts bleibt mir von meiner Heuer!
Ein Schwede spricht zu ihm:
Schlecht lebt es sich im Binnenland,
besser hier an der Waterkant!
Pfeife auf die Erbsenzähler,
Werde reich beim Likendeeler!
Die Kaperfahrt bringt derweil
fette Beute gleiche Teil’!
Zumal Königin Margarete
belagert Schwedens Hafenstädte!
König Albrecht hat mich entsandt
zu organisieren einen Widerstand!
Geld und Brief erhält fürs Geleit,
wer für die Hilfstruppe steht bereit!
Klaus:
Eine Kogge ich weiß fürwahr
zu mieten hier in Wismar!
Und vierzig Mann ganz ungeniert,
sind als Freibeuter rasch arrangiert!
Fremder:
Stockholm belagern die Dänenheere,
bringt Vitalien durch die Seiten-Schäre!
Wir erwarten euch zur Neumondzeit,
dann ist’s finster Meilen weit.
Hier hast du schon ein Sack voller Kronen,
Euer Abenteuer wird sich lohnen!
Die Fahrt, die ihr aus dänischen Schiffen geborgen,
könnt ihr bei uns gewinnreich entsorgen!
Der Fremde geht, Klaus setzt sich zum Reeder Togge und sagt:
Reedermeister Togge!
Vermiete mir deine Kogge!
Dieser königlicher Geleitbrief garantiert schon,
von unseren Fahrten gute Provision!
Togge:
Schieb schon die Kronen herüber,
aber die Mannschaft stell ICH lieber!
Denn: bei meiner Seel,
alle kriegen den gliken Deel!
Komm übermorgen um Glase zehn,
Kogge und Besatzung an zu seh’n!
Auf der Kommandobrücke findest du dann
deine Ernennung zum Schiffshauptmann!
Szene 2: Seefahrt
Klaus, von der Brücke:
Hört ihr mutigen See-Soldaten,
heute beginnen die Kaperfahrten!
Ziel sind Stockholms Hafenklippen,
die wir ungeseh’n umschippen!
In Ruderbooten werden wir dort anlegen,
und Nahrungsmittel übergeben!
In Visby auf Insel Gotland
suchen wir dann Unterstand!
Von dort im weiteren Verlauf,
stöbern wir Versorgungsschiffe auf,
die von Bornholm vollbeladen
kreuzen gotländische Gestaden!
Darauf wollen wir den Becher heben,
Neptun verleihe deinen Segen!
Nicht alle kehren wieder zurück,
doch die es werden, als Hans im Glück!
Genug der Sprecher! Stürzt den Becher!
Michel ruft: Stört de Beker! Stört de Beker!
Mannschaft stimmt ein Seemannslied an. Zeit vergeht, Michel ruft:
Ein dänischer Frachter!
Zwei Meilen achter!
Manöver sofort!
Alle Mann an Bord!
Klaus schaut durchs Fernrohr und sagt:
Im Segel steht eine steile Briese,
schnell erreichen wir Diese!
Jetzt kann Jedermann beweisen,
ob er aus Holz ist, oder aus Eisen!
Nach einer Weile ruft Klaus:
Klar machen zum Rammen!
Alle Bogenschützen schießen zusammen!
Enterhaken greifet an!
Spieß voran! Spieß voran!
Klaus im Schlachtgetöse:
Gott im Himmel wollen wir danken!
Schon springen wir über ihren Planken!
Jetzt gibt es für uns kein Halten…
Auf! Zum Schädelspalten!
Ein dänischer Kapitän ruft laut:
Haltet ein! Haltet ein!
Friede soll sein!
Wir überlassen euch kampflos unsere Fracht,
wenn ihr keine weiteren Untaten macht!
Klaus lacht:
Das nenn ich ein gutes Beginnen!
So wollen wir weitere Beute gewinnen!
Auf unser Schiff ohne zu fragen,
wollen wir die dänischen Waren tragen!
Stunden später. Klaus:
Die harte Arbeit ist getan,
jetzt müssen wir Schleichwege fahr’n:
und von diesen Dingen
alle ungesehen nach Stockholm bringen!
Die Mannschaft stimmt ein Seemannslied an.
Szene 3: Hafen-Kantor
Hafenmeister spricht zu Klaus:
Von 1389 in drei guten Jahren,
habt ihr für uns Vitalien gefahren.
Gut entlohnt ohne zu lügen,
findet ihr Unterstand jetzt auf Rügen!
Ich hörte dem Reeder Togge,
prelltet ihr um seine Kogge!
Wie konntet ihr solches wagen?
Die ganze Hanse wird euch jagen!
Klaus:
In Visby sind wir nicht mehr willkommen,
so haben wir in Saßnitz Schutz genommen!
Sollte sich dorthin die Hanse verirren,
wird sie Schiff und Mannschaft verlieren!
Schwedischer Hafenmeister:
Wie dem auch sei, ihr wisst Bescheid,
die Hanse ist zum Kampf bereit.
Schutzgelder hatten sie euch gegeben,
jetzt trachten sie nach eurem Leben!
Klaus:
Fahrwohl! So werden wir die Anker lichten
und neue Arbeitsplätze sichten.
Wenn unser Schiff in See heute sticht:
Wir bereuen es nicht!
Szene 4: Friesenhauptmann
Spricht zu Klaus:
Sechs Jahre kaperst du um Rügen,
1398 wurdest du vom deutschen Orden vertrieben!
