Tell's Aufstand: Freiheit erkämpfen, Burgen stürmen
Vorwort: Wilhelm Tell, der Freiheitskämpfer aus den Alpen, erhebt seine Armbrust gegen die Tyrannei. In diesem Epos begleiten wir Tell auf seinem Weg, die Freiheit zu verteidigen und gegen die Unterdrückung durch die Habsburger zu rebellieren. Mit seinem Sohn Til an seiner Seite und einer tapferen Freischar im Rücken, stellt er sich gegen den Landvogt und die Zwingburg Geßlers. Dieses Epos erzählt von Mut, Freiheit und dem Widerstand gegen die Ungerechtigkeit.
Unser Wilhelm Tell:
Wilhelm Tell (kommt singend von der Vogeljagd):
1.
Ich geh mit Pfeil und Bogen bis ins Felsgestein,
Alles, was Gott erwogen, wird mein Wildbrett sein!
Die Bauersleut‘ im Tale erleiden bitt’re Not,
Den’n geb ich von meinem Mahle Fleisch gegen Milch und Brot!
2.
(Burli, ein Bergbauer zu Tell:)
Der Vogel, der am Morgen singt,
Zur Mahlzeit schnell die Katz verschlingt!
Vom rechten Aareufer bei Brugg
Der Habsburger droht mit neuem Betrug!
3.
Weil in der Talschaft der Landammann
Führt unsere eigenen Ratsherren an,
Sollen jetzt seine Vogte dort regeln das Recht,
Und den Landmann machen zum Knecht!
4.
(Tell:)
Der Vogt rafft zuviel Abgaben,
Will sich an mein Wildbrett laben.
Komm mit in mein trautes Heim,
Dort wartet schon die Traute mein!
5.
(Burli:)
Willst du des Kaisers eignen Braten?
Kann uns dort Niemand verraten?
Wird uns dort Keiner stören?
Luft, Wasser, Wiese, Wald, Habsburg gehören!
6.
(Tell:)
Als Adam grub und Eva spann,
Wer war denn da der Edelmann?!
Was der Kaiser uns gestohlen,
Kommt der Schütz zurück sich holen!
7.
(Traute, beim Hausschmaus:)
Hier! Zum Braten ihr beiden Lumpen,
Leert das Bier aus diesen Humpen!
Wir Frauen trugens zu Markte selbstgebraut,
Die Mönche hattens uns abgeschaut!
8.
Weil sie so gut daran konnten verdienen,
Verboten sie es uns und den Beginen.
Mit Hopfen, Hildegard von Bingen,
Konnte noch mehr Heilkraft hineinbringen.
9.
(Burli:)
Sag, was machtest du bei den Beginen?
Warum bliebst du nicht bei Ihnen?
Als Wandermagd vor längerer Zeit,
Hatte Tell dich hier gefreit!
10.
(Traute:)
Zum Schuster Eckerhart aus Böhmen,
Zogen Gottsuchende in Strömen.
Dort auch ich ihn still verehrte,
Der uns zum Freidenkertum bekehrte:
11.
Unsere Seele als Gottes Erfahrung,
Bringt aus unserem Herzen selbst Offenbarung,
Und wendet sich ab, von äußeren Dingen,
An denen wir vordem so hingen.
12.
Ohne Priester, Ängste vor Sünden,
Kann man Gott in der Seele finden!
Des Menschen Seele kommt aus Gottes Reich
Und ist somit dessen Existenz auch gleich!
13.
Diese Gottgleichheit voll religiöser Kraft,
Führt zur frommen Laiengemeinschaft!
Männer als Begarden, jenseits des Klosters erschienen,
In Gemeinschaftshäusern brauten die Beginen.
14.
Auch mittellose Frauen eilten herbei,
Dort zum Nähen oder Krankenpflegerei!
Das erregte der Kirchenfürsten Neid,
Und streute Lügen über uns breit!
15.
Unsere Medizin sei Kräuter-Hexerei,
Gegen Not nur das Gebet nützlich sei!
So wurden wir von Kirchgängern gemieden,
Drum bin ich dort ausgeschieden!
16.
(Burli:)
Ja, dazu kann man nur sagen:
Auch hier hat man sein Joch zu tragen!
Wir machen auch hier den Herrscher reich,
In unser Land für Österreich!
