Vorwort: In den blutgetränkten Weiten des Teutoburger Waldes entfaltet sich ein episches Drama, das die Geschichte für immer veränderte. „Varus‘ Vermächtnis“ ist eine Hommage an den heroischen Kampf germanischer Stämme gegen die römische Übermacht. Tauchen Sie ein in die Wirren des antiken Schlachtfelds, wo die Geschicke von Imperium und Barbaren aufeinanderprallen.
Ein Epos von Potthapada zur Weihnachtszeit 2012 (in 168 Strophen)
1.Aufzug, auf dem Thing (Dingstätte, Versammlungsort der Germanen)
- Hermann: Wodan werde ich stellvertreten (Göttervater Odin) und zu seinem Hofstaat beten, dass unsere Lässigkeit er verzeihe und uns im Kampfe Sieg verleihe!
- Ymir, dieser Riesen-Unhold, (Eisriese=Urzeit-Erde) die Himmelskuh bedrängen wollt! (Sonnenkuh, deren Milch=Strahlen) Wär’s ihm geglückt zu jener Zeit, läg heut die Welt in Dunkelheit!
- Doch Wodan hat in jungen Tagen, den üblen Milchdieb totgeschlagen! Drum opfern wir dieses Blut, wider der neuen welchen Brut! (welsch=romanisch)
- Die wie Schlangen uns umschlungen und tief in unser Land gedrungen, um, wenn wir endlich ohne Waffen, mit ihren Steuern zu bestrafen!
- Schon steh’n sie vor Marbods Tennen, (Mähren, heute Slowakei) um ihn bald zu überrennen! Sind vernichtet seine 70.000 Krieger, werden sie über uns auch Sieger!
- Den Pannonier Aufstand haben sie überrannt, (Pannonier=Alpenkelten) und die Donau-Niederung verbrannt! Ich selber hab’s als Offizier gesehen, wie sie mit den Besiegten umgehen!
- Nach 16 Dienstjahren-Zeit, verweigerten sie uns die Freiheit! Ohne ein Entlassungsgeld, man uns als Veteranen zurückbehält!
- Nachdem auch Dalmatien liegt in Ketten, (Dalmatien=heute Kroatien) müssen wir Germaniens Freiheit retten! Drum desertierte ich als Offizier und ruf zum Widerstand euch auf hier!
- Das freie Germanien zwischen Elbe und Rhein, soll bald Teil ihres Imperiums sein! Was unser Gesetzes-Thing erwogen, wird dann vor Roms Gerichtshof gezogen!
1o. Die blonden Haare fordern von unsre Weiber, für römische Perücken dann ihre Steuereintreiber! Varus, so habe ich gehört: hatte als Statthalter schon Eberwik zerstört! (Eberwik, Yorkvic=Jerusalem)
- Zehntausend Jünglinge ließ er in jenen Tagen, als Rebellen ans Kreuz schlagen! Jetzt kommt dieser Menschenschänder auch in unsre Länder!
- Ich leere dieses Horn bis zum letzten Tropf, als Beweis dafür, stülpe ich es auf den Kopf! So wie dieses Horn ist leer, gibt‘s bei mir keine Falschheit mehr! (Rufe: Hussassa! Hurra! Hurra!)
- Sigismund: Nicht ohne einen tieferen Grund, kündigte Rom unseren Freundschaftsbund! Sie wollen unsere Selbstverwaltung vernichten, und über unsere Geschicke richten!
- Das ist Kaiser Augustus‚ Erfindung: die schnellste Nordsee-Schwarzmeer-Verbindung! Damit fließen Pelze und Bernstein, noch zahlreicher in sein Imperium hinein!
- Hermann: Ja, die Verteidigungslinie: Donau-Rhein, sollte so geschützt vor uns sein! Ihre Grenzlager sind viel zu zerstreut, wir könnten sie vernichten schon heut!
- Sigismund: Mit diesem heiligen Kloben, (Holz mit Einladungszeichen, engl.: Club) wollen wir Gefolgschaft geloben! Dreimal drei Runen sind drin geschnitten, die im Lande zum Kampfe bitten!
17. Ich selbst habe mir die Priesterbinde vom Arm genommen und bin vom Augustustempel aus Ubiorum gekommen! Zum Kampfe nunmehr bereit, gegen Rom an Hermanns und Sigimars Seit‚! (Stadt der Ubier=Köln)
18.So wie dieser Vater mit seinem Sohn, kämpfen bald ganze Sippen schon! Ihre Rappen, mit Mähnen gezöpfte, springen dann über Römer geköpfte!
