Epos vom Sachsenherzog Wittekind in 271 Strophen v. Potthapada, 2012
Vorwort:
Liebe Freunde,
herzlich willkommen zu unserer Historisches Theaterstück von „Widukind“. Dieses Theaterstück entführt euch in eine faszinierende Zeit, in der die Kämpfe um Glauben, Freiheit und Identität das Schicksal der Sachsen prägten. Durch die eindrucksvollen Dialoge und intensiven Szenen erleben wir die Geschichte von Wittekind, dem sächsischen Helden, der sich gegen die Übermacht des expandierenden Frankenreichs auflehnte.
1. Aufzug (Der Waldesschwur).
1.) Mutter: „Wittekind, du Kind vom Walde, eile über Feld und Halde, eil vorbei am Kohlen-Schmeller (Schmeller=Meiler der Köhlerei) eile diesmal etwas schneller!
2.) Und vor allen, tu beim Laufen zwischendurch dich nicht mehr raufen, mit Albion oder Waldemar wie so oft im Wald geschah!
3.) Lass Heidrun alleine heuer und begib dich Richtung Weiher, auf den Weg zum Birkenweiler findest du den greisen Heiler!
4.) Bitte ihn, den klugen Frommen, eiligst zu mir her zu kommen! Dein Vater geht es nicht so gut, dem die Wunde schmerzen tut!
5.) Die ein Franke ihm zusetzte, der unsere Grenzen hier verletzte, und den Acker macht zur Wüste, was er mit seinem Leben büßte!
6.) Bitte, tue dich beeilen, denn die Wunde will nicht heilen! Jetzt habe ich keine Kräuter mehr und die Hitze steigt ihm sehr!
7.) Wittekind: Heil, Albion! Heil, Waldemar! Wisst ihr noch, wer der Schnellste war? Ich möchte laufen, möchte wetten, und dazu den Vater retten!
8.) Heidrun: Was rennt ihr schneller als der Wind, hinter meinem Wittekind? Wartet! Wenn ich euch beikomme, werfe ich euch in die Jauchetonne!
9.) Wittekind: Halt, ihr Freunde! Haltet ein! Seht, ich dort den Feuerschein? Wie es prasselt aus den Planken, seht das böse Werk der Franken! Die 3 Freunde:
10.) Bis zum Haus vom alten Heiler brennt der ganze Birkenweiler! Fürchterlich ist’s anzuschauen, wie sie töten: Kinder, Frauen!
11.) Selbst die Rinder und das Kleinvieh, alles, was lebt, das töten sie! Und das Kreuz vom „Friedensgotte“ ziert ihre Brünne, uns zum Spotte!
12.) Lasst uns tiefer ins Gebüsch gehen, bevor die Unholde uns sehen! Wir, die Zeugen dieser Sache, wollen schwören, alle Viere, Rache! Alle Viere:
13.) Schachs-Genosse, Saxnot, Saxnot! Steh uns bei, du starker Gott! So wie diese Häuser wanken, soll es auch den Franken ergehen!
14.) Fünf Finger in den Himmel hebt, den Mittelfinger an den Daumen legt! Dieses geheime Zeichen, soll Wodans Auge gleichen. (Wodan/Odin-Auge = Sonne)
15.) Die hohen Finger drei: stehen für Wodan, Willi, Wey! Aufrecht steht der Finger Acht, den Beinen von Wodans Roß gedacht!
16.) Wo wir dieses Zeichen sehen, wollen wir zur Rache gehen! Gemeinsam mit Saxnot zur Seite, ziehen wir zum heiligen Streite!
17.) Dieser Plan wird erst verraten, wenn wir ihn gewonnen haben! Flinkt! Hinweg vom Ort des Schreckens, bevor sie uns auch hier entdecken!
18.) 1. Flüchtling: Halt! Wer da? Habt ihr Waffen? Gefangen haben wir diesen Pfaffen! Aus dem Verstecke schnell er rannte, als unsere Heimat niederbrannte!
19.) 2. Flüchtling: Der Aufwiegler konnte uns nicht entweichen, und zum Feind herüber schleichen! Die Donar-Eiche fällte er voriges Jahr mit Winfrids Kriegerschar! (Winfrid = Bonifatius)
20.) In Geismar diese Schändung geschah, zum Kirchenbau in Fritzlar. (Fritzlar, Hessen) Immer ist das Kreuz zur Stell, bei Konstantin und bei Karl Martell. (Führte den Katholizismus ein)
21.) 3. Flüchtling: Sechs Jahre zuvor, unsere Streiter, kämpften gegen Martells Reiter! An Seiten von Ragenfred und Hilberich, doch der Thronkampf glückte nicht!
22.) Wittekind: Hungrig seht ihr alle aus! Wo stand euer Elternhaus? Gerne könnt ihr mit uns gehen, um nach unseren Leuten zu sehen!
23.) Flüchtling: Wo Oesa, Bracht und Aa fließen in die Nehte, am Osning standen unsere Städte. (Osning = Teutoburgerwald) Andere kamen, von wo die Bever sich vereinigt mit der Weser!
24.) Von allen unseren Lieben, sind nur wir übrig geblieben! Und dieses, unser nacktes Leben, wollen wir für Walhalls Einlass geben! Weitere Flüchtlinge:
25.) Haltet und bildet Widerstand, all eure Häuser sind verbrannt! Weil wir unseren Glauben nicht aufgegeben, mussten wir des Franken Wut erleben!
26.) Sag, Fremder im Christengewand, ob das auch im „Buche der Liebe“ stand? Wolltet ihr uns so bekehren, müsst ihr das Land menschenentleeren! Mönch (schlägt die Bibel auf):
27.) In der „Heilgen-Schrift“ steht geschrieben: du sollst deine Feinde lieben! Doch Joh.15,6 kann ich dir nennen: „Heiden sollte man verbrennen!“
28.) In Lukas 19,27 forderte Jesus dass man seine Gegner erwürgen muss! Ferner verkündet Matth. 5,17 den Frommen, dass Jesus als Streitbringer gekommen ist!
29.) Im Römer 3,7 steht geschrieben, dass die LÜGE uns auch als Waffe geblieben! Und Matth.10, der 35. Zeile, preist Familienzwist, Gott zum Heile! Heidrun:
30.) In unseren heiligen Sagen, tut nur Loki das Lügen wagen! Am Ende, trotz all Eurer Lügen, wird die Göttin War doch siegen! (War/Wör = Wahrheit)
31.) Mit Ohm Gunther (Ohm, Oheim = Onkel) fuhr ich oft die Weser runter: dort konnte ich von den Leuten hören, wie Winfrid wollte die Friesen bekehren.
32.) Die rächten sich an dem Ungeheuer und warfen die Bibeln ins Feuer. Auch ich war bei den Friesen gewesen und konnte dort aus der Edda lesen. (Edda = Wikingerbibel)
33.) Aus Urgroßmutter-Buch wurde ich belehrt, dass man Baldur als mildesten Gott verehrt. Bis ihn mit List und Trug, Loki im Götterstaat erschlug!