17.
(Tell:)
Der Gast nun heimgehen will,
Ich begleite ihn mit meinem Sohn Til.
Es ist ja ungeheuer:
Fremde leben von unserer Steuer!
18.
(Burli, am Berghang:)
Schau, Tell, dort am Abhange,
Des Kaisers Hut auf einer Stange!
Ich schlage mich lieber ins Gebüsch,
Der Sache traue ich nicht!
19.
(Vogt Geßler zu Tell:)
Halt! Landmann! Kannst du nicht sehen?
Vor des Kaisers Hut bleib stehen!
Neige dich zu seinen Füßen,
Um ihn höflich zu grüßen!
20.
(Tell:)
Gott schuf für uns die weite Welt,
Dass sie uns im Leben gefällt!
Wem soll aber das nützen:
Zu grüßen fremde Mützen?
21.
(Vogt:)
Der deutsche Kaiser ließ verheißen,
Ihm so Ehre zu erweisen!
Du bist des Kaisers Untertan,
So fang schon damit an!
22.
(Tell:)
Ich bin ein freier Wildbrettschütz,
Und hab ein weit Revier.
Soweit die braune Heide reicht,
Gehört das Jagen mir!
23.
(Vogt:)
Wer des Kaisers Befehl missachtet,
Wird in dessen Verlies gebracht!
Es sei, dass du dich nicht genierst
Und mir deine Schießkunst demonstrierst!
24.
Die Freiheit will ich dir geben,
Triffst du diesen Apfel und schießt nicht daneben,
Den ich hier mit Verlaub,
Pflanze auf deines Sohnes Haupt!
25.
(Tell trifft den Apfel, der Vogt spricht:)
Mutig, wahrlich war dein Schuss,
Freiheit ich dir geben muss!
Eine Frage jedoch erkläre mir,
Was bezweckte ein zweiter Pfeil neben dir?
26.
(Tell:)
Die Antwort hätt ich dir gern verhehlt,
Hätte ich das Ziel verfehlt,
Das sag ich dir ganz offen:
Hätte jener dich ins Herz getroffen!
27.
(Vogt:)
Dafür wirst du am Galgen hangen!
Wachen! Nehmt den Kerl gefangen!
Schleppt ihn gleich zum Kahn,
Zur Zwingburg werden wir ihn fahr’n!
28.
(Vogt zur Wache:)
Oh, wie kann nur der Rhein,
Im Sturm so ungemütlich sein?
Donner raubt uns alle Worte,
Wie gern wär ich jetzt am sicheren Orte!
29.
Das Schifflein hebt sich hoch und nieder,
Durchgenässt sind unsere Glieder.
Klammert euch ganz fest am Bord,
Sonst bläst der Sturmwind alle fort!
30.
Jetzt beginnen wir schon zu kippen,
Allzu nah kommen die Klippen!
Achtung! Wachen! Greift zum Bogen!
Über die Reeling ist Tell geflogen!
31.
(Tell erreicht das Ufer und trifft auf Burlis Freischar:)
Halt! Genossen! Ich bin Tell, ich entkam dem Landvogt schnell!
Gefangen bei seinen Wachen,
Entkam ich seinen Nachen!
32.
Wir gerieten in große Not,
Der Sturm ließ kentern unser Boot!
Mit meiner Armbrust in der Hand,
Schwamm ich bis ans sichere Land.
33.
(Burli:)
Noch mehr Freischärler müssen wir vereinen,
Denn Verfolger werden bald hier erscheinen!
Am tiefen Hohlweg zu Küssnacht,
Halten wir schon die Wacht!
34.
(Die Freischar bildet zum Schwur einen Kreis. Burli:)
Auf der Rütli stiller Heide
Stehen wir über dunklen Walde,
Und geloben am Mittelstein:
Ewige Eidgenossen zu sein!
35.
In Treue und Wahrheit mit Herzen und Händen,
Wollen wir allzeit Schutz uns spenden!
Leib und Gut wollen wir wagen,
Ungerechte Herrschaften fortzujagen!
Wie gehört, so schwört!
36.
(Tell:)
Hier am Hohlweg hinter den Büschen,
Werd ich den üblen Landvogt erwischen!
Hei! Da! Direkt vor meinen Blicken,
Seh’ ich den Vogt auf seines Pferdes Rücken!