19. (1. Krieger:) Ich schwöre bei meinem Trinkhorn: stets zu kämpfen ganz vorn! (2. Krieger:) Ich schwöre bei meinem Ringe: dass ich drei Römer umbringe!
2o.(3. Krieger) Ich schwöre bei meinem Schwert, dass es 3 Römer zu Tode versehrt! (4. Krieger) Ich schwöre bei meinem Reifen, 3 Römer in ihre Gräber zu schleifen!
21. (5. Krieger:) Ich schwöre bei meinem Zopf, 3 Römer kürzen den Kopf! (6. Römer, schon etwas betrunken:) Ich schwör auf meinen Magen:
22. Flavio: Genug, genug, genug! Hütet euch vor Selbstbetrug! Vielleicht sollt ihr auf Segest hören. Der kam in Rom zu Gold und Ehren!
23.In Rom gibt es die wunderbare, aller Herren Länder Ware! Duftwasser, Gewürze und Wein! Bunte Gläser, Speisen und Gewebe fein!
24. Wollt ihr das alles haben, lasst sie über unsere Grenzen traben! Habt ihr erst römisches Bürgerrecht, geht es euch nicht mehr so schlecht!
25.Thursenhilda: Du redest nur nach meines Vaters Mund! Die wahre Absicht ist mir kund! Er hat mich heimlich versprochen Dir, dass du für Romaburg sprichst hier! (Romaburg=Rom)
26. Doch das sollen alle erfahren: Mein Herz gehört Hermann schon seit Jahren! Er weiß, welche große Not uns von wortbrüchigen Romlingen droht!
27. Was können dir die Dukaten nützen, wenn sie in fremde Beutel sitzen? Nur das bleibt als Fraß den Raben, was die Adler übrig gelassen haben!
28. Veleda: Ich bin die Vel-eda: die weise Wala der Edda! Mein kluges Gewisper, hört in der Völuspa Gelisper!
29. Ihr Rugier, die von Rügen gekommen, hatten mein Vorzeitwissen vernommen: Einst war dem Zwergvolk der Billungen, die Verführung der Freya gelungen.
30. Mit einer Kette aus Bernstein luden sie die Göttin am Meer ein. Dort hatten sie ihr diese gemacht für eine Liebesnacht.
31. Als Freya badete in den Ostseewogen, hatte sie ihren Schmuck ausgezogen. Da kam Loki, und hat ihre Kette an sich genommen.
32. Dann flog er in Freyas Federkleid, in die Lüfte hoch übers Meer so weit. Als ihm dabei der Schwindel ergriff, stürzte er hinunter zum Kreideriff.
33. Dort, wo Freyas Bernstein versank, drang Hiddensee aus dem Meer herauf. Nach Wacholder und Himbeer riecht dort die Luft, ganz wie der Liebesgöttin Duft!
- Jetzt, wo Drusus mit seiner Römerschar bis zu den heiligen Externsteinen vorgedrungen war und unsere Ernte an sich genommen. War er auch vor meinem Turmhaus gekommen!
35. Meine Prophezeiung begehrte er, die ihn bis ins Mark verstörte! Ich warnte ihn vor´s Weiterziehen und riet ihm außer Landes zu fliehen.
36. Kehr um! Kehr um! So sprach ich da: Dein Schicksalsende ist so nah! Im Sattel von Augustus‚ Sohn seh reiten ich den Tod ja schon!
37. Schaftsterne durchzuckten jene Nacht, Wolfsheulen hatten ihn um den Schlaf gebracht! Auch hagelte ein Sternschnuppen-Regen, über der ängstlichen Römer Wegen.
38. Eine Schlange tat sein Roß erschrecken und ließ Drusus blass zu Boden strecken! Unglücklich stürzte er in einen Sumpf hinein und brach an einem Stumpf sein Bein.
39. Die Römer sah man zur Limes eilen, doch Drusus‚ Wunde wollte nicht heilen. Wie ich zu Vollmond vorausgesehen, war es zu Neumond um sein Leben geschehen!
40. So prophezeie ich euch allen: Gleichfalls wird auch Varus fallen! Und keiner von den drei Legionen wird der Todessumpf verschonen! (1 Legion=300 Reiter+6000 Söldner)
41. Hermann: Jetzt ist genug vom vielen Sprechen, lasst uns des Opfers Knochen brechen! Vom Hühnerknochen das größte Stück, bringt auch dem Besitzer Glück!