34.) Seitdem kämpfen Licht gegen Dunkelheit bis ans Ende der Zeit! Und in all diesen blutigen Wehen, soll der Mensch den Göttern beistehen!
35.) Wenn man dann im Kampfe fällt, erwacht man im Himmel wieder als Held! Und jagt dort mit den Götterrecken, Dämonen die, die Welt erschrecken!
36.) Wittekind: Wodan, Wodan, auf schwarzen Rappen, sei Zeichen, unser Kriegerwappen! Einäugiger Wod, wenn wir ausschweifen, wollen wir heimlich ein Äuglein kneifen!
37.) Allen sollt ihr stolz berichten: am Seelborn wollen wir eine Burg errichten. Oben auf dem hohen Berg errichten wir unser Volksbollwerk!
38.) Immer schneller Fuß vor Fuß dem Dorfe zu ich eilen muss. O wie schlägt mein Herz so bang, eile ich hinab den Hang!
39.) Wie pocht das Herz mir an die Schläfe, als wenn ein Pfeil es blutig träfe! Möchte weinen, möchte schreien, schneller noch zu Hause sein!
40.) Furcht, Verzweiflung und dann Hoffen! Bin von Ahnung tief betroffen! Wird’s den Eltern gut ergehen? Was werde ich Daheim nur sehen?
41.) Dichter Rauch meinen Atem raubt! Schlimmer ist es, als geglaubt! Dächer sind herabgesunken! Aus dem First hoch schlagen Funken!
42.) Zwischen Truhn und Tröge liegen Kinderleichen in den Wiegen, und die hölzernen Pferdeköpfe liegen in der Asche zwischen Töpfen!
43.) Schindeln liegen hin und wieder zwischen schwarzverkohlte Glieder, Alles, was das Auge erfreute, wurde dieser Brände Beute!
44.) Aus blutverklebten Tiergerippe berge ich meine tote Sippe: Vater, Mutter, Mägde, Knechte! Anders kam es, als ich möchte!
45.) Wenn ich euch gebettet habe, im hochgetürmten Hünengrabe, wird die Untat in Westfalen, der Franke mit dem Tod bezahlen!
2. Aufzug: (Auf dem Wittekindsberg)
46.) Wittekind: Weit und breit, wohin man schaut, hört man keinen Menschen Laut. Über mich die „Diebes-Sonne“ (Mond) verlockt zu sehr zur Liebeswonne!
47.) Heidrun seh ich bald nach Wochen, erschreckt vom eigenen Herzenspochen bleibe ich stehen, um zu lauschen, höre nur die Weser rauschen.
48.) Die zwischen zwei Felsen, wie besessen, schäumend sich den Weg gefressen! Nur durch diese schmale Pforte komme ich zum geheimen Orte.
49.) Dort, wo nahe ich von Minden, die Geliebte werde finden. Möchte nach den Sternen greifen, wenn Freyjas Flügel mich sanft streifen. (Freyja/Frija = Liebesgöttin)
50.) Heidrun: Ich stolpere über moosge Steine, wo harrt im Dunkel nur der Meine? All die großen, harten Eichen seinen starken Körper gleichen!
51.) Ihn, den liebsten Mann von Allen, möchte ich in die Arme fallen! Glühwürmchen um mich schwirren, wollen mich in die Irre führen!
52.) Umso mehr ich bang und leide, umso schöner für uns Beide ist’s, wenn wir zusammen fliegen und uns in den Armen wiegen!
53.) (Beide gemeinsam): Wie der Wind die Wipfel bläht, mein Herz zu deinem Herzen weht! Wie zum Mond die Wölfe klagen, im Gleichtakt unsere Herzen schlagen!
54.) Wenn wir hier im Walde sitzen, sehen wir nur die Augen blitzen, wie der Sternenschein in Dunkeln, beim Lachen unsere Zähne funkeln!
55.) Der Geliebten süße Düfte füllen sanft die lauen Lüfte! Wir möchten in den Himmel schweben und ewig so zusammen leben!
56.) Viel zu kurz ist doch die Nacht, für zwei Liebesleut gemacht. Doch uns hilft da auch kein Jammern, hier bei dem Zusammenklammern.
57.) Wittekind: Weh, o Wehe! Wenn ich gehe und dich erst zur Sonnwend sehe wieder hier ganz in der Nähe!
58.) Heidrun: Ja, wie in allen Jahren wollen wir auf den Wiehe fahren, und am heiligen Donnerberg vollziehen unser Opferwerk!
59.) Wittekind: Donar, Wotan und Saxgenot (Kriegsgott Sachsgenoße), weihe ich gern das Rößlein-Blood (Sax = Kurzschwert, Blood = Opfer), doch würde ich lieber eben: Honigbrot Freyjas Schwäne geben!
60.) (Beide gemeinsam): Farwell, Farwell und Horridho! (Lebewohl, „Hoher Ruhm“) Auf dem Wiehenberge, du weißt wo, sehen wir uns in Bälde wieder, küssend unter Freyjas Flieder!
3. Aufzug (Die Sonnenwendfeier) (Sommeranfang, 21.6.)
Drude: (Vertraute, heidnische Priesterin)
61.) Hört ihr freien Heidenleute, wir sind zusammengekommen heute, damit zum Tag der Sonnenwende, jeder sein Dankopfer spende.
62.) In den Kreis der Hasensprossen (Kreis wurde mit Haselnuß-Ruten tretet heiter ihr Genossen. Abgesteckt.) Aus des Brunnens spiegelndem Schacht Wodans Sonnenauge lacht. (Runen = uralte Symbole, aus denen später die germ. Schriftzeichen entstanden!)
63.) Zweige schnitt ich aus der Linde, Runen ritzt ich in ihre Rinde. Werfe sie in Himmelshöhe, dass ich ihre Deutung sehe!
64.) Und im Weltbaums Abbild Schatten, kann ich unser Schicksal raten, sehe die Vergangenheit und was uns die Zukunft zeigt:
65.) Einst stand der große Friesen-Herzog mit einem Fuß im Wassertrog. Kurz vor dem vollzogenen Taufen, sah man ihn von dannen laufen.
66.) Denn es sprach zu ihm der Priester: „Zu allen alten Höllenbiestern sind deine Ahnen hingekommen, bis auch dich, du Kirchenfrommen!“
67.) Dröhnend wie eine Donnerwolke rief Radbod da zu seinem Volke: „Lieber in der Hölle, mit den Meinen! Als im Himmel, mit den Deinen!“
68.) Und von unserer Gegenwart, raunt Martells Höllenfahrt! Wie er mit seinen Kriegerscharen mit Alemannen, Schwaben, Bayern verfahren.
69.) Und in weiteren zehn Jahren, wird es den Langobarden so ergehen! Jedoch ein Jahr zuvor, brechen sie durch unser Tor!