37.
Ja! Mein Pfeil traf gut! Er liegt im Sterben,
Ängstlich fliehen seine Schergen!
Das Schicksal werden wir nun wenden,
Und die Zwangsherrschaft beenden!
38.
(Die Freischar zieht vor die Zwingburg Geßlers. Burli spricht:)
Anno 1292 in der Neujahrsnacht,
Wird endgültig jetzt Schluss gemacht!
Eine uns wohlgesonnene Magd,
Hat das Öffnen des Burgtors gewagt!
39.
Voran! Ihr mutigen Bauernhorden!
Das ganze Land ist voller Morden!
Seht! Wie sich die Schmarotzer schnell ergeben!
Entwaffnet sie und lasst sie am Leben!
40.
(Tell:)
Seht, wen ich hier in Seiden traf!
Das Burgfräulein, überrascht im Schlaf!
Werft sie, mit ihren goldberingten Fingern,
Hinab in ihren eigenen Zwinger!
41.
In Bälde wird hier keine Burg mehr sein!
Tragt sie ab dann Stein für Stein!
Auf jetzt! Eidgenossen nach Sarnen,
Die von unserem Streich nichts ahnen!
42.
(Vogt Lindenberg, erwartet die Jahresabgaben:)
Mal schauen, welche hübschen Abgaben,
Wir jetzt zum Neujahrstage haben?!
Nur herein mit Eiern, Käse, Korn und Wein!
Kälber, Hühner, Schaf und Schwein!
43.
Fröhlich ist mir die Neujahrsgabe,
Der zehnte Teil all ihrer Habe.
Wer verweigert mir die Steuer,
Dem pfänd ich das Grundstück samt Gemäuer.
44.
(Burli im Versteck:)
Dreißig Genossen hinter den Erlenhecken,
Gut gerüstet sich verstecken.
Die Abgaben, die wir tragen heute,
Schmecken nicht dem Vogt als Beute!
45.
(Tell:)
Gemüse tragen wir an starken Stöcken,
Dazu Speereisen in unser Röcke!
An diesen pikanten Geschenken,
Wird die Welt noch lange denken!
46.
(Vogt Landenberg schreit entsetzt:)
Ich sehe hier, statt Geldes blitzen,
Aufgesetzte Lanzenspitzen!
Jetzt muss ich um mein Leben rennen!
Der Burgfried fängt schon an zu brennen!
47.
(Tell ruft dem Flüchtling nach:)
Wir setzen jetzt ein Zeichen,
Weitere Zwingburgen werden weichen!
Und das zu meiner Ehr:
Die Bauernkriege werden mehr!
Für Dartseller:
- Die Rolle des tapferen Wilhelm Tell bietet die Möglichkeit, einen charismatischen und starken Charakter zu verkörpern, der sich gegen die Ungerechtigkeit auflehnt.
- Die facettenreiche Entwicklung des Charakters, von einem friedlichen Jäger zu einem mutigen Anführer der Bauernrevolte, ermöglicht es dem Darsteller, verschiedene emotionale Nuancen zu zeigen.
- Die intensiven Dialoge und monologischen Momente bieten Raum für emotionale Ausdruckskraft und die Darstellung von Tell’s inneren Konflikten.
- Die Action-Szenen, insbesondere der Bogenschuss auf den Apfel, bieten die Möglichkeit, kraftvolle und visuell beeindruckende Darstellungen zu inszenieren.
Für Regisseure:
- Die Inszenierung kann durch dynamische Kameraführung und effektvolle Beleuchtung die Stimmung der einzelnen Szenen verstärken, von der idyllischen Alpenlandschaft bis zum dramatischen Burgensturm.
- Die symbolische Bedeutung von Tell’s Handlungen, wie der Bogenschuss und das Stürzen von Burgen, kann durch geschickte Regieentscheidungen betont werden, um die politische Botschaft des Stücks zu unterstreichen.
- Die Entwicklung der Charaktere und ihre Beziehungen zueinander können durch geschicktes Schauspielerregie in den Vordergrund gerückt werden.
- Die Herausforderung besteht darin, die historische Atmosphäre und den kulturellen Hintergrund authentisch zu vermitteln, um die Zuschauer in die Welt von Wilhelm Tell zu entführen.