42. Ob Hühnerbrust, ob Pferdelende, Alle werden satt am Ende! Damit der Segen nie vergeht, trinkt dazu den süßen Met!
43. Bienen aus des Weltbaums Höhen, sorgen für unser Wohlergehen! Lasst der Leier Klang ertönen, vergesst dabei nicht Eure Schönen!
44.) Thursenhilda: (zu Hermann) Lasst uns, wenn die Spielleut singen, tanzend um das Feuer springen! Nur mit Dir, du starker Held, reis ich bis ans End der Welt!
45. Hermann (zu Thursenhilda): Will dich küssen, will dich drücken! Scheu mich, da Spione blicken! Spüre, wie in vergangenen Tagen, dein Herz noch an mein Herz schlagen!
46. Thursenhilda: Um mich jubelt die ganze Welt, weil mein Geliebter mich in seinem Arme hält! Fliehen wir vor den Menschen allen, lassen den Gesang verhallen!
47. Hermann: Hier stehen wir beide ganz allein, wie versilbert im Mondenschein! Ach, wie schlägt mein Herz so laut, ach, wie warm ist deine Haut!
48. Thursenhilda: O wie ist dein Streicheln fein, ob am Halse oder Bein! Wenn du küsst mir Bauch und Brust, zügellos wird meine Lust!
49. Am ganzen Körper muss ich beben, will nie ohne dich mehr leben! So wie vor Glück wir hier jetzt stöhnen, werd wimmern ich, bei Vaters Quälen.
5o. Doch das alles ist es wert, wenn man kriegt, was man begehrt! Jetzt in dieser schönsten Nacht, hast du mich zu deiner Frau gemacht!
51. Hermann: Auf Händen werde ich tragen, werde ich dich tragen, muss zuvor die Römer schlagen! Bleib daheim bei deinen Lieben, bis die Römer sind vertrieben!
2. Aufzug: Die Hermannschlacht ( 9.n.Chr. a.d. Externsteinen, Horn-Bad-Meinberg)
52. Centurio: Varus, großer Feldherr, hör mir zu: In ganz Germanien gibt’s Unruh‘! Wo unsere Kohorten auch erscheinen, beschimpft man sie und wirft mit Steinen!
53. Auch haben vor einigen Tagen, die Rebellen Wachposten von uns erschlagen! Patrouillen Nähe Aliso geschah es kürzlich ebenso!
54. Varus: Wir müssen die Barbaren belehren, denn es geht um des Kaisers Ehren! Wir werden ein Exempel machen, packt alle eure Reisesachen!
55. Wir brechen schon am Morgen auf, zu einem Sechs-Tage-Lauf. Mit drei frischen Legionen ziehen wir hin, wo die Rebellen wohnen!
56. Sieben Kohorten Germanen-Streiter sind unsere Wege-Vorbereiter. (Eine Kohorte= 6 Zenturien von 600 Mann) Wir können ihnen vertrauen, beim Bäume fällen, Moorbrücken bauen! (Legionär bläst zum neuen Tag)
57. Varus: Ihr habt den Befehl vernommen! Jeder hat sein Ziel bekommen! 12.000 Reiter ziehen schon vorn, Haltern zu, von Paderborn! (Die Legionen ziehen durch den Teutoburger Wald)
58. Centurio (zu Varus): Varus! Varus! Großer Feldherr! Gewitterregen auf uns fällt schwer! Die Marschordnung ist schon verkommen, germanische Hilfstruppen haben Flucht genommen!
59. Varus: Oben auf der Berge Kämme, stehen freie Germanenstämme! Sie tun schon seit längeren Zeiten, in Abstand unseren Zug begleiten!
6o. Zenturio: Zu den Waffen! Zu den Waffen! Mann zu Mann! Die Barbaren greifen an! Schließt die Reihen, die noch offen! Aaah! Ich bin von einem Pfeil getroffen! (stürzt zu Boden)
61. Varus: Ist´s ein Alptraum oder wahr? Aus dem Sumpf hebt sich die Schar, halb bedeckt mit Schilf und Moos, schlagen sie auf die Söldner los!
62. Ach! Wäre es doch nur ein Traum! Plötzlich springen sie vom Baum! Strecken einen Römer nieder, lachen und verschwinden wieder!