70.) Dann ereilt Martell den Tod, sein Sohn Pipin bringt weitere Not! Aber dreizehn Jahre später stirbt Winfried, der Übeltäter.
71.) Der stets mit seinem Kriegerschwarm unsere Heiligtümer schänden kam. (Hark, Högr = Heidentempel wie die nord. Hölzernen Stabkirchen) Er fällt den Friesen in die Hände und muss bei Dokkum im Blut verenden!
72.) Weiter will ich nicht mehr schauen, sonst beginnt der Tag zu grauen. Saxnot soll uns wohl behüten (Saxnot = Tyr/Theos, Deus, Zeus) vor des Franken übles Wüten!
73.) Unter des Weltriesen Hirnschale (Erde wurde aus einem getöteten Eisriesen geschaffen. Die Urwelt also.) setzet Euch zum heiligen Mahle! (Die Götter schufen aus seinem Blut Gewässer alle und die Sintflut.) Die Götter schufen aus seinem Blut: Gewässer alle und die Sintflut.
74.) Aus Ymirs Gebeine (Eisriese) schufen sie Felsen und Steine. Aus seines Leibes Haare wuchsen Gräser und Bäume nach Jahre.
75.) Und des Riesen Gehirn wurde zu Wolken vor dem Gestirn. Dann machte der weise Woden, sein Fleisch zu fruchtbaren Boden.
76.) Ihm wollen wir zu Ehren, dieses Opferfleisch verzehren! Feuer, Wasser, Luft und Erde, unserer Leibes Stärkung werde!
77.) Heil durch Donars Hammerzeichen: vor dem muss alles Böse weichen! (T = Donnergottes Blitzhammer) Aus seinem Hammer sprühet Feuer und vernichtet Ungeheuer!
78.) Von des Fleisches zarten Lenden sollt ihr auch den Armen spenden (Sitte zu Julklapp = Weihnachten, dass Odin, die da leben ganz im Kargen (Wodan als Jolnir = Weihnachtsmann, Gaben Verteilt.) und vor Wod euch sonst verklagen!
79.) Hebt die Hörner zum Gebete wohl gefüllt mit süßem Mete! (Met = Wein aus Honig von Bienen, die der Sintflut im göttl. Weltbaum entkamen.) Trinkt es in einem Zuge leer: den Osen zum Danke und zur Ehr. (Osen Götter des Osning = Teutoburger Wald.)
80.) Die beschützt uns alle haben und beschenkt mit Fluresgaben. Das von Bilefeld bis Osenbrück (Beil-feld = Schlachtfeld, Osnabrück) und nach Brunoswig reicht das Glück! (Brünnenweg) Horido! Horido! Horido! (Heidrun zu Wittekind):
81.) Als die Franken Radbod verbannten, floh er nach Gotrik, seinem Verwandten. Der war König von Dänemark und hatte eine Flotte stark.
82.) Damit eroberte er der Friesen Land und regierte dort mit strenger Hand. Doch Karl zog heran mit neuen Kriegen und konnte die Dänen besiegen.
83.) Der Friesen elf edelste Mannen rief Karl als Ratsherren zusammen. Sie sollten neue Gesetze erlassen, statt jene, welche die Franken so hassen.
84.) Die wollten ihr altes Recht nicht verletzen, und ließen sich lieber der Ebbflut aussetzen. (Zieht Schiffer ins offene Meer hinaus!) Treibholz war ihnen zur Hilfe gekommen, mit dem sie heil zum Strand sind geschwommen.
85.) Doch mit Entsetzen mussten sie seh’n: statt Zwölfe waren ihrer Dreizehn! (drilf = dreizehn) Der Drilfte hatte das Treibholz geschwungen, wo es hinfiel, war eine Quelle entsprungen.
86.) Nachdem sie sich dort erquickten, sie sich zum Rechtsspruch anschickten. Das konnte die Franken verleiten, frieden voll heimwärts zu reiten! Wittekind:
87.) Löblich künden uns die alten Sagen, was sich einst hat zugetragen. Manches ließe sich vermeiden, was man vordem musste erleiden!
88.) Dein warmer, weicher Leib, so wohl mir tut, als ob im Daunenbett man ruht! Deine von Blut gefüllten Lippen, möchte ich an meine drücken!
89.) Dein Haar möchte ich ergreifen und deine roten Wangen zärtlich streifen. Unter deinem Schurz möchte ich kriechen und den Duft des Nackens riechen! Beide Liebesleute:
90.) Lieber Schatz, ich liebe Dich! Lieber Schatz, sag liebst du mich? Komme näher noch heran, dass dein Näschen ich berühren kann!
91.) Wie der See sind deine Augen blau, versinke drin, wenn ich in sie schau‘! Sehe mich, ganz ohne Wille, spiegelgleich in der Pupille!
92.) Lieber Schatz, ich kann’s auch sehen! Lieber Schatz, du musst nun gehen! Wenn Zweie sich so können leiden, will’s ein Dritter ihnen neiden!
93.) Lasst uns jetzo also trennen, bis wir uns wiedersehen können! Sind wir auseinander gegangen, wächst noch größer das Verlangen!
4. Aufzug (In der Schmiede):
Heidrun (zu Wittekind):
94.) Östlich vom Volksbollwerk siehst du den Weserberg, dahinter am Süntel wohnt Muhme Güntel. (Muhme = Tante)
95.) Dort lebt tief im Ried, Hilmar, der Schmied. Es wäre schön, dorthin zu gehen!
96.) Uns verliebte Beide, im Hochzeitkleide, er soll für’s Leben Segen dort geben! Wittekind:
97.) Thonars Blitzehammer vertreibt Nacht und Jammer, sein Himmelfeuer wärmt uns noch heuer!
98.) Schmied (vor den Verliebten): Mit vier Dingen wird‘s mir gelingen, dass nie der Zeiten Zahn mein Werk schaden kann!
99.) Wie‘s der erstgeborene Sohn von Mutter Erde schon, (Gewittergott Thor/Thonar/Donar) den wir verehren, in Urzeit tat lehren!
100.) Luft und Lohe, vollbringen das Hohe! Wasser mit Erden, das Festeste werden!
101.) Dieses Hammerzeichen (Ein „T“ in Luft gezeichnet!) will ich euch reichen, im Namen der Asen (Osen=Astralgötter) Vettern und Basen! (Cousin und Kusine)
102.) Es schützt euch alle Zeit in Freud und in Leid! Euer heilige Ehebund mache ich Jedem kund!
103.) (Beide Verliebte): Nun ziehen wir im Eheglück zur Wittekindsburg zurück, allzeit als Weib und Mann nichts mehr uns trennen kann!
104.) Gib mir noch einen Kuß, vor Glück ich weinen muß, nichts Schöneres werden mag, als unser Hochzeitstag!
105.) Heidrun. Siehst du den Abendstern (Venus) den Alle haben gern? Das ist der Freyja Licht das in unsere Herzen bricht!
106.) Ganz nah der Sonne spät, ihr Geliebter Wodan steht. (Merkur) Mit der Sonne Fackelschein leuchtet er sie Morgends heim!
