Henoch, die Wächter-Engel und die geheimen Ursprünge der Menschheit
Der oströmische Kaiser Konstantin (305 – 377) besiegte seinen weströmischen Rivalen Maxentius 313 in einer Brücken-Schlacht und wechselte aus Dankbarkeit an seine christlichen Berater zu deren Christentum über. Auf dem Konzil von Nicäa trug der Kaiser alle Bibelbücher zusammen und sortierte sie zu einem einzigen Buch (griech.: Buch = Bibel). Viele Bibelbücher widersprachen sich inhaltlich und wurden dann als Apokryphen ausgeschieden. Ebenso verdammte er auf diesem Bischofstreffen alle christlichen Gemeinden, die sein Dreifaltigkeits-Dogma verneinten. 330 n. Chr. benannte er seine Hauptstadt Byzanz (heute Istanbul) in Konstantinopel um.
Im 8. Jahrhundert tauchte ein Dokument auf, nach dem Kaiser Konstantin dem weströmischen Bischof Silvester und allen seinen Nachfolgern, Rom und allen abendländischen Provinzen als Besitztum übergab. Diese sogenannte „Konstantinische Schenkung“ erwies sich jedoch als eine grobe Fälschung, in der selbst die Namen von Byzanz und Konstantinopel verwechselt wurden.
Während die orthodoxen und koptischen Kirchen in ihrer Bibel das Buch Henoch (Hebr.: der Eingeweihte) führen, wurde es für die Katholiken verboten. Warum fürchtet sich der Vatikan vor diesem Buch, obwohl der Name dieses Heiligen auch in der katholischen Bibel erwähnt wird? (Judas-Brief, Hebräer-Brief, Lukas-Evangelium).
Die Bibel, wie wir sie kennen, wurde von 100 v. Chr. bis 300 n. Chr. geschrieben. Der Name Gottes lautet in der Bibel El und Jahwe in zwei Epochen, und die Texte wurden laut KI-Untersuchung von mehreren Autoren verfasst. Von Henoch wissen wir, dass er vor der „Sintflut“ als Sohn des Jared und als Vater von Methusalem lebte. Henoch gilt als Verfasser des Buches Henoch und soll laut Genesis 365 Jahre alt geworden sein. Er beschreibt in seinem Buch seine „Himmelsfahrt“ und nannte die sieben von ihm besuchten Himmel, gemäß den sieben sichtbaren Himmelskörpern der alten Astrologie: Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn.
Nach Henoch herrschen im 1. Himmel die Wetter-Engel. Im 2. Himmel herrschen die abgelehnten Engel auf Bewährung. Im 3. Himmel warten die im Paradies Begnadeten zur Wiedergeburt. Im 4. Himmel hüteten Arbeits-Engel die Himmelsfahrzeuge. Im 5. Himmel wohnen die Wächter-Engel. Im 6. Himmel wohnen die Richter-Engel zur Aufrechterhaltung des Weltgesetzes. Im 7. Himmel stand Henoch vor dem Gottes-Thron, beim Garderobier Michael und dem Gottes-Sekretär Bereve-el. Letzterer hätte ihm die wahre Schöpfungsgeschichte zum Weiterverbreiten erzählt.
Der Vatikan sieht im Buch Henoch die Allmacht Jahwes gefährdet, welche ja die alten sumerischen Tafel-Inschriften bestätigen, wonach El im Rat der Elohim nicht mehr der Einzige ist, wie es in den Psalmen steht. Fragmente des Buches Henoch wurden auch in den neuzeitlich gefundenen Schriftrollen am Toten Meer in den Höhlen von Qumran entdeckt und sind ebenso wichtig für die Forschung wie die sumerischen Berichte, die sich gegenseitig bestätigen. Interessant ist, dass die Essener-Mönche, denen auch Jesus angehörte, diese Texte bewahrten.