63. Wie sie juchzen und jubilieren! Mann für Mann tun wir verlieren! Keine Schlachtordnung ist uns gelungen, Jeder wird zu Tod gerungen!
64. Fürchterlich ist dieser Tag! Unsre Reihen fallen Schlag um Schlag! Die Hälfte ist schon niedergemacht! Den Göttern sei Dank! Jetzt kommt die Nacht!
65. Mann für Mann! Kommt alle! Schnell errichtet einen Wall! Schaufelt einen Graben darum breit, für des Lagers Sicherheit! (nächster Morgen)
66. Hermann: Da liegen Varus‚ Römer alle! Drei Legionen in der Falle! Lenkt die Bäche und die Flüsse in das Lager mit ihren Güssen!
67. Seht, wie sie die Fluten erreichen, zwischen Ross- und Reiterleichen! Bis zum Hals im Wasser sie stehen, wo unsere Krieger sie niedermähen!
68. Wie wenn Schiffe im Meer versinken, und die Ratten mit ertrinken. Varus stürzt sich ins eigene Schwert, weil sein Feldzug lief verkehrt!
69. Heil! Ihr tapferen Heldenbrüder! Drei Legionen schlugt ihr nieder! (18.000 Fußsoldaten, Rom hatte nur insgesamt 20 Legionen) Jetzt können wir in Ruhe wagen, den Legionsschatz heimzutragen.
7o.Sigismund: Höre! Mann des Heeres! Kunde bring ich herzensschweres: Dein Vater Sigimar fiel soeben, jetzt lastet auf dich das Fürstenleben!
71. Hermann: Immer wenn man gerade glücklich, schwächt die Freude augenblicklich eine böse Schicksalswende, bringt dann aller Freud ein Ende!
72. Sigismund: Um sich zu seinem Siege zu bekennen, sollst du dich fortan Siegwart nennen! Sammelt die Adlerstandarten ein, sie sollen Zeichen unserer Stärke sein!
73. Hermann: Armin hieß ich in der Legion, Hermann hieß ich vordem schon! Wie auch ruft die Geliebte mich, ganz egal, so komme ich!
74. Sigismund: Seht! Dahinten auf den Stangen, Varus‚ abgetrenntes Haupt hoch prangen! Wie den erlegten Hirsch, der Cherusker-Zeichen, sich die beiden Bleichen gleichen!
75. Jetzt an Romas besten Tagen, wurden drei Legionen geschlagen, 20.000 Legionäre bald, hier im Teutoburger-Wald!
76. Hermann. Eigentlich sollte man meinen, jetzt ganz Germanien zu vereinen. Doch das Königreich der Markomannen, ist seinen eigenen Weg gegangen.
77. Vielleicht glaubte der schlaue König, an unseren Sieg recht wenig? Und hoffte als ehemaliger Kommandeur: Rom dankt ihm hinterher?
78. Marbod ließ sein Königreich überziehen, mit Fluchtburgen, wohin man könnte fliehen; wenn ein Feind das Land bedroht, schützt es ein Heer daraus vor Not!
79. Doch der Römer schürt den Zwist, dass man sich nicht einig ist! Weil es leichter wird gelingen, einzelne Stämme zu bezwingen!
80. Wie das Wetter kann umschlagen, ist’s vom Schicksal auch zu sagen: oft gibt’s einen Todesstoß, wenn das Weltreich wird zu groß!
3. Aufzug. (Varus Rache).
81. Ingomar: Aus Rom, die fernsten Geschichten, kann dein Oheim dir berichten: Kaiser Augustus trauerte mit 73 Jahren, scherte sich weder um Bart noch Haar!
82. Als er von Varus Tod erfuhr, schlug er den Kopf am Pfosten nur! Rufend fiel er auf den Teppich nieder: „Varus! Gib mir meine Legionen wieder!“
83. Dann hatte er sich an seine Garde gewandt, und dieselbe auf einer Insel verbannt! Weil seine germanischen Recken, ihm beim Anblick erschrecken!
84. Als du Varus Kopf an Marbod gespendet, hatte er diesen an Augustus gesendet! Er hatte Rom damit gezeigt, dass er dem Kaiser bleibt zugeneigt!
85. Siebzehn Legionen an allen Grenzen sitzen, um die Grenzen Roms zu schützen! Jetzt klafft eine große Lücke dort, bei uns an Romas schwächstem Ort.