107.) Einst hörte man sie schwören: nur Dem zu gehören, zu Dem sie aufschauen wird, und dann als Weib gehört!
108.) Es heißt, dass dann der Wod ihr diese Fackel bot. Kurz vor dem Tagen sollte sie diese tragen!
109.) Als Freyja mit der Hand (Freya=Venus, Merkur=Wodan) am Feuer sich verbrannt, besang er ihre schönen Glieder und heilte sie wieder!
110.) Verwundert blickte Freya auf und wurde seine Gattin drauf. Seitdem stehen bei der Sonne: Klugheit und Wonne!
111.) Wittekind: Du kannst so nützliche Geschichten vom Himmelszelt berichten. Will man sich nicht verirren, können sie uns heimwärts führen!
112.) Heidrun: Manche sind sogar zum Lachen, wie die dort, von Fenris Rachen, (Sternbild Schlangenträger?) mit Maulsperre von Tyrs Hand, dort neben Lokis Brand! (Sirius?)
113.) Hoch droben kann man wunderschön auch Friggas Rocken seh‘n! (Spinnrad=Sternbild Orion) Es fliegen dort in der Ferne der Einheerer Schaft-Sterne. (Kometen)
114.) Ganz in der Nähe leuchtet Urwaldis Zehe! (1.Stern in Fische=Füße) Darunter funkeln Thiassis Augen im Dunkeln! (Die 2 Sterne vom Widder=Kopf).
115.) Als Donars Stirn tat bluten (Roter Fleck im Jupiter) ertrank in den Eisfluten, der Frostriese voll Tücken, mit des Wetzsteines Stücken! (Planetoide)
116.) Donars Stern mit dem roten Flecken kannst du dort entdecken. Weiter von ihm, wohl eine Elle, (Ellenbogen=2Fuß je 30 cm) leuchtet Tyr, sein Schwertgeselle! (Mars)
117.) Ein Unglück ein Jeder gedenkt, als Loki sein Pfeil gelenkt, (Saturns abgedrifteter Uranusmond) auf Balders reinste Brust, (Zertrümmerter Planet beim Mars) das er ins Nebelheim gemußt! (Ende des Sonnensystems)
118.) Das liegt ganz hinten in der Ferne, von dort kommen die Schaftsterne. Ist der letzte Pfeil aus den Kocher genommen, wird Baldur wiederkommen!
119.) Wenn der Weltbaum hier bebt, von dort Wods Nachen niederschwebt! (Laut Edda befinden sich noch zwei Himmel über den unseren, wohin die Gerechten gerettet würden.) Die Gerechten nimmt er dann an Bord und trägt sie zu den Göttern fort.
120.) Die Bösen jedoch hier auf Erden, Opfer Lokis Fackel werden. (Weltvernichtung) Doch was der Mensch gemacht auch hat: „ewig lebet der Toten Tat“! (Spruch aus der Edda)
121.) Wittekind: Was ich dazu noch fragen möchte. Wer ist denn der Gerechte? Die Götter, die unsere Welt beschützen? Die Einheerer, die an ihrer Seite sitzen?
122.) Heidrun: Einzelkämpfer, die nicht an Güter hängen, und nicht auf eigenen Wohlstand drängen! Die nach des „Hohen“ Sprüche leben (Hohe=Har/Wodan, im Havamal) und zum Wohle des Volkes streben!
5. Aufzug (Der Wittekindsbund)
Wittekind (zum Umstand sprechen):
123.) Als am Eggestein in der Hermannsschlacht (Externsteine bei Horn-Meinberg) drei welche Heere wurden niedergemacht, (9.n.Chr.:3 römische Legionen) vergingen siebenhundert und dreißig Jahr, bis die Donareiche von Winfried geschändet war! (Bonifatius in Fritzlar)
124.) Doch drei Jahre später, wurden ermordet unsere Väter, von Karl Martell und dessen Mordgesell!
125.) Abermals sind 14 Jahre vergangen, da hat er wieder angefangen: Sachsenland zu versengen und Heidenleute aufzuhängen. (Heide=der vor Taufe in die Heide floh)
126.) Bei Wesel richtete der Tyrann, ein grausames Blutbad an! Dörfer von Hannover bis Göttingen, (Hannover=des Hohen-Ufer) ließ er als Geisel zum Maine bringen!
127.) Wehre Dich! Wehre Dich o Heidenblut! Weiter kämpf mit Heldenmut! Gegen fränkische Reiterhorden, die uns in Kettenhemden morden!
128.) Albion: Höre! Höre, großer Herzog, der tapfer vor das Heer zog: die Franken sind gekommen und haben Heidrun mitgenommen!
129.) Ihnen konnte es gelingen, nach Aachen sie zu bringen! (Ach=Bach, fränkische Festung) Hinter dicke Klostermauern muss sie über Bibel kauern!
130.) Wittekind: Wo ich geh und stehe, ich ihr Antlitz sehe! Ich warte auf den Augenblick, wo ich sie führen kann zurück!
131.) Geliebte, ach Geliebte du, mein Herz sehnt sich ja immerzu, mit dir allein, vereint zu sein! Deinen Namen däucht der Wind zu schrein!
132.) Stets stand ich in der Zwischenzeit dem Wikinger im Kampf zur Seite, als unser Glaubensbruder gen Franken setzt das Ruder!
133.) Berserker beim Wiking leben (Berserker=Bärenfell Leibwache) die nichts um‘s Sterben geben! (Heldentod führt in den Wonnehimmel) Mit Bärenmut und Bärenkrallen, (tragen Eisenkrallen an den Händen) sie über die feigen Franken fallen. (Christen fürchten, die letzte Ölung zu verpassen!)
134.) Schon 28 Lenze bin ich alt und streife durch den Sachsenwald! (Wer=der Wehrende/Mann, Werwolf=Mann-Wolf/Ulfhemdir, Krieger in Wolfsfell!) Mit Wodans Wölfen still gemein! Ein Werwolf will ich sein!
135.) (Der Umstand ruft): Hallo! Hurra und Horido! (Hallo=Hole uns! Hurra=hurtig! Waldgenossen macht es ebenso! Kämpft von dieser Stunde im Wittekindes Bunde! – Horido! Horido –
6. Aufzug (Karls Blutbad)
136.) Karl (umgeben von Schlachtgeschehen): Schlagt die Sachsen all nieder! Trennt von ihren Rumpf die Glieder! Blendet Sie, stecht aus die Ohren, härter ist‘s, als ob ihr Leben sei verloren!
137.) Priester: 5000 Sachsen, die wir trafen, zur Verhandlung ohne Waffen! Wollen über Frieden reden, doch verweigern Christus Segen!
138.) Karl: Wie die Welschen und die Wenden, (Romanen und Slaven) soll Sachsen auch Tribut mir spenden! 5.Moses, 20.Vers 13 lautet Gottes Gebot: schlage alle männlichen Gegner tot!
