Die verborgene Wirklichkeit unseres Bewusstseins im Traum
Der anerkannte Psychologe Paul Tholey experimentierte gründlich mit bewussten luziden Träumen. Seine Schüler ließ er ihr Durchschnitts-Ich erforschen. Wir haben ja ein Arbeits-Ich, ein häusliches Alltags-Ich, ein höfliches Öffentlichkeits-Freizeit-Ich, ein Festtags-Ich u. s. w.
Dabei ist unser Bewusstsein nicht vom Gehirn abhängig – wie längere Koma-Patienten ohne messbare Hirnaktivität mit Umweltwahrnehmungen nach dem Erwachen bestätigen konnten. (Lese unseren Bericht über Panpsychismus.)
Tholey stellte in seinen Untersuchungen die Natur unseres Bewusstseins grundsätzlich in Frage. In unserem Artikel „Der schlafende Gott“ zeigten wir das indische Weltbild vom unpersönlichen Weltgott Brahma, der als persönlicher Weltgott während des Träumens unsere Welt erschuf: die Welt als Gedanke Gottes, worin das Atma (die Seele) ein Avatar Brahmas ist. So heißt es ja auch:
„Gott schläft im Stein, ruht in der Pflanze, lebt im Tier und erwacht im Menschen!“
Mein Ich sagt mir, dass andere Menschen genauso wie ich Bewusstsein haben, fühlen und denken.
Was ist imaginär und was ist real, wenn wir uns alle in einem gleichen Traum befinden?
Vielleicht ist unser Bewusstsein gar nicht kontinuierlich, sondern fragmentiert?
Tatsächlich befinden wir uns nahezu immer plötzlich mitten in einem Traumgeschehen, ohne erkennbare Vorgeschichte. Dabei erweisen sich unsere Traumfiguren als vollständige Persönlichkeiten mit ausgeprägtem Charakter und eigenem Bewusstsein. Sie sind keineswegs bloße Projektionen unseres Gehirns – oft lehren uns diese Traumpersonen sogar Dinge, die wir vorher nicht wussten. Das bestätigten auch Nobelpreisträger, die aus Träumen die Blaupausen ihrer Entdeckungen ins Wachbewusstsein überführten.
Im Gegensatz zu Romanfiguren, die aus dem Bewusstsein des Autors stammen und rein imaginär sind, sind Traumpersonen erfahrungsbasiert, wie Menschen im Wachzustand.
Tholey stellte fest, dass sich Träume autonom verhalten – sie enden stets mit dem Erwachen. Und es ist schwer, sich im Wachzustand an Träume zu erinnern. Alzheimer-Patienten haben ebenfalls ein vermindertes Bewusstsein – doch ihre Erfahrungen sind nicht weniger real als die anderer Menschen oder eben der Traumpersonen.
Tholey entwickelte eine Identifikationstechnik, bei der der Kern des Traum-Ichs seinen eigenen Körper verlässt und in den eines anderen Traumcharakters eintaucht. Dies sollte nur unter professioneller Anleitung erfolgen, um geistige Verwirrung zu vermeiden. So erfuhren seine Probanden im Traum-Ich die Gedanken, Gefühle und Absichten anderer Figuren.
Luzides Träumen bedeutet, dass man sich während des Traums des Träumens bewusst ist. Dadurch kann man die Kontrolle übernehmen und den Traum gestalten. Ziel ist die Interaktion mit der Traumperson – man stellt Fragen und erhält Antworten. Traumfiguren besitzen eine komplexe Persönlichkeit: mit Wissen, Ängsten, Vorlieben, Wünschen und Gefühlen.
Dass wir spontan in Traumhandlungen eintreten, zeigt, dass unser Bewusstsein nicht linear, sondern sprunghaft ist. Die Begründer der Psychoanalyse wie Sigmund Freud und Carl Gustav Jung erkannten darin nicht nur alltägliche Erlebnisse, sondern auch symbolische Botschaften.
Für deren Deutung benötigen wir ein kulturkreisgerechtes Traumdeutungsbuch. Asiaten verstehen etwa Drachen und Schlangen positiv – Bibelgeprägte oft negativ.
Negative Gedanken ziehen Negatives an – sie blockieren das Bewusstsein. Moderne Psychologen empfehlen, sich regelmäßig zu fragen:
„Ist mir dieser negative Gedanke nützlich?“
So befreit sich der ehrliche Kern der Psyche von bedrückender Last und gewinnt die Kontrolle zurück.
Nicht zu vergessen sind Berichte von Warnträumen, die Menschen vor Katastrophen bewahrten – etwa Flugzeugabstürzen oder Schiffsunglücken.
Wenn alle Traumpersonen ein Ich-Selbst sind, dann stellt sich die Frage:
Sind wir selbst nicht auch nur Traumpersonen?
Wenn die Welt ein einziger Traum Gottes ist, sollten wir unseren Geist nutzen, ihn mit dem Geist Gottes zu verbinden.
Weiterführende Literaturtipps
Paul Tholey & Kaleb Utecht: Schöpferisch träumen – Der Klartraum als Lebenshilfe
Stephen LaBerge: Klarträumen – Bewusst träumen, bewusst leben
Carl Gustav Jung: Traum und Traumdeutung
Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra (zur metaphysischen Ich-Betrachtung)
Allan Hobson: The Dreaming Brain
Rupert Sheldrake: Der siebte Sinn des Menschen
Thomas Metzinger: Der Ego-Tunnel – Eine neue Philosophie des Selbst
Peter Sloterdijk: Du mußt dein Leben ändern
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