86. Sechs neue Legionen sollten her, doch er fand keine Legionäre mehr! Lieber wollten sie ins Gefängnis gehen, als am Limes Wache stehen.
87. Tiberius übernahm das rheinische Heer, dort meuterte manch frischer Legionär. Da ließ er Germanicus stationieren, und über’m Rhein zur Lippe marschieren!
88. Mit zwei gut ausgerüsteten Legionen, dorthin, wo die Marsen wohnen. Germanicus formte die Heeresteile, in vier gleichgroße Keile.
89. Wo er auf volltrunkene Marsen traf, die lagen mit Frau und Kind im Schlaf. Ohne Wachen und ohne Wehr, fielen die Römer über sie her!
90. So wie’s die Spione gesichtet, hatten die ein Religionsfest ausgerichtet. Auf 50 Meilen in der Raute, Germanicus alles niederhaute!
91. Vernichtet wurden alle Wehrlose da, unter ihrem Heiligtum, der Tanfana! Diese, eines Kriegers ehrlose Sache, nannten die Römer „Varus Rache!“
92. Hermann: Auch ich habe vernommen: Germanicus sei mit sechs Legionen gekommen, um Germanien einzuverleiben und Sklaven einzutreiben!
93. Sigismund: Germanicus und seine Römer hatten, soeben überfallen das Land der Chatten! (Hessen) Gegen die große Übermacht hatte ihr Widerstand nicht viel gebracht.
94. Hermann: Auch uns sind seit Jahren und Stunden, beide Hände gebunden! Gegen wechselnde römische Kohorten, (Kohorte=6oo Mann) an verschiedene Cherusker-Orten.
95. Sechs Jahre nach Varus Ende, werfen sie in unser Land neue Brände. Bauten eine zahlreiche Flotte, für die gewaltige Söldnerrotte!
96. Laßt uns nochmals von allen Seiten, gegen die landhungrigen Römer streiten! Ruft nochmals herbei ein Heer, dass stark genug zur Gegenwehr!
97. Ingomar: Eintausend Schiffe konnte ich sehen, für 6 Legionen zum hinübergehen! Kohorte um Kohorte, drängt zur westfälischen Pforte!
98. Hermann: So lasst zum Kampfe die Hörner schallen, dass wir sie in die Flanken fallen! Nicht in offener Schlacht, wird ein so großes Heer niedergemacht.
99. Vielmehr tut dieser Rheinarmee, tausend kleine Scharmützel weh! Zum Angriff eilt herbei! Jeder weiß, was nun zu machen sei!
(Kampflärm ertönt)
4. Aufzug. (Auf der Teutoburg) (Teuto=Volk)
1oo. Ingomar (zu Hermann): Viel Kampf! Viel Ehr! Genützt hat unsere Gegenwehr! Germanicus zog im Sommer hier, zurück ins „Winter“- Hauptquartier.
1o1. Er errichtete fälschlich und zum Schein. Haßtig einen Siegesstein! Dann floh er in kleine zertrümmerte Scharen, dorthin, wo ihre 1000 Schiffe waren.
1o2. Aber die konnten ohne Bedenken, brukterische Kampfschwimmer versenken! Wir ergriffen sie von Hinten und von Vorn: manch Römer hatte da sein Leben verlorn!
1o3. Hermann: Nach römischer Propaganda hingegen, wäre die ganze Flotte dem Sturme erlegen! Uns soll die Geschichte nur frommen; denn die Invasioren sind nie wiedergekommen!
1o4. Ingomar: Aus Tiberius‘ Palast hörte mans schallen: wieder sind Legionen gefallen! Genug der Siege! Genug der Siege! Schluss mit den Germanenkriege!
1o5.Flavius (zu Thurshilda): Höre, Thursenhild! Du Schöne! Dass deine Mutter sich nach Dir sehne! Ich soll ausrichten Dir: gehe noch einmal zu Ihr!
1o6. Thursenhilda: Gut, ich werde zu ihr gehen, doch meinen Vater will ich nicht mehr sehen! Er ist für meine Liebe blind! Für mein und auch für Hermanns Kind!
1o7. Flavius: Hermann wird sich Sorgen sehr, darum berichte ihm erst hinterher! Auch Sigismund soll mit dir gehen, der wird diesen Wunsch schon recht verstehen!