139.) 1. Gefangene: Alle Merowinger, waren Eigenblut-Umbringer! Sie meuchelten ihrer so Viele, als wären es nur Spiele!
140.) 2. Gefangene: Dazu höhnt noch der Spötter: „Wo bleiben eure Götter?“ Doch nur der entkommt Helas Qual, (Hel=Hölle, Todesgöttin) wer befolgt das Havamal! (Hohe-Lied, Gottes Sitten-Gebote)
141.) Karl: Die Aller färbt sich immer röter, wie bei Siegfried, dem Drachentöter, der Romas Heerwurm erschlug, und deren Legionskasse mit sich trug. (Siegfried, Ehrenname für Arminius)
142.) Auch glauben, die hier ihr Leben verloren, sie würden immer wiedergeboren! Wenn dem so sei, wär ja auch ich dabei!
143.) Ich würde die selben Sachen, ohne zögern wieder so machen! Und würde mit den Meinigen, das ganze Abendland einigen!
144.) Das Kreuz wird wieder mit uns siegen, wenn alle Länder in Flammen liegen! Vom Frankenreich bis Polen, wird Geschichte sich wiederholen!
145.) Solange der Papst das Szepter trägt, sich keine Seele dagegen regt! Man wird in allen Prieseterroben meine Bekehrungs-Taten loben!
7. Aufzug: (Der Rückzug).
Türmer:
146.) Dem Wittekind mit seinem Ross, öffnet das Tor zu Burg und Schloss! Zerfetzt ist sein Wams, sein Schild ist schartig, das Rosses Hufen sind eigenartig!
147.) Wittekind: Die Verfolger in die Irre zu jagen, ließ ich die Eisen verkehrt herum schlagen. Zerschunden ist mein Schildwappen und ebenso der brave Rappen!
148.) Surbold, Herzog der Friesen, war mutig an meiner Seite geblieben. Mit seinen kräftigen Hieben hatte er die Franken vertrieben!
149.) Wir hießen sie alle zu verschonen, damit sie mit Frieden uns belohnen! Doch das war unser Mißgeschick: Karl kehrte zum Süntel zurück.
150.) Surbold fiel im erneuten Streite, blutdurchtränkt an meiner Seite! Auf dem Hümmling, am Börgerwold, ruht im Hünengrab nun Suderbold!
151.) Und der Franke zerschlug in Kettenkleider, all unsere ledernen Sachsenleiber! Ihrer gepanzerten Kriegsrosse wegen, blieben sie uns auch zahlreich überlegen.
152.) Am Süntel ließen so viele ihr Leben, dann musste ich das Zeichen zum Rückzug geben! Genauso schlimm war’s am Eggestein: dort fiel Karls große Streitmacht ein.
153.) Vieler unterworfener Länder Streiter begleiteten diese Reiter. Und nach seiner gewonnenen Schlacht wurde unser Heiligtum kaputt gemacht!
154.) Auch unsere Truhen mit Silber und Gold raubten sie als Vasallen-Sold. In den nachfolgenden Tagen hatten sie ein Relief in den Fels geschlagen.
155.) Die Irminsul, als Weltenbaum (Y=Erdsäule, Erdachse), hatten sie vom Berg gehauen, und geknickt, wie zu Hohn, im Relief gemeißelt, als Petrus-Thron.
156.) Darauf stand mit seinen Füßen der Apostel, uns spöttisch zu Grüßen! Dem hatte ich ohne Zagen seine Füße abgeschlagen!
Albion:
157.) Auch in den Gräben von Detmold (Detmold=Volksmulden) schlug uns der fränkische Unhold! An der Haase gleichermaßen mussten viele Sachsen ihr Leben lassen!
158.) Bei Osnabrück und Schagen werden sie unsere letzten Burgen schlagen! Den zehnten Teil von unserem Gut wird Karl von uns bald fordern!
159.) Wittekind: Noch schlechtere Zeiten werden kommen, dann wird jedem die Hälfte genommen, von dem, was mit Mühe und Sorgen der fleißige Mann sich erworben!
160.) Hinzu mit seliger Hähme, den Väterglauben er nähme! Todesstrafen schon vollziehen seine Schergen an alle, die sich ungetauft verbergen!
161.) Nach Visbek will ich gehen und Karl in die Augen sehen! Als reuiger Christ verkleidet, soll er fühlen, wie ein Sachse leidet!
162.) Den Dolch werde ich dann zücken und ihn ins Herz tief drücken, dass er am eigenen Leibe spürt, Haß und Zorn, den er schürt!
8. Aufzug (Hinter Klostermauern):
Wittekind (zu Albion):
163.) Gut ist’s, wenn mich ein Freund begleitet und hat den Plan gut vorbereitet. Gleich werde ich vor dem Feinde stehen und Karl dann in die Augen sehen!
164.) Was tut Waldemar sich dort erheben? Ich werde ihm unser Zeichen geben! Was tust du jetzt meinen Namen schreien? Den Verrat werde ich dir nie verzeihen!
Karl:
165.) Du bist also Wittekind, dem wir nie begegnet sind?! Jetzt hab ich dich gefunden, sprachlos und an Hände gebunden!
166.) Weil wir gerade so fromm beten, darfst du in mein Kloster eintreten! Da darfst du lange bleiben und lernen Bibel schreiben!
167.) Wittekind: Ach, wie eng ist meine Zelle, fühle mich wie in der Hölle! Durch ein Gitterloch ich spähe, unseren Liebesstern ich sehe!
168.) Zirpsen höre ich die Grillen, muss mein Durst mit Wasser stillen, und wie Kuchen schmeckt das Brot, dem, der Hunger plagt und Not!
169.) Von außen weht ein warmer Wind, so wie einst dem Wittekind, Heidrun war vor Jahren durchs zerzauste Haar gefahren!
170.) Glühwürmchen irren heimlich helle durch die triste, karge Zelle! Wenn ich auf der Pritsche kauer, möchte ich entfliehen dieser Mauer!
(Nonne Gudrun trifft vor dem Kloster auf Heidrun):
171.) Um wen, gute Sachsenfrau, sag, trauerst du im Frankengau? An der Kleidung dein, erkenn ich die Heimat mein!
172.) Heidrun: Nicht frei bin ich gekommen, Karl hat mich gefangen genommen! Und mein Mann, so hört ich sagen, hat in Ketten er geschlagen!
173.) Wittekind, im Sachsenland, war als Freischärler bekannt! Gegen das riesige Frankenreich focht er, einem Werwolf gleich!
174.) Gunda: Im nahen Kloster sie ihn sperren, damit wir ihn dort bekehren. Trete in mein Kloster ein, dann wirst du ihm ganz nahe sein!
175.) Als Karl, der Kriegebringer, wurde auch der Friesen Bezwinger, fingen mich bei Emden, alle diese Fremden.
176.) Dort schreibt Hildegard aus Hildesheim Bücher viel und dichtet Reim! Geheime Buchenzeichen ganz unsere Runen gleichen!