Helgoland wurde deine neue Statt,
weit entfernt von unserem Watt!
Es wird uns beiden jedoch nützen,
wenn wir uns gegenseitig unterstützen!
All die Engländer und Flamen,
grüßlos an uns vorüberkamen!
Nur wenn einmal ein Schiff gestrandet,
sind ihre Güter bei uns gelandet!
Unterstützen wir eure Kaperfahrt,
dass jeder davon was hat!
Klaus:
So sei es denn, Landshauptmann,
ganz Friesland wird genesen daran!
Eure Ohren ja gut vernehmen,
Worte aus Hamburg und Bremen!
Michel fragt zaghaft Klaus:
Die sieben Inseln vor Ost-Friesland
sind mir mit Namen unbekannt.
Es ist für mich ein Mysterium,
wie lernt man sie reihum?
Friesenhäuptling zu Michel:
W-angerooge, S-piekerogge, L-angeooge, B-altrum,
lernen ihre Anfangsbuchstaben reihum:
N-orderney, J-uist, B-orkum zum Schluss
Dir mit ihren ersten Buchstaben helfen muss.
Und diese Buchstaben findet man,
wer folgenden Satz auch sprechen kann:
W-elcher S-eemann L-iegt B-etrunken N-och I-m B-ett?
So machst du ihre Reihenfolgen komplett!
Michel wiederholt diese Sätze lachend beim Fortgehen
Zwei Jahre vergingen, Fritz sitzt kleinlaut beim Friesenhauptmann, der spricht:
Zwei verflossene Jahre ich nie bereute,
jetzt ist Schluss mit der Freibeute!
Tapfer hattet ihr gestritten,
und jetzt eure Niederlage erlitten!
Der englische König vor einigen Tagen,
wollte euch um Unterstützung fragen.
Er ist noch völlig unbefangen,
weiß nicht, wie es euch ergangen!
Du brauchst ihm ja nicht zu sagen,
auf dem Grasbrook hat man Klaus’ Haupt abgeschlagen!
Kopflos lief er an elf Gefährten vorbei,
diese ließen die Hamburger frei!
Und wo die sich haben versteckt,
habe ich entdeckt.
Ein Wort bräuchte ich nur sagen,
und sie würden sich auf meiner Seite schlagen!
Auf Helgoland im Felsenloch,
versteckte Störtebeker seine Papiere noch.
Wer die dem König zeigt,
macht ihn wohl geneigt,
um eine neue Mannschaft zu rekrutieren,
seine Koggen zu flankieren.
Der große Ruf verschafft uns schon
zu guten Dienst und hohen Lohn!
Friesenhauptmann:
Ich wünsche, dir würde das gelingen,
für mich kann auch was davon abspringen!
Die Geschichte hatte mir gelehrt,
dass alles einmal wiederkehrt!
unser Fazit:
Das Stück endet mit einer reflektierenden Note, die die wiederkehrenden Zyklen der Geschichte und die Unvermeidbarkeit des Wandels betont. Die Abenteuer von Klaus Störtebeker und seiner Mannschaft zeigen uns, dass Mut, Loyalität und der Wille, für seine Überzeugungen zu kämpfen, zeitlose Werte sind, die auch heute noch Relevanz haben. Dieses Theaterstück erinnert uns daran, dass die Herausforderungen des Lebens oft mit unerwarteten Wendungen verbunden sind, und es ist die Art und Weise, wie wir ihnen begegnen, die unseren Charakter formt. Möge die Geschichte von Klaus Störtebeker uns alle inspirieren, mit Entschlossenheit und Tapferkeit unseren eigenen Weg zu gehen.
Wie immer am ende noch ein paar Tipps für die Regie und Darsteller:
Authentizität der Kostüme und Kulissen: Nutzt historische Referenzen, um die Kleidung und Umgebung der Zeit um 1398 genau darzustellen. Dies verstärkt die Glaubwürdigkeit und das Eintauchen des Publikums in die Epoche.
Beleuchtung und Effekte: Verwendet gezielte Beleuchtung, um die Atmosphäre auf der Bühne zu verändern. Dunklere Beleuchtung für nächtliche Seefahrten und hellere, warme Töne für Szenen an Land oder in Tavernen.
Soundeffekte: Integriert Soundeffekte wie das Rauschen des Meeres, das Klirren von Schwertern und das Knarren von Schiffsplanken, um die Szenen lebendig und realistisch zu gestalten.
Schauspielerführung: Ermutigt die Darsteller, die Dialekte und Sprachmuster der Zeit nachzuahmen, um die Authentizität zu wahren. Achtet darauf, dass ihre Bewegungen und Gesten der historischen Seefahrerkultur entsprechen.
Kampfchoreografie: Plant realistische und sicher durchgeführte Kampfszenen. Trainingsstunden für Schwertkampf und Bühnenkampf sind hierbei unerlässlich.
Emotionale Tiefe: Arbeitet mit den Darstellern daran, die emotionalen Aspekte der Charaktere herauszuarbeiten – von der Kameradschaft und dem Humor der Seefahrer bis hin zur Angst und Verzweiflung im Kampf.
Tempo und Rhythmus: Achtet auf den Rhythmus des Stücks. Szenenwechsel sollten fließend sein, um die Spannung zu halten und den Handlungsfluss nicht zu unterbrechen.
Interaktion mit dem Publikum: Nutzt Gelegenheiten, um das Publikum direkt anzusprechen oder einzubeziehen, um eine Verbindung herzustellen und die Spannung zu erhöhen.