eine spannende Ergänzung zu Blogbeitrag "Fridubarn"
Seit der modernen Psychologie spielen Traumdeutung und Sagen eine Schlüsselrolle für seelische Einblicke in Individuen sowie die Völkerkunde im Kollektiv. Düsseldorf liegt an der Düssel, einem kleinen Fluss, dessen Name sein ursprünglich wildes Rauschen verrät. Dort befindet sich ein kleines Tal, ein Refugium für einen Schöngeist namens Neumann. Als in einer Höhle ein alter Mensch gefunden wurde, benannten ihn die Schulwissenschaftler nach dem Tal von Neumann „Neo-Andro“ = Neander-Tal.
Obwohl der Neandertaler nur ein Nebenzweig des heutigen Menschen ist, entwickelte er bereits einen Totenkult mit einem Bärenschädel auf einem Steinaltar. Wenn ein großer Anführer seiner Sippe verstarb und weiterhin vor ihren Augen erschien, um vor Gefahren zu warnen oder den richtigen Weg zur Jagd zu zeigen, wurde er wie eine Gottheit verehrt. Vielleicht teilte man sogar die Beute mit ihm, als erste religiöse Opfergabe. So entstanden die ersten Religionen, und jedes Kulturvolk entwickelte seinen eigenen heiligen Pantheon, der das Diesseits mit dem Jenseits verband und Einblick in kollektive Seelenverwandtschaft gab.
Es wäre schädlich, ein solch natürliches Verhältnis zwischen einem Volk und seinen Ahnen zu blockieren. Toleranter ist es, sie aus religiöswissenschaftlicher Sicht wahrzunehmen, wie es Buddha seinen Gläubigen empfahl: Jede Religion zu achten, als wäre sie die eigene. Wenn Fanatiker damit Probleme haben, sind dies ihre eigenen Probleme. Selbst die schlimmsten Gebote anderer Religionen dürfen uns nicht von diesem Credo abbringen.
Nicht nur als Metaphern sind unsere Götter- und Volkssagen lehrreich, sie bergen auch viele Wahrheiten. Archäologen gruben an jenen unauffälligen, unheimlichen Orten, von denen seit alters her Spukgeschichten erzählt wurden, und entdeckten dann den wahren Kern. An einer Feldwegkreuzung sollte ein kopfloser Geist die Dorfbewohner über viele Generationen hinweg bei Einbruch der Dunkelheit erschrecken, bis ein mutiger Hobbyarchäologe zur Schaufel griff und ein männliches Skelett freilegte, dessen Kopf auf seinen Füßen ruhte.
In Schweden konnten aus einem Wikingergrab Skelette geborgen werden, die genau die Größe und Fußverletzung aufwiesen, wie es die nordische Sage berichtete. Auch Troja wurde von der Schulwissenschaft lange Zeit als Fabel abgetan, bis Schliemanns Spaten (1890) den Beweis für seine Existenz lieferte. Möglicherweise trägt ein Bibelvers die Schuld an der störrischen Haltung einiger Forscher, der den Mosaisten verbietet, den alten Götterkult zu erforschen. Umso dankbarer können wir der so unglücklichen Aufklärungszeit sein.