(Die drei schleichen aus der Burg)
5. Aufzug (Auf der Segestburg) (Siegburg,NRW)
1o8. Mutter Siegard: Thursenhilda, mein lieber Schatz, komm und nimm an meiner Seite Platz! Ach, was hab ich mich geschämt, als dein Vater sich gegrämt.
1o9. Du wirst doch nur richtig froh, als Eheweib von Flavio! Die Römer zu uns großzügig sind, bist du ihre Geisel, du unser Kind!
11o. Thursenhilda: Das gute alte Sippenheil ist ja auch von mir ein Teil: Doch was nützt mir euer Gewinn, wenn ich nur mit Hermann glücklich bin?
111. Siegart: Bist du erst in Rom zu Haus, sieht die Sache anders aus! Die Römer siedelten die Sigambrer dem gälischen Lande näher.
112. Auch die Allemannen und Schwaben, westrheinische gesiedelt haben! Sie treiben dort im Landel, altes Handwerk, guten Handel.
113. Thursenhilda: Nicht frei ist dort ihr Leben, ihre Krieger müssen sie hergeben dem welschen Grenzheere aus Mangel an Legionäre!
114. Nie ist der Römer selbstlos gut, nach Zinn und Kupfer er gieren tut! Das fördern wir an Rhein und Elbe.- für Bronze benötigt man dasselbe!
115. Unsere Salzminen von Salzburg und Halle, begehren sie in jedem Falle! Um Zinn von den besiegten Briten und irisches Kupfer, sie nun nicht mehr bitten!
116. Als Räuber sind die Römer gekommen, und haben sich, was sie wollten, genommen! Unsere Bitten und Anfragen, haben sie jedoch in den Wind geschlagen!
117. Wegen Bevölkerungsüberschuss und Sturmeswogen, sind Kimbern und Teutonen zu ihnen gezogen. Um Siedlungserlaubnis kamen sie fragen, das hatte man ihnen abgeschlagen.
118. Mit Planwagen, lederüberspannt, hatten 300.000 Krieger Gallien überrannt. Vieh, Frauen und Kinder hatten sie mitgeführt, alles war gründlich organisiert.
119. In Kärnten besiegten trotz Hinterhalt, Kimbern und Ambronen die Römer bald! In Gallien 24.000 römische Krieger, unter Silvanus, mähten sie nieder!
12o. Vier weitere Jahre mussten vergehen, da konnten eine neue Schlacht bestehen, mit dem Bruder der Teutone`, gegen Scaurus an der Rhon‘! (Teutonen=Deutsche.)
121. Dann besiegten Kimbern und Teutonen, bei Orange, Maximus‘ Legionen. Durch Gallien zogen die teutonischen Streiter, mit den Kimbern nach Spanien weiter.
122. Weil beide Völker zu groß waren, zu ernähren diese Menschen Scharen, so hatten sie abgemacht: getrennt marschieren, vereint zur Schlacht!
123. Als die Teutonen über die Alpen gingen, 35.000 Römer sie dort abfingen. Das Teutonen-Trougener-Ambronen-Heer, leistete heldenhafte Gegenwehr!
124. Marius konnte den Sieg erringen, Germaninnen stürzten sich in die Klingen! Bis zum Schluss hofften sie immer wieder, auf Hilfe ihrer Waffenbrüder.
125. Feldherr Catalus aus dem Etschtal floh, vor den Kimbern zu Mario. Auf den raudischen Feldern entfacht, bei Piermont eine erneute Schlacht!
126. 30.000 Kimbern schlugen sich schwer gegen ein 50.000 Mann starkes Römerheer! Selbst die Kimberweiber im schwarzen Gewand, leisteten verlustbringenden Widerstand!
127. Dann retteten sich Alle mit letzter Kraft, durch Freitod vor der Gefangenschaft! Zum Schluss mussten sie, die den Sieg erritten, abwehren den kimbrischen Kampfpferde-Tritten.
128. Man umzäunte noch nach Jahren und Wochen, die Weinberge mit der Gefallenen Knochen! Mir wird ihr Gedächtnis nie verblassen, muss ich auch mein Volk verlassen!
129.Flavio: Denk nur an die römischen Bauten, wie schön sie aus Stein ausschauten! Die Windaugen, durchsichtig aus Glas, dazu die festgepflasterte Straß‘!
- Thurshilda: Freiwillig darf man dort nicht spazieren, dorthin muss man uns erst entführen. Aus jedem heimischen Fürstenhaus, holte Rom sich eine Geisel raus!
131. Damit die freien Stammesführer, nicht Folge leisten den Aufrührer! Aus Angst um der Geisel Leben, haben sie den Freiheitsdrang aufgegeben!
132. Auch aus unserer Bürgerwehr, verblutete mancher Legionär! Unser heiliger stille Wald, gleicht einem großen Friedhof bald!
133. Dort wurden so viele unschuldige Frauen, von den Römern ans Kreuz gehauen, weil sie nicht gehorchen wollten, und des Besatzers Steuern nicht zollten!
134. Segest (stürzt in den Raum:) Zu den Waffen! Zu den Waffen! Eilt zum Tor! Hermann steht zum Kampf davor! Will unsere Tochter wiederhaben, schießt mit Pfeilen über Wall und Graben!
135. Hermann (ruft laut hinüber): Wie kann ein Vater so gemein zu seiner eigenen Tochter sein? Thursenhild! Ich werde dich befreien und Vater unseres Kindes sein!
- Thursenhilda (ruft zurück): Geliebter Held, ich will es auch, trag dein Kind in meinem Bauch! Wohin das Schicksal uns auch bringt, nie in mir die Hoffnung sinkt!
- (Beide im Duett): Schicksal, große Himmelsmacht, warum hast du uns in Not gebracht? Menschen gibt es doch so viel, warum wurden gerade wir dein Ziel?
- Hermann: O wie gerne möchte ich tauschen, tät das Weltmeer zwischen uns rauschen, wüsste ich doch zum guten Ende, dass ich dich dann wiederfände!
139. Hinter Romaburgs Toren, bleibst du für mich verloren! Kann mich damit nicht begnügen, werde kämpfen bis zum Siegen!
14o. Ingomar: Da kommt eine römische Reiterei, dem Segest jäh zur Hilfe herbei! Jetzt eine ganze Kohorte, von der allerübelsten Sorte!
141. Hermann: Im dichten, feuchten Nebel, schlugen wir eine Manipel! (200 Mann) Jetzt können wir nichts mehr erreichen, als in den Sumpf zurückzuweichen!
(Hermann schaut aus der Waldlichtung zur Segestburg, da kommen zwei Gesandte vom Markomannen-Reich auf ihn zu)
142. Bote (mit langen Bart): Wir Semnonen und Langobarden, wollen nicht länger ohne Kampfes warten! Wollen Ruhm und Beute erwerben, oder ehrvollen Schlachttod sterben!
143. Uns zieht’s zum Kriegerhimmel hin, die Ofenbank ist nicht unser Lebenssinn! Marbod mit seinem Friedenswalten, kann vom Freiheitskampf nicht ab uns halten!
144. Bote (mit Schläfenknoten im Haar): Marbod kann halten uns nicht mehr lang! Zu den Cheruskern führt unser Tatendrang! Auch wir Sueben denken so genau, wie die Krieger im Lugier-Gau!
Hermann sieht Thurshilda mit den Römern abziehen und antwortet:
145. So wird es denn gemacht! Rüstet euch zur Entscheidungsschlacht!
Als wir Marbod um Beistand baten, hat er uns an Rom verraten!
146. Weil er uns im Stich gelassen, tun ihn unsere Völker hassen! Wenn ihr Ruhm und Ehre sucht, folgt uns in die Leipziger Bucht!
6. Aufzug. (In Geiselhaft)
Thurshilda (zur Seherin Veleda, in dunkler Nebengasse)
147. Alte Frau in Schimpf und Hohn, kennst du mich und meinen Sohn? Meinen Adel darf ich nicht zeigen, wurde verraten und leibeigen!
148. Veleda: Seherin wurde ich genannt, in meinem schönen Heimatland! Hier in Romas stinkenden Gassen, hat diese Gabe mich verlassen!
149. Thurshilda: Was man ist und was man scheint, trennt den Freund schnell von den Feind. Mir dünkt es doch indessen: die Heimat hast du nie vergessen!
150. Willst den Römern nichts mehr nützen, solang du mußt als Sklavin sitzen! Heimlich, hinter deiner Hand, künde mir vom Heimatland!
151. Veleda: Als ich schloss die müden Lieder und setzte mich auf den Boden nieder, neben Wasser, neben Brot, gedenkend meines Volkes Not,
152. sah und hörte ich bei Zeiten, zweier großer Heere streiten. Hermann wider König Marbod, brachte beiden Völkern Not!
