Der sterbende Buddha

nach der der Maha-pari-nibbana-Sutt’anta.

So habe ich es gehört:

Laut Legende begab sich der Buddha mit seiner Jüngerschaft zum Schmied Cunda. Dort bat der Erhabene um sein letztes Mahl. Weinend und zitternd kam Cunda dieser Bitte nach und bereitete ihm ein Reisgericht mit Ebereschen zu. Der Buddha aß davon bis zur Hälfte und wies Cunda an, den Rest zu vernichten, damit kein Lebewesen Schaden nehme.

Anschließend zog der Erhabene mit seinen Mönchen in ein nahegelegenes Kloster (Vihara). Die Tripitaka schildert uns diese Szene so:

„Da nun ging der ehrwürdige Ananda in das Vihara und stand, gegen die Türklinke gelehnt, weinend da: ‚Ach, ich bin noch ein Sterblicher, ein Unvollkommener, und nun wird das endgültige Verlöschen meines ehrwürdigen Lehrers eintreten, der so voller Mitgefühl ist!‘“

Der Buddha erkundigte sich nach seinem treuen Diener und ließ ihn zu sich rufen. Der ehrwürdige Ananda trat heran, begrüßte ihn ehrfürchtig und setzte sich seitwärts nieder. Da sprach der Erhabene:

„Genug, Ananda! Bekümmere dich nicht, jammere nicht! Habe ich dir nicht oft verkündet: Alles Lieben und Teure ist dem Vergehen, dem Entwerden und dem Anderswerden unterworfen. Wie könnte es anders sein? Was entstanden, geworden, zusammengesetzt ist, das ist auch der Auflösung unterworfen – eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Seit langer Zeit hast du mir in liebevollem Tun, wohltuenden Worten und grenzenlosem Sinn gedient. Wohl getan hast du, Ananda! Sei weiter eifrig im Streben, und bald wirst du in Gleichmut leben.“

Dann wandte sich der Erhabene an die Bhikkhus und lobte Ananda:

„Klug ist Ananda. Er kennt die rechte Zeit, in der Laien, Landesherren, Minister, Sektenstifter, Pilger und Prediger den Erhabenen besuchen dürfen. Wo Ananda lehrt, sind die Zuhörer beglückt, und selbst wenn er schweigt, sind sie ungesättigt.“

Voll Sorge bat Ananda den Buddha:

„Nicht in diesem kleinen Dorf, in diesem abgelegenen Wäldchen mögest du dein Leben vollenden. In großen Städten wie Rajagaha, Savatthi, Kosambi oder Benares leben viele Edle und Gläubige, die dir die letzten Ehren erweisen würden.“

Doch der Erhabene sprach sanft:

„Sprich nicht so, Ananda! In alten Zeiten herrschte hier der große König Maha-Sudassana in seinem prächtigen Palast. Dieses Kursinara war einst mächtig und wohlhabend, reich an Menschen und Klängen von Musik, Gesang und Festen. Geh nun, Ananda, und melde den Mallas von Kursinara: ‚Heute, in der letzten Nachtwache, wird das endgültige Verlöschen des Vollendeten stattfinden. Versäumt nicht, ihn ein letztes Mal zu sehen!‘“

Ananda tat wie geheißen. Als die Mallas von Kursinara die Botschaft hörten, wurden sie samt Familien und Frauen vom Schmerz überwältigt. Einige weinten, andere rangen die Hände oder fielen zu Boden und klagten:

„Allzu schnell wird der Erhabene verlöschen! Allzu schnell wird das Auge der Welt verschwinden!“

Ananda, bedacht auf die Zeit, ordnete an, dass jeder Malla-Familienvorstand sein Haupt zu den Füßen des Erhabenen neige und die Familie in einer Reihe dahinter stehe, die Hand auf die Schulter des Vordermannes legend. So konnten alle ihre Ehrfurcht bezeugen.

Zur selben Zeit kam der Wandermönch Subhadda und bat Ananda, den Buddha noch einmal sehen zu dürfen. Dreimal wurde er abgewiesen, bis der Erhabene selbst sprach:

„Hindere ihn nicht, Ananda! Subhadda wird in rechter Absicht fragen.“

Subhadda fragte den Buddha:

„Haben alle anderen Ordensstifter, