Einstmals, zur frühen Morgenstunde, schaute der Erhabene von einem Bergeshang auf ein
kleines, altes, verträumte Dorf hinab und sprach zu seinem Jünger Ananda so:
„Schau, Ananda, dieses lebendige Treiben in diesem Dörflein! Wie die Menschen emsig die
Felder bestellen, wie die Kinder das Kleinvieh hüten und die Weiber am Bache waschen und
mit Krügen Wasser aus dem Brunnen tragen. Wie die Einen aus diesem Haus in jenes Haus
kommen und gehen und unterschiedliche Zeiten verweilen. Ebenso, Freund Ananda verläuft
unsere Leben wir wechseln ständig unsere Körper und verweilen unterschiedliche Zeiten
darin und verrichten wechselnde Tätigkeiten die mit jedem Menschen ersetzbar sind!“
„Das entspricht der Wirklichkeit ganz genau, O Baghva! Nur die mit solchen scharfen Blicken
die Dinge so sehen, werden Maras Blendwerk entgehen!“ antwortete Ananda dem Buddha
zu seiner Zufriedenheit.
Als der Erhabene mit seinem Jünger Ananda das ältere, Bauerndorf betrat, kam ihnen eine junge
weinende Mutter entgegen. Die hielt schon seit längerem ihr totes Baby im Arme und wollte es
in tiefster Trauer nicht ablegen. Sie trat vor dem Buddha und flehte ihn an, dass ihr Baby wieder
atme! Der Buddha legte voll Mitleid der Trauernden drei Senfkörner in die Hände und gebot
sie, diese in einem Hause zu tragen, worin noch kein Tod stattgefunden hat. Wenn sie dort diese
drei Senfkörner ablegen kann, würde ihr Baby auch wieder in dieses Leben zurück finden.
Die verwirrte, junge Frau lief nun mit ihrem toten Baby auf dem Arme hoffnungsvoll von Haus
zu Haus, aber nirgendwo in all den Häusern hatte es keinen Sterbefall gegeben. Da kehrte die
Trauernde am späten Abend heim und erkannte die Macht Maras und ließ von ihrem toten Baby los.
Einstmals weilte der Erhabene in Rajagaha am Gijha-Kuta (Geierberg),da erkundigte sich der
ehrwürdige Ananda bei seinem Mentor (Ajan),dem Buddha, zu welchem Zustand diese und jene
Verstorbene des Sangha (Mönchsgemeinde) gekommen sind.
Der Erhabene nannte die Sakada-gami (Einmalwiederkehrer), die Tutha-gami (Zweimalwieder
kehrer), die Tathagami (Dreimalwiederkehrer) und die Ana-gami (Nichtmehrwiederkehrer).
Während der Erhabene sich ins Ziegenhaus zur Ruhe zurück begab, verstarb abermals im Wald
Lager ein älterer Büßer und der gute Ananda begehrte nochmals beim Buddha eine Auskunft
über dessen Zustand nach dem Tode. Da sprach der Erhabene folgendes:
„Es ist doch, Ananda, nichts Absonderliches, dass ein Menschenwesen stirbt. Wenn du nun bei jedem
einzelnen Sterbefall zu mir kommst und mich befragst, so wäre das schon eine Plage!
Deshalb will ich dir bei dieser Gelegenheit, in einer Art Spiegel der Lehre, eine Beobachtungsweise
zeigen, mit der gewappnet ein Hörer des Edelgeborenen (Aryja), wenn er will, aus sich selber die
Auskunft geben kann: ein Hölle-Lediger ist er, ein Himmel-Lediger ist er, ein Tierschoß-Lediger
ist er, ein nicht mehr in Menschen-Elend-Zurückfallender ist er! Diese Beobachtungsweise
erschließt sich aus des Menschen Handel und Wandel in Bezug auf das Dhamma (Weltordnung)…!“
D.h.: das vorherige Leben wird durch das gegenwärtige Menschen Schicksal offenbart und
die Zustände im nachfolgenden Leben offenbare die drei Buddh. Werkzeuge im gegenwärtigen
Leben: Denk werk, Wort werk, Tat werk.
Anthropologisch wurde schon im alten Griechenland eine Charakteristik in Bezug auf die 4
Menschen-Kategorien gelehrt:
1. Der Phlegmatiker= ist langsam in allem was er tut; kaltblütig und schwer ansprechbar zeigt
er kaum je eine merkliche Erregung und neigt zu Stoffwechselkrankheiten,
Rheuma und Diabetes.
2. Der Choleriker= ist streitsüchtig, jähzornig, unzufrieden mit sich und Andere, nervös, leicht
aufbrausend; er neigt zu Herzstörungen sowie Leber – und Gallenleiden.
3. Der Melancholiker=zeigt tiefgründige und schwermütig zur Traurigkeit und Unzufriedenheit
mit dem Leben. Er hat Anlagen zu nervösen Seelenleiden, verzagt leicht
und ist dann völlig verzweifelt.
4. Der Sanguiniker= ist jener leichtblütige und leicht ansprechbare Menschentyp, der das Leben
unbedacht bejaht, der oft zur Ausgelassenheit neigt, mutig und entschlossen
ist weil eigentlich der Leichtsinn seine stärksten Eigenschaften sind, so dass
von ihm sogar Krankheiten auf die leichte Schulter genommen werden.
……..
In unserer buddhistischen Astrologie korrespondieren diese 4 Charakter-Typen mit unseren 4
Eckhäuser-Zeichen: Ratte=Phlegmatiker, Hase=Melancholiker, Pferd=Choleriker, Hahn=Sanguiniker.