177.) Heidrun: So soll es denn geschehen, lass mich mit dir ins Kloster gehen. In diesen Gewölben sonderbar, bin ich meinem Schatz dann nah!
178.) Äbtissin (zu Heidrun): Im Schreiben warst du schnell dabei, jetzt darfst du in die Bücherei, mit Gunda, der Frommen zum Kopieren zusammenzukommen!
179.) Heidrun (zu Gunda, allein): Das Taufen fiel mir leicht, weil‘s unseren Bräuchen gleicht! In Driburgs heiliger Quelle tauchte ich oft mit meinem Gesellen!
180.) Gunda: Unseren alten Sagen hab ich entnommen: wir werden alle wiederkommen! Keine Seele geht verloren: stets wird sie wiedergeboren!
181.) Auch in der Bibel gibt‘s Geschichten, die versteckt davon berichten: Johannes 9, Vers 1-3, Titus 3,5 ist auch dabei.
182.) Auch in Galater 6, Vers 7, steht sowas geschrieben! Verse 15 im 1. Korint ganz ähnlich sind.
183.) Ich hör aus allen Heiligenreihen unsere alten Götter schreien: bei den Friesen hatte ich gelesen: St. Martin wär der Wod gewesen! (Edda, Havamal:49.)
184.) Der von seines Rosses Rücken, nach zwei Köhlern sich tat bücken, die am Schmeller nackt verweilten: (Schmeller=Kohlen-Meiler) mit ihm seine Kleidung teilten.
185.) Im 5. Mose, Kap.7, Vers 16 tat man schreiben, das nur noch Juden übrigbleiben. Alle andern Völker, die wir kennen, sollen im Gottesfeuer brennen!
186.) Drauf Paulus in der Bibel sagt, das „Taufen“ geistige Juden macht! Taufen wären die selben Sitten, als wär man am Gemach beschnitten!
187.) Darum will der Christenhaufen alle Heiden zwanghaft taufen. Denn sie meinen vom Völkermorden seien Täuflinge ausgeschlossen worden
188.) Weil Alle Adams Sünden erben, wären auch wir voller Verderben! Indes, wer Adam hat erschaffen, müsste sich schon selber strafen!
189.) Heidrun: Von der Weser bis zur Elbe, hier macht Karl genau dasselbe, gemäß 5. Mose,7,22 heimlich leise, mordet er etappenweise!
190.) Gunda: Die Bibel schreiben wir in Latein, damit nicht Jeder blickt hinein! Wir können leben auch als Knecht, wenn man später sich dann rächt!
191.) 4. Mose 25,7-8 über Pineha stand, dass Gott seinen Mord göttlich fand! Den er an ein Liebespaar verübt, wo ein Itze eine Heidin liebt. (Itze=Jude)
192.) Heidrun: Was sollen wir schon davon halten? Tut Karl in Sachsen nicht auch so walten? Wenn wir Kriegsgefangene hängen, will er‘s Menschenopfer nennen!
193.) Doch Abraham Opfer, der eigene Sohn, brachte ihm höchsten Gottes Lohn! Selbst Gott ließ ohne fremdes Drängen, den eignen Sohn am Galgen hängen!
194.) Uns aber wollen sie verachten, wenn wir unsere Rösslein schlachten! Nur wer Sitte und Ehre verlor, werfen wir ins schmutzige Moor!
195.) Wenn Gott ist Eins mit Jeschua (Jesus), so Gott selbst am Kreuz gestorben war! Das sind die gleichen Geschichten, die von Wods Hängeopfer berichten.
196.) Im Psalm schlägt Gott die Meeresschlange (Psalm:74,14), wie‘ Donar tat bei uns schon lange. (Edda, Völ.:26) Auch seinen Bock opferte für die Armen, Donar, noch bevor Christen kamen. (Gastmal bei Thialfi)
197.) Gunda: Karl spricht fränkisch stets im Heimatland, obwohl Latein er auch verstand. Das müssen seine Beamten reden, unter sich, doch nicht mit Jeden.
198.) Er baut Fluchtburgen jetzt überall, gegen der Ostmänner Überfall. Frankenleute hatte er sogar verbannt, zur Oder, als Frankenfurt bekannt. (Frankfurt, Oder u. Neckar=Odin/Nikr)
199.) Heidrun: Nicht nur unseren hohen Glauben, er tut auch unsere Menschen rauben! Unsere Landsleute sieht man mit Grausen, hier in Sachsenhausen. (Frankfurt am Main)
200.) Wieder ist’s der gleiche Haufen, der verdient mit dem Zwangstaufen. (Auf Weigerung folgte Todesstrafe) Die Wahrheit kennt von dieser Schande, nur der Hexenbund im Lande. (Hexe=Hage-Dise, Kräuterkundige)
201.) Gunda: Karl ließ alle Heiden-Sagen, zu seine Runensammlung tragen. (Die sein Sohn Ludwig auf den Marktplatz öffentlich verbrennen ließ!) Heimlich hatte ich die Lieben in Bibelrücken versteckt, aufgeschrieben!
202.) Oftmals ich darüber dachte, wie ich früher gern lachte! Wenn Fischer entstiegen ihren Kahn, um zu spinnen Seemannsgarn!
203.) Nach den ersten Bibelmachen, da verging mir alles Lachen. Ach, wie gerne ich jetzt hörte, wenn ein Fischer mich betörte!
204.) Mit so lustigen Geschichten, die von hoher See berichten. Eine alte Friesen-Sage stammt noch aus Dietrichs Tage: (Theoderich von Bern=Verona)
205.) Als aus Mikelgard der Großen, (Skilly=Sizilien, Miklagard=Byzanz/Konstantinopel/Istanbul.) die Friesen wurden all verstoßen. Sie bauten ein Schiff für den Meeresgott, so groß wie eine ganze Flotte.
206.) Angst hatte sie dazu bewogen, dass sie nicht auseinander stoben, und in den Himmelsrichtungen Vieren sich auf dem Wendelsee verlieren. (Wendelsee=Wandalen-See=Mittelmeer)
207.) „Beary big“ ihr Sternbild hieß, nachdem zu segeln man sie ließ! Frey war ihr Hauptmann dort, der ritt mit seinem Ross am Bord.
208.) Der Suppentopf war so groß, dass er darin ruderte mit einem Floß! Wer rasiert den Mast hinauf gekommen, war mit langem Bart wieder herabgekommen!
209.) Das Schiff, genannt Mannigfalt, schliff Bretlands Sandstrand bald. (Bretland=Britannien) Es türmte auf, die flache Muschelbank, zu Angellands steilen Kreidehang! (Angelland=England)
210.) Da wollten dem Seegott danken sie, wussten aber doch nicht wie. Alle, die zusammen kamen, riefen einen andren Namen! (Njörd=Neptun, Ägir=Ägäis-Poseidon)
211.) Da tönte aus des Schiffes Rumpf, eine tiefe Stimme stumpf: „So sollt ihr es in ewig halten: ehrt den Alten, ehrt den Alten!“ (Der Alte=Old/Odd/Aud)
212.) Als man den Rufer suchen wollte, ein Papier auf die Planken rollte! In Runen stand dort drauf gezeichnet: mit einer Figur, zum Gott geeignet!
