und der Wunsch wurde wahr!

das Titelbild, das den Kontrast zwischen Himmel, Erde und Hölle visuell darstellt
das Titelbild wurde mit hilfe von KI erstellt
ein Gastbeitrag von Fjölsvider

Als sozialer Mensch interessierte ich mich recht früh für Staatswissenschaften und ordnete die politische Gesellschaft in Links, Mitte und Rechts säuberlich ein. Auf längere Zeit beobachtet, näherten sich alle parlamentarischen Parteien über zahlreiche Koalitionen der Regierungsbildung derart an, bis sich ihre flexiblen, verschwommenen Programme nicht mehr voneinander unterschieden. Am Ende sammelten sich die unzufriedenen Bürger in eine volksnahe Partei wahrer Opposition gegenüber den sich aneinander klammernden Altparteien. Diese nannten die junge, neue Partei verfassungsfeindlich und spalteten damit die Gesellschaft. Diese unüberwindlichen Gräben spalteten schließlich Freunde und ganze Familien.

Dank meiner buddhistischen Lebensweise galt für mich nicht die weltliche Horizontallinie Links-Mitte-Rechts, sondern nur die Vertikallinie zwischen Himmel – Erde – Hölle! In Ehrfurcht vor dem Karma überließ ich der Weltordnung das Heranreifen der Früchte aller weltlichen Tätigkeiten. In besonders verwirrenden Wirtschaftslagen wurde ich etwas ungeduldig und wünschte mir ein sichtbares karmisches Einwirken meiner ganzen Lebensspanne. Keine allzu lange Zeit verging, als ich in einen tiefen Tagschlaf fiel und mir die Kardinaltat meines vorherigen Lebens vor meinen inneren Augen ganz lebhaft sichtbar wurde. Ich wünschte mir doch immer, in mein vorheriges Leben zurückgeführt zu werden. Das erlebte ich nun ganz glasklar:

Ich betrat eine Fabrik, und der Pförtner begrüßte mich lachend. Von dort ging ich zu meiner Umkleidekammer, als ein LKW mit Anhänger hautnah an mir vorübertuckerte und eine Holzpalette von einem Stapel der Ladefläche dicht vor mir hinabfiel. Der Fahrer stieg verwirrt aus, und ich beschimpfte ihn übertrieben maßlos. Da kam es zu einem Wortwechsel, und er sagte, dass wir den Streit auch mit Fäusten austragen könnten. Das machte mich noch zorniger, und ich forderte ihn direkt dazu heraus. Als er dann auf mich zulief und ich seine Überlegenheit wahrnahm, ergriff ich eine abgestellte Schaufel, um damit seinen Kopf zu treffen. Doch der Fahrer wich dem Schlag aus und stürmte nach vorne. Da richtete ich die Schaufel mit dem scharfen Blech auf seinen Hals, und er konnte nicht frühzeitig seinen Schritt stoppen, wodurch ich seinen Hals verletzte.

Er schaute mich mit erstaunten Augen an und sagte ganz ruhig zu mir: „Kollege, hole schnell einen Arzt!“ Er setzte sich auf den Boden, als ich zum Pförtner lief und um Rettung bat. Tief berührt hoffte ich, dass alles noch einmal gut gehen würde, aber der Pförtner, bei dem ich zitternd blieb, sagte mir, dass der Fahrer innerlich verblutet sei. Entsetzt über mich selbst kehrte ich in mein jetziges Leben zurück und weinte jämmerlich, sodass meine herbeigeeilte Frau mich über eine ganze Stunde hindurch nicht mehr trösten konnte! „Du hast nur geträumt!“ wiederholte sie verzweifelt, doch ich wusste, dass diese Vision eine Erinnerung aus meinem vorherigen Leben war und ich noch die Folgen davon abtragen muss. Nie wieder wollte ich den Wunsch denken, etwas über meine vorherigen Leben erfahren zu können. Seitdem hoffe ich, dass meine aufrechte Reue und mein inbrünstiges Weinen die notwendige Buße lindern werden.

Zufällig las ich da einen Vers der Edda: „Sein Schicksal kenne keiner voraus, – so bleibt sorgenfrei der Sinn!“ (Hav. 55).

Gastautor: Fjölsvider
Schlussbemerkung

Die Reflexion über unser Handeln – sei es im aktuellen Leben oder in einer tieferen karmischen Verbindung – gibt uns die Chance, unsere Perspektive zu erweitern und Reue als Brücke zur Heilung zu nutzen. Möge uns der Blick auf das Unergründliche, wie im Vers der Edda beschrieben, eine innere Gelassenheit schenken, während wir uns weiterhin um ein harmonisches Miteinander bemühen.

Weiterführende Literatur
  1. Hermann Hesse: Siddhartha – Ein spiritueller Roman über die Suche nach dem Selbst und der Weisheit.
  2. Thich Nhat Hanh: Das Herz von Buddhas Lehre – Einführung in buddhistische Prinzipien und den Umgang mit Karma.
  3. Snorri Sturluson: Die Edda – Eine Sammlung nordischer Mythen, die Einblicke in die Weisheit und Philosophie der Wikingerzeit gewährt.
  4. Dalai Lama: Ethik ist wichtiger als Religion – Eine moderne Interpretation von Spiritualität und Moral.
  5. Carl Gustav Jung: Erinnerungen, Träume, Gedanken – Ein Werk über die tiefenpsychologische Bedeutung von Visionen und Träumen.
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