Von der Körperbau-Form her, ist der Choleriker den PYKNIKER ähnlich,
der Sanguiniker ähnelt dem ATHLETIKER und der Phlegmatiker, sowie Melancholiker ähneln
den leptosomen Typ des ASTHENIKER.
Der Pykniker ist mittelgroß, gedrungen, mit etwas gewölbten Brustkorb und krummen Hals.
Er neigt zum Fettansatz und hat oft einen runden Kopf. Der Astheniker ist schlank, langgliedrig,
mit schwachen Körperbau (Knochenbau), wenig ausgeprägter Muskulatur, flachem Brustkorb und hat häufig eingefallene Wangen.
Drogenkranke und auch Schizophrene nehmen häufig leptosome Gestalt an, die schon vom griech.
Arzt Hippokrates (46o -375 vor Chr.) in seiner charakterliche Typenlehre und die 3 anthropologische
Körper-Konstitutionen beschrieben wurden. Die Geist und Körper bezogenen Menschentypen
werden von Buddhas 4 Menschengespanne der seelischen Reifegrade vervollständigt.
Die 4 Menschenarten:
Einstmals weilte der Erhabene im Jetavana, als ihm König Pasenadi von Kosala besuchte und
sich ehrfurchtsvoll, seitlich des Buddhas niederließ.
Da erhob der Erhabene seine Stimme und sprach zum König wie folgt:
„Diese 4 Menschenarten, o Maharadja, treffen wir in der Welt an:
1. die von Finsternis zu Finsternis Gerichteten. 2. die von Finsternis zum Licht Gerichteten,
3. die von Licht zur Finsternis Gerichteten. 4. die von Licht zu Licht Gerichteten.
Der Mensch erstgenannter Klasse führt in Denken, Worten, Taten üblen Wandel und taucht nach
Zerfall des Körpers auf einen Abweg, auf übler Fährte, in gesunkenen Zustand wieder auf.
Der zweitgenannte Mensch lebt in einen ärmlichen Stand unter sehr schweren Bedingungen.
Der führt dennoch in Denken, Worten und Taten einen guten Wandel und taucht beim Zerfall
des Körpers nach dem Tode auf guter Fährte auf, in glücklicher Welt.
Gleich als wenn ein Mensch von flacher Erde auf einem Sitz erhoben wird.
Der Mensch drittgenannter Klasse, lebt in einem erhobenen Stande, reich, wohlgesättigt, umhegt,
gefürchtet, gehütet, mühelos. Der führt jedoch einen schlechten Wandel in Denken, Worten, Taten.
Der taucht beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, auf einen Abweg, auf übler Fährte auf,
im gesunkenen Zustand an einem Ort des Leidens.
Gleich als wenn ein Mensch vom Pferderücken zu Boden stürzt.
Der viertgenannte Mensch, lebt in einem angesehenen, reichen Hause. Er ist vermögend, gehegt
und umsorgt. Er wird durch seinen edlen Lebenswandel, gerecht in Denken, Worten und Taten,
von jedermann geachtet. der taucht beim Zerfall des Körpers, nach seinem Tode, in eine herrliche
Welt auf. Gleich als wenn ein Mensch vom Elefantenrücken zu Elefantenrücken weiterreist.
Diese Arten von Mensch wird man überall antreffen. “Da sprach König Pasenadi zum Buddha:
„Im Streben gelingt dir, Vollendeter, der vierfach glückliche Ort, ein von Licht zu Licht Gerichteter!“
(Puggala-Sutta, Auszug)
Die 4 moralischen Kategorien:
Einstmals weilte der Erhabene im Vihara (Kloster) der Bikhuni (Buddh. Nonne) namens
Anatha-pindika, da sprach der ehrwürdige Sariputta zu seinem Konfrater Mogalana, während
sich der Buddha in die Zurückgezogenheit begab, folgende Rede:
„Diese 4 Menschengespanne finden wir überall in der freien Welt;
1.da ist ein Mensch voll Fehl und erkennt es nicht an sich.
2. da ist ein Mensch voll Fehl und erkennt es wirklichkeitsgemäß.
3. da ist ein Mensch ohne Fehl und ist sich dessen aber nicht bewusst.
4. da ist ein Mensch ohne Fehl und erkennt es wirklichkeitsgemäß.
Der Mensch der 1. Kategorie ist minderwertiger als der Mensch der zweiten Kategorie.
Denn der Minderwertigere sieht keinen Anlass sich zum Höherwertigeren zu entwickeln.
Gleich als wenn er da eine schmutzige Metallschale vom Markte heimtrüge und sie
unbeachtet in den Winkel wirft, wo sie weiterhin verkommt.
Der Mensch der 2. Kategorie ist hochwertiger, weil von ihm erwartet werden kann, dass er
achtsam ist, gleich einem Mann, welcher eine schmutzige Metallschale vom Markte heimträgt,
achtet und wie neu blankputzt und weiterhin pflegt. Vom Mann der 3. Kategorie ist aber ungewiss
ob er wie ein argloses Reh all die irdischen Fallen des Seelenjägers ausweichen kann.
Vom Menschen der 4. Kategorie ist zu erwarten, dass er sein Denken auch weiterhin nicht
auf die Pracht der Welt richtet, und er dadurch lustfrei, haßfrei, wahnfrei, ohne Fehl,
unbeschmutzten Geistes dahinstirbt. Gleich als wenn da ein Jüngling, frisch gebadeten
Hauptes sein Haar mit duftenden Windenblüten schmückte.“
Diese Worte erfreuten, dem der sie vernahm.
( Dhamma-Dayada-Sutta,Auszug)