213.) Eine Kriegerin stand dort am Ende, mit zwei Kindern an ihre Hände: Mut und Recht und Eintracht wurden so bedacht!
214.) Dieses wurd zum Ruf der Friesen, noch heute hört man ihn bei diesen! Franken woll‘n davon nichts hören und das Erinnern daran stören.
215.) Auf Untiefe die Friesen trafen, viel Ballast sie da abwarfen. Aus diesem Geröll und den Sand, wuchs die Insel Helgoland. (Helgoland=Steinland)
216.) Heidrun: Alte Weiber hinter Deiche, erzählten mir von fremde Reiche. Da wurde noch das Angelland, Albion genannt. (Albion=Albenheim/Elfenheim)
217.) Als Wölfe die mit Feuerzungen in den Himmel eingedrungen, sind viel Alben da ertrunken, als in die Gletscher flogen Funken.
218.) Von Albion bis Westmännerland (Westmänner=Kelten.Iren) sind Geschichten davon bekannt. Noch heute bringt man dort die selben Opfergaben für die Elben. (Elbe=Elf,Alp)
219.) Gegen die Franken haben wir gestritten, zum Erhalt von Brauch und Sitten. Wer unsre Sagen versteht, weiß, dass es um Tugend geht!
220.) Thursen und Jöten bekriegen heißt Durst und Esslust besiegen! Selbst Wod, der die Runen rät, lebt statt von Fleisch, nur von Met! (Honigwein/Intuition/Geistnahrung)
221.) Gunda: Tacitus, der letzte Römer, sprach über uns viel angenehmer. Im Kloster Herford war‘s gewesen, wo ich sein Reisebuch gelesen. („Die Germania“. Reclam-Verlag)
222.) Auch fand ich Bücher, die verboten, wie Wulfilas Bibel, in der Sprache der Goten. Nur noch kurze Zeit wird vergehen, dann kann man die Bibel in Sächsisch sehen.
223.) „Heliand“ wird man Jesus nennen, (=Heiland. Heliand im Reclam-Verlag) im Stabreim gedichtet, wie wir es kennen! (Alliteration=Betonung nur des Anlauts) Damit wir Sachsen ihn lieben, wird er darin als Gaufürst beschrieben!
224.) Heidrun: So werden unsere Wunden milder, wenn man ihn darstellt in sächsische Bilder. Ein schwacher Trost, reicht eben noch, – besser waren unsere Götter doch!
225.) Gunda: Ferner hatte ich vernommen, die Asen seien aus Klein-Asien gekommen! (Ab 1000 n.Chr.=Turkey genannt.) Thrudheim, so sagt man da, das berühmte Tracien war!
226.) Die Asenburg, bei uns bekannt, wurde dort einst Troja genannt! (800 vor Chr.) Auch sagte man da nebenbei, dass Laokoon der Loki sei.
227.) Auch Priamos unser Freyr wär, alle Namen gleichen sich sehr. Pyros zu Fenris, Sif zu Sibill, die Ähnlichkeit nicht enden will!
228.) Heidrun: Dazu hatte in Urgroßmutters Buch gestanden, (Urgroßmutter=EDDA, Reclam-Verlag) Gleichnamige Helden sich in Walhall einfanden. Um Helden und Götter scheiden zu können, müsste man sich schon ein Weiser nennen!
229.) Man belügt die verweisten Sachsenjungen, mit biblischen Worten und gespalteten Zungen! Die Schlechteren preisen sich als Gute an und belasten den Gegner mit dem, was er selber getan.
230. Mein ganzes, lange Leben, hab ich für diesen Krieg gegeben! Sachsen kämpft bereits 30 Jahr, gegen diese Christenschar!
231. Es wird jetzt die höchste Zeit, dass wir wechseln unser Alltagskleid, und unentdeckt, wie die frommen Mönche ins Kloster kommen!
232. So wie die Katz eine Maus lässt frei, wenn sie glaubt, das tot sie sei, so werde ich auch retten, Wittekind aus seinen Ketten!
9. Aufzug (Die Befreiung):
233. Wittekind: He! Wer rührt da an den Riegel, bringt herein den Wassertiegel? Wer beugt sich nieder so verdächtig? Wer flüstert Sächsisch da so mächtig?
234. Heidrun: Ich bin‘s! Heidrun! In Verkleidung! Rühr Dich nicht! Verrats Vermeidung! Willst du entrinnen, dem Verbrecher, trinke diesen Betäubungsbecher!
235. Wenn du getrunken hast das Kraut, alles nach deinem Tod ausschaut! Bewusstlos liegst du, dass dein Herzschlag Niemand hört noch fühlen mag!
236. Doch die Dosis war geeicht, dass sie nicht zum Sterben reicht! Wenn ich aus der Türe gehe, wie ein Mönch ich dann aussehe.
237. Danach singe ich als Nonne wieder, in dem Kloster Kirchenlieder. Wird dein Leichnam herausgetragen, können wir unsere Flucht kühn wagen!
238. Beide (gemeinsam): Die Götter alle, hoch dort Oben, will ich danken, will ich loben! Wenn sie Oben harmonieren, wird‘s hier Unten auch passieren!
239. Wittekind: Diesen Becher trink ich aus, dass ich endlich komm nach Haus! Bevor ich mein Aug‘ zuschlage, erzähl mir doch noch eine Sage!
240. Heidrun: Am Weltenbaum, ein Born entspringet, wo die Schicksalgöttin singet, von wo sie dann im Storchgefieder, Seelen trägt zur Erde nieder.
241. Aus des Brunnens klare Flut, Wodans Auge lachen tut! So ward auch im Land der Sachsen, ein Knabe unterm Baum gewachsen.
242. Zur Geburt, das Elternpaar, lud zum Fest, wie‘s Sitte war. (Schicksalsfrau=Norne, Schnurrende, webt den silbernen Faden, der die Seele am Körper bindet.)
243. Die den Faden webt, wonach der Mensch lebt. Wird den Faden sie durchschneiden, muss der Mensch den Tod erleiden.
244. Alle wünschten den Knaben Segen, nur das Schicksal war dagegen, denn es sprach in ihrem Zorne, die gekränkt-übersehende Norne:
245. Wittekind: „Den Knaben nenn ich Nornagest, der sobald sein Leben lässt, wenn diese Kerze ist abgebrannt, dort in seines Vaters Hand!“
246. Kaum war diese Norne fort, ergriff der Vater auch das Wort: „Löscht schnell das Kerzenlicht, und entzündet es auch fortan nicht!“
247. Dreihundert Jahre draufhin verstrichen, alle Freunde warn verblichen. Heiligtümer brannten nieder, gekrümmt war‘n Nornagests Glieder.