Der Anfang des Buches Henoch wurde etwa 200 Jahre vor Christus niedergeschrieben und das Ende um 100 Jahre nach Christus, mit dem Hinweis auf Jesus als Messias, weshalb die Juden das Buch ebenfalls verwarfen. Inhaltlich schildert das Buch Henoch von 2000 Wächter-Engeln, die zur Überwachung der Menschen auf Erden gesandt wurden. Viele von ihnen nahmen sich Töchter der Menschen zum Eheweib. Warum waren sie auch zeugungsfähig? Diese menschenfreundlichen Engel (Götter) machten die Menschen weise. Doch die aus dieser Vermischung hervorgegangenen Nachkommen (Anunnaki, Nephilim) waren Riesen ab 16 Fuß Höhe (1 Fuß = etwa 30 cm) und sorgten für Gewalttätigkeiten und Unordnung, bis Gott El (arab.: Allah) beschloss, die Welt mit einer Sintflut-Katastrophe zu ertränken.
Der Engel Uriel, El aus Ur (sumerisch: Enki), riet Noah (sumerisch: Ziusudra), eine rettende Arche zu bauen. Laut Henoch kerkerte Uriel die abtrünnigen Engel mit ihrem Anführer Asa-el in einem unterirdischen Verließ ein.
Wie wir in unserem Artikel vom 8. November 2025 „Genesis als mythologische Aneignung“ bereits berichteten, wäre die Sintflut laut Original-Keilschrift-Text keine Gottes-Strafe gewesen, sondern eine natürliche Katastrophe zum Ende der Eiszeit. Eine griechische Version des Buches Henoch aus dem frühen Christentum ging um das Jahr 1000 verschollen, zur Zeit der Edda-Niederschrift, der Gründung des ersten deutschen Reiches und der Entstehung der Türkei in Anatolien. Erst 1773 wurde das Buch Henoch in Äthiopien der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 1821 erschien die erste Übersetzung in England. 1851 wurde es von Karl Friedrich Dillmann auch in die deutsche Sprache veröffentlicht. Mittlerweile wurden Henoch-Fragmente auch in alten griechischen und lateinischen Schriften gefunden. Es gibt auch ein altslawisches Buch „Enoch“ mit einer Sammlung von Teilen des Original-Textes sowie in russischen Chroniken und beim Bischof (Gebiets-Verwalter) Gennadi von Nowgorod.
Für unser Geschichtsbewusstsein und die Wahrheitssuche ist jedoch nur die sumerische Originalfassung relevant.
Literaturtipps
„Das Buch Henoch: Eine Einführung und Übersetzung“ von Michael A. Knibb
„Henoch – Ein Prophet zwischen den Welten“ von Wolfgang M. Schmid
„Die Essener und das Buch Henoch“ von Matthias Huttner
„Die Entschlüsselung der Himmel: Der Henoch-Kult im antiken Judentum“ von Anne Marie C. Madsen
„Apokryphen der Bibel“ von Jörg Frey
„Die Bibel und ihre Apokryphen“ von Hermann Hagedorn
Allgemeine Anmerkung zu unseren Literaturtipps
Unsere Literaturhinweise sollen den Leserinnen und Lesern eine Orientierung bieten und unterschiedliche Blickwinkel auf die behandelten Themen ermöglichen. Dazu zählen sowohl klassische wissenschaftliche Werke als auch kulturhistorische, spirituelle oder interpretative Texte.
Nicht jede empfohlene Quelle entspricht dem aktuellen Stand der Forschung. Einige Titel bieten vielmehr alternative Sichtweisen, mythologische Deutungen oder persönliche Interpretationen der jeweiligen Autoren. Wir laden unsere Leser bewusst dazu ein, sich eigenständig ein Bild zu machen, kritisch zu vergleichen und bei Interesse auch auf wissenschaftlich gesicherte Fachliteratur zurückzugreifen.
Die Auswahl der Literatur soll daher als Anregung verstanden werden, nicht als abschließender Maßstab. Wir empfehlen, verschiedene Quellen heranzuziehen, Fragen zu stellen und das eigene Verständnis kontinuierlich zu erweitern.
Leserfrage:
Was denkst du, warum das Buch Henoch in vielen christlichen Kirchen nicht anerkannt wird, obwohl es in anderen religiösen Traditionen eine bedeutende Rolle spielt? Glaubst du, dass der Vatikan möglicherweise historische oder theologische Gründe hat, das Buch zu verbieten?