Nietzsches Übermensch
Vorwort
Die Philosophie ist ein sich ständig entwickelndes Feld, in dem große Denker über die Jahrhunderte hinweg die menschliche Existenz, Moral und das Wesen der Realität untersucht haben. In der modernen westlichen Philosophie hat Friedrich Nietzsche einen besonderen Platz eingenommen. Seine provokanten und oft kontroversen Ideen haben die intellektuelle Landschaft geprägt und beeinflussen bis heute unser Denken. In diesem Kapitel widmen wir uns Nietzsches Konzept des Übermenschen, einer Figur, die er in seinem Hauptwerk „Also sprach Zarathustra“ entwarf. Der Übermensch stellt ein Ideal dar, das den Menschen zur Überwindung seiner gegenwärtigen Schwächen und zur Erreichung eines höheren Seinszustandes inspiriert.
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900 nach Christi) war wohl mehr ein hervorragender Schriftsteller als ein Philosoph. Er schleuderte so eindrucksvolle Gedanken in den Raum, dass man ihn den „Philosophen mit dem Hammer“ nannte. Schopenhauers Begriff des Lebens als „blinder Wille“ rückte Nietzsche ethisch wie metaphysisch in den Vordergrund. Friedrich Nietzsche war Sohn eines frömmelnden evangelischen Pfarrers, studierte Philologie und wurde als Professor zur Universität Basel berufen. Als deutscher Kriegsfreiwilliger im Deutsch-Französischen Krieg steckte er sich als Sanitäter mit der damals unheilbaren Syphilis an und erholte seine Schwächeanfälle regelmäßig im warmen Italien. 1879 ging er in den Ruhestand und starb danach in geistiger Umnachtung, umsorgt von seiner geliebten Schwester. Nur solch ein Weib würde er ehelichen, die seiner Schwester gleich käme.
Von Schopenhauer übernahm er die Reinkarnationslehre und kam zur Erkenntnis, dass im ewigen Wechsel von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft alles bereits einmal gewesen war und nichts Neues mehr entstehen kann. Dieser von ihm genannte Wiederkunfts-Zyklus bringt auch stets das Gute in der menschlichen Geschichte hervor und widerlegt den Verdacht des Pessimismus. In Nietzsches Hauptwerk „Also sprach Zarathustra!“ verkündet Nietzsche seinen Übermenschen als vollkommenes Zukunftswesen, mit gestähltem Willen als Gegenstück zu seinem kränklichen Zustand. „Nicht fort sollt ihr euch zeugen! Sondern höher!“, damit dachte Nietzsche an die hellenistische Aristokratie. Nietzsche erklärte: „Ich schätze die Macht des Willens danach, wie viel von Widerstand, Schmerz und Tortur er aushält und sie zum Vorteil umzuwandeln weiß!“ Nietzsche verwechselt hier wohl Mitleid mit Schwäche und weicht somit grob vom Buddhismus ab. Denn gerade das zeichnet wahre Stärke aus, seine Macht nicht zu missbrauchen! Nach Nietzsche ist der Übermensch ein Krieger und das Weib dient ihm zur Erholung. Eine islamische Einstellung, wobei er das Neue Testament (Christentum) ablehnt und das Alte Testament (Judentum) hervorhebt. So ruft Nietzsche seinem Übermenschen die Worte zu: „Gehst du zum Weibe, vergiss die Peitsche nicht!“ Denn der Philosoph meint, dass triviale Leute auch im Leiden trivial sind, und große Menschen sind auch darin groß, – und um so größeren Leidens willen braucht man niemanden zu bedauern.
Nietzsche lässt sich ganz von ethischen Motiven leiten und bewunderte bestimmte Eigenschaften, die er nur bei einer aristokratischen Minderheit für möglich hält und die Masse sollte dafür einzelne Genies hervorbringen, die dann der Aristokratie würdig sind. Den bürgerlichen nannte er einen „Missratenen“, gegen deren Leiden er nichts einzuwenden hat. In seinem Buche „Jenseits von Gut und Böse“ tritt der Geist des Alten Testaments heraus, was ihm sagen lässt: „ein Fehler sei, sich verpflichtet zu fühlen, nach dem Sieg des Guten und der Vernichtung des Bösen zu trachten!“ Wenn ein Missratener stürzt, sollte man ihn nicht am Fallen hindern. So wurde Nietzsche zum Umwerter aller Werte. Wir sehen an den Lebensläufen von Schopenhauer und Nietzsche, welche Folgen deren dominante Mütter an ihren Söhnen verursachen können: beide wurden geniale Frauenhasser. Ein Gegenstück bieten uns die modernen „Emanzen“, die über ihre völlige Gleichstellung mit dem Manne zum Männerfeind hinausschießen. Hier mögen andere Ursachen zugrunde liegen wie enttäuschte Liebe, Bruderneid, Missbrauchserlebnisse oder lesbische Überheblichkeiten u.a.
Fazit
Nietzsches Übermensch stellt eine radikale Herausforderung und Umgestaltung der traditionellen Moral und sozialen Werte dar. Seine Philosophie fordert den Einzelnen auf, über sich selbst hinauszuwachsen, um eine höhere Ebene des Daseins zu erreichen, jenseits der gewöhnlichen menschlichen Schwächen und Beschränkungen. Während seine Ansichten oft kontrovers und manchmal schwer zu akzeptieren sind, bleibt Nietzsches Gedankengut ein bedeutender Beitrag zur modernen Philosophie. Er fordert uns auf, unsere eigenen Überzeugungen und Werte zu hinterfragen und inspiriert uns, nach einer größeren Selbstverwirklichung zu streben.
Literatur und Quellen
- Nietzsche, Friedrich. Also sprach Zarathustra. Leipzig: E. W. Fritzsch, 1883-1885.
- Nietzsche, Friedrich. Jenseits von Gut und Böse. Leipzig: C. G. Naumann, 1886.
- Schopenhauer, Arthur. Die Welt als Wille und Vorstellung. Leipzig: F. A. Brockhaus, 1819.
- Dispenza, Joe. Du bist das Placebo: Bewusstsein wird Materie. VAK Verlag, 2016.
- Laszlo, Ervin. Kosmische Kreativität: Die revolutionäre Wissenschaft vom Bewusstsein. Amra Verlag, 2008.
Weiterführende Literatur
- Heidegger, Martin. Nietzsche. Pfullingen: Günther Neske Verlag, 1961.
- Kaufmann, Walter. Nietzsche: Philosopher, Psychologist, Antichrist. Princeton University Press, 1950.
- Higgins, Kathleen. Nietzsche’s Zarathustra. Temple University Press, 1987.
- Leiter, Brian. Nietzsche on Morality. Routledge, 2002.
- Deleuze, Gilles. Nietzsche and Philosophy. Columbia University Press, 1983.
Diese Werke bieten eine umfassende Auseinandersetzung mit Nietzsches Philosophie und ihren Auswirkungen auf das moderne Denken.