Eine mysteriöse Entdeckung aus Minnesota
Im Jahr 1898 fällte der einfache Farmer Olaf Omen in Kensington (Minnesota) störende Bäume auf seiner Farm. Als er dabei einen kleineren Baum beseitigte, fand er zwischen dessen Wurzeln eine 200 Pfund schwere rechteckige Steinplatte, etwa drei Fuß mal vier Fuß groß und mit einer Dicke von handtellergroßer Breite. Obwohl die Bewohner erkannten, dass die Inschrift des Steins eingeritzte Runen waren, konnte sie niemand entziffern. Es vergingen neun Jahre, bis der US-Forscher U.R. Holland die Runenschrift entschlüsselte.
Eine Entdeckungsreise und die Runeninschrift
Die Inschrift berichtet von der Reise einer Gruppe von sechs Goten und 22 Norwegern zum legendären Vinland (Weinland), das in alten Seefahrerlegenden beschrieben wurde. Vinland war der Name, den die Wikinger dem von ihnen um das Jahr 1000 entdeckten Amerika gaben. In den Runen ist zu lesen, wie die Gruppe von Island aus über Grönland westwärts segelte. Sie ergänzten den Runenstein mit der Jahreszahl 1362, dargestellt in Stabzahlen, die sich von den gemeingermanischen Stabzahlen unterschieden.
Interessanterweise verwendeten die Wikinger in Schweden zu jener Zeit punktierte Runen, bei denen Punkte die Lautwerte veränderten. Ein Punkt in der Is-Rune machte aus dem Lautwert „I“ ein „E“, ein Punkt in der Kein-Rune verwandelte das „G“ in ein „K“. Die Nutzung solcher Runen und Stabzahlen sowie die sprachliche Präzision des Runenmeisters zeugen von einer zentralen gemeingermanischen Runenschule.
Die Bedeutung des Steins
Obwohl die Echtheit des Runensteins von der Wissenschaft lange angezweifelt wurde, sprechen einige Fakten dagegen, dass es sich um einen Betrug handelt. Der Finder Olaf Omen war ein einfacher, ehrlicher Mann ohne erkennbare Motivation, einen Schwindel zu inszenieren. Zudem war der Stein neun Jahre lang unbeachtet geblieben, bevor er entschlüsselt wurde. Die uralten Wikingerreiseberichte, heute in den Bibliotheken Islands und Skandinaviens zu finden, belegen, dass die Wikinger bereits 500 Jahre vor Kolumbus Amerika entdeckt hatten.
Im Umfeld des Kensington-Steins wurden Pfeilspitzen nordamerikanischer Indianer und sogar Wikinger-Artefakte, darunter eine Streitaxt, gefunden. Altisländische Reiseberichte beschreiben die Wikinger-Route unter Leif Erikson von Grönland über Helluland (Baffin-Inseln) und Markland (Labrador) bis nach Vinland (Neufundland).
Die Inschrift des Kensington-Steins
Die neun Zeilen Runenschrift des Kensington-Steins enthalten folgenden Text:
- „8 Göter und 22 Norweger an…“
- „diese Forscherreise von…“
- „Weinland von Westen Wir…“
- „Hatten Lager mit 2 Indianern…“ (Skrälinge, wie die Wikinger sie nannten)
- „Tagesreise nördlich von diesem Stein…“
- „Wir waren auch fischen einen Tag danach…“
- „Wir kamen heim, fanden 10 Männer von Blut und Tod…“
- „Ave Maria…“
- „Schütze vor Übel!“
Diese Inschrift beschreibt nicht nur eine Reise, sondern auch einen gewaltsamen Vorfall, bei dem einige der Entdecker getötet wurden.
Weitere Entdeckungen
Neben dem Kensington-Stein wurden auch andere Runenfunde in den USA gemacht, darunter die Runeninschrift im Mamorlöwen von Rom und der Narragansett Runenstein in Rhode Island. Diese Funde untermauern die These, dass die Wikinger Amerika besuchten und Spuren hinterließen, lange bevor Kolumbus auf dem Kontinent landete.
(Weitere Einsicht: Museum von Alexandria, Minnesota)
Quellen:
- Museum von Alexandria, Minnesota
- Altisländische Reiseberichte, Bibliotheken Islands und Skandinaviens
- Forscher U.R. Holland, historische Entdeckungsberichte
- Wikinger-Reiseberichte, Nationalmuseum Schweden