248. Selbst die Götter alleine blieben, weil die Menschen es närrisch trieben. Und beim Kirchenglocken läuten ihm die Sinneslüste reuten.
249. Da war er in des Hausesmitten, zu einer Truhe hingeschritten und voller Jeseitshoffen, machte er die Truhe offen.
250. Daraus nahm er die Kerze wieder, ließ sie brennen gänzlich nieder, war ganz friedlich und besonnen, so dem Christentum entronnen!
Wittekind (einschlafend):
251. Nur Aufrichtige das Aufrechte erkennen, und Lüge auch eine Lüge nennen! Was dem Einheerer zum Helden erhebt, (Einheerer=Einzelkämpfer) ist, dass er auch allein zur Wahrheit strebt!
(Heidrun küßt den Eingeschlafenen und verlässt die Zelle).
10. Aufzug (In Freiheit):
252. Mönch: Der Hahn vor meiner Zelle kräht, und weckt mich auf zum Gebet! Was mir dieser neue Tag heute noch so bringen mag?
253. Ich werde vor‘m „zur Messe gehen“, nach dem Gefangenen kurz sehen. Der so voller Edelmut, Niemand was zuleide tut!
(Er erkennt die Notlage):
254. Kommt herbei ihr Christenbrüder! Der Gefangene liegt da nieder, ohne Atem, Puls, ganz bleich, fuhr er in das Himmelreich!
(Die Mönche tragen Wittekind aus dem Kloster und legen ihn auf eine Totenkarre):
255. Hört ihr Männer! Hört ihr Frauen! Kommt den Toten zu beschauen! Wittekind starb diese Nacht, den wir zum Christen hier gemacht
256. (Wittekinds Freunde): Wir eilen zu der Totenfeier, denn wir sind die Sattel-Meier! Bevor wir in die Gruft ihn legen, spenden wir ihm des Himmels Segen!
(Der Totenkarren wird auf den Friedhof geschoben)
Wittekind (auf der Karre erwacht):
257. Heil dir Sonne! Heil dir Wonne! Heil euch Vöglein auf den Bäumen, die erlöst mich aus den Träumen!
258. Willi ist die Schöpferkraft! Wer alles zu Tode rafft! Nur den reinen Lebens-Odem wird beschützt vom guten Woden! (Woden/Boden/Wodan/Wotan)
259. Himmel und Erd‘, sind spiegelverkehrt! Wem‘s hier mangelt an Brot, wird gesättigt beim Wod!
260. Das Paradies, auf das die Christen warten, ist doch unser Asengarten! Vom Baum der am Borne steht, träuft von den Blättern der Met.
261. Die sich in des Bornes Wasser begeben, erhalten ein neues, verjüngtes Leben! Schlachtjungfrauen mit Eberbraten (Erde als Schlachtfeld) dort auf Sachsens Helden warten. (Held=wer das Laster besiegte!)
Heidrun:
262. Steig herunter von den Karren, bevor entdecken uns die Narren! Hinter diesen Leichengarten bereits unsere Pferde warten.
263. Ich hörte vor vielen Jahren, sind Sachsen nach Thoringien gefahren. (Thüringen) Handel wollten sie dort betreiben, man gebot sie an Bord zu bleiben.
264. Das Land selber durften sie nicht betreten, Fremde waren dort ungebeten. Ein Sachse aber war an Bord, gab für einen Sack Sand sein Vermögen fort.
265. Die Thüringer schüttelten vor sich vor Lachen, der Narr tat seinen Sack aufmachen: und verschüttete ihn am ganzen Strand, und betrat so sein eigenes Land!
266. Wittekind: Karl ist auch für Thüringer, ein verhasster Völkerverschlinger! Ich glaub, in dieser Sachsen-Kolonie finden uns Karls Schergen nie!
267. Nach außen, wir uns als Christen tarnen, Daheim verehrt die Götter der Ahnen! Selbst der Papst es nicht wissen kann: Jolnir ist der Weihnachtsmann! (Jul=Weihnachten)
268. Mit allen die mich halfen heute, teil ich gern meine Beute: Na-lop, der da kam am Ende, bekommt die Hälfte in die Hände.
269. Dreh-um, der sich umgedreht, weil er geglaubt, es sei zu spät, soll auch von den Gaben eine Handvoll haben.
270. Selbst dem Stiebel sei gewogen, der seinen Stiefel wieder ausgezogen, weil er gedacht, es sei vorbei, bleibt hier von seinen Steuern frei!
271. Drei Dörfer seien im Friesenland, nach diesen Sattelmeiern benannt! Auf zur Eresburg, Syburg, Enger! Totgeglaubte leben länger!
- Ende –
Regie-Tipps:
- Historische Genauigkeit: Forscht gründlich über die historische Periode, um die Atmosphäre authentisch wiederzugeben.
- Charakterentwicklung: Betont die inneren Konflikte und Entwicklungen der Hauptfiguren, insbesondere Wittekind, um die emotionalen Dimensionen der Geschichte zu betonen.
- Spannungsaufbau: Gestaltet die Spannung geschickt, um das Publikum von Anfang bis Ende in die Handlung zu ziehen.
- Symbolik nutzen: Nutzt symbolische Elemente, um tiefergehende Bedeutungen zu vermitteln, sei es durch Requisiten, Bühnenbild oder Inszenierung.
Schauspiel-Tipps:
- Authentizität: Taucht tief in die Rollen ein, um authentische Darstellungen der Charaktere zu bieten.
- Sprachstil: Achtet auf den Sprachstil der Zeit, um die historische Atmosphäre zu betonen.
- Körperausdruck: Nutzt Körperbewegungen und Gestik, um die Emotionen und Absichten eurer Charaktere zu verdeutlichen.
- Stimme: Experimentiert mit verschiedenen Tonlagen und Betonungen, um die Vielschichtigkeit eurer Figuren zum Ausdruck zu bringen.
Bühnenbild und Kostüme:
- Zeitgenössisches Bühnenbild: Schafft eine Bühnenwelt, die die Architektur und Landschaften der Sachsen und Franken dieser Ära reflektiert.
- Farbpalette: Nutzt erdige Töne und Naturfarben für die Kostüme, um die Verbindung zur Umgebung zu betonen.
- Requisiten: Integriert authentische Requisiten wie Waffen, Rüstungen und Artefakte, um die historische Glaubwürdigkeit zu stärken.
- Lichteffekte: Spielt mit Licht und Schatten, um die Stimmung der Szenen zu verstärken.
Nachwort:
Wir hoffen, dass diese Aufführung von „Widukind“ euch nicht nur unterhalten, sondern auch in die faszinierende Welt der sächsischen Geschichte entführen wird. Das Drama um Freiheit und Identität ist zeitlos, und wir hoffen, dass es euch inspiriert, über die Themen nachzudenken, die auch heute noch von großer Bedeutung sind.
Vielen Dank für eure Unterstützung und genießt die Vorstellung!
Herzlich, Das Theater-Ensemble