153. Vorher aber wollte treffen, Ingomar noch seinen Neffen, um die Gefolgschaft ihm abzuschlagen, und sein Heil bei Marbod wagen!
154. Acht Jahre nach der Hermanns-Schlacht, (17 n.Chr.) ward der Markomannen-Krieg entfacht! Keiner dabei den Sieg verrichtet, beider rechter Flügel wurde vernichtet!
155. Unter Jammern, unter Stöhnen, floh König Marbod zurück nach Böhmen. Weil die Verfolgung sich nicht lohnte, Hermann die Flüchtlinge verschonte.
156. Dann sah ich vier Jahre später, Flavus, den Übeltäter. Der schöpfte seine ganze Kraft, aus römischer Militärherrschaft.
157. Heimlich er als Mörder schlich, und gab Hermann ins Herz den Stich! Gerade beim Trinken sich bücken, konnte es ihm von hinten glücken!
158. Hermanns Herz hatte Kraft genug, zu rächen diesen feigen Trug: er warf mit letzter Kraft sein Schwert, als Todeswurf zum Feind gekehrt!
159. In diesem Kampf konnte keiner siegen, von beiden, die am Boden liegen! Ich, als Wala, kann dir wohl sagen: Walküren haben sie nach Walhall getragen!
16o. Thursenhilda: Welch Schicksal, weise Wala sing, ist bestimmt meinem Däumeling! Seinen starken Vater sah er nie, mein Herz stets nach seinem Namen schrie!
161. Jetzt, wo der Liebste nicht mehr lebt, gibst auch kein Ziel, wonach man strebt. Einzig mein Thumelicus, mir noch Kräfte geben muss !
162. Veleda: Acht Jahre wird der Kleine alt, hier in Militärgewalt! Jetzt, wo der Vater ist gestorben, ist er als Geisel nutzlos geworden.
163. In Xanten, am grünen Niederrhein, sperrt man ihn im Römerkleid ein. Zu hungrigen Bären, wird man ihn dort sperren!
164. Thurshilda: Man sagt, die Nordmann-Scharen, wären brutale Barbaren. Dieses Henkerbeil mit Rutenbündel, ist Zeichen von Roms Gesindel!
165. Ich höre noch unsere Cherusker klagen, als Varus sie ans Kreuz geschlagen, weil sie Rom nicht wollten dienen, in unsere Zinn- und Kupferminen!
166. Doch noch in tausend Jahren, werden Germanen es erfahren: Hermanns ganzer Mut und Kraft bewahrte sie vor Fremdherrschaft!
167. Veleda: Und das kann ich dir anvertrauen, wir werden uns ewig wiederschauen. Denn die Gewissheit macht mich seelisch, auch Geschichte wiederholt sich ewig!
168. So bin ich tausend Jahre alt, und wechsle ständig die Gestalt, und bleibe doch dieselbe, seherische Wölwe!
– Ende –
Inhalt
Bühnengestaltung: Die Bühne sollte eine realistische Darstellung des Teutoburger Waldes bieten, mit dichten Bäumen und unwegsamen Gelände. Ein zentrales Element könnte ein nachgebildeter römischer Marschlager sein, um den Konflikt zwischen den germanischen Stämmen und den Römern zu symbolisieren. Verwenden Sie Licht- und Klangeffekte, um die Spannung der Schlacht einzufangen.
Kostüme: Die Kostüme sollten historisch genau und kulturell authentisch sein. Die germanischen Krieger könnten in traditionellen Kriegsornamenten mit Waffen aus der damaligen Zeit dargestellt werden. Römische Legionäre sollten in ihrer charakteristischen Ausrüstung erscheinen. Achten Sie darauf, die soziale Vielfalt beider Seiten zu berücksichtigen und die Kostüme dementsprechend zu gestalten.
Hinweise für Regie und Schauspieler: Die Regie sollte die Tragödie und die heldenhaften Momente der Schlacht betonen. Schauspieler können durch Ausdruck und Bewegung die emotionalen Höhepunkte dieser historischen Auseinandersetzung verdeutlichen. Die Dynamik zwischen den römischen Offizieren und den germanischen Anführern bietet Raum für nuancierte Charakterdarstellungen.
Dieses Theaterstück bietet die Möglichkeit, das Publikum in die historische Wirklichkeit der Varusschlacht zu versetzen. Nutzen Sie die Kraft der Inszenierung, um die Bedeutung dieses entscheidenden Moments der Geschichte zu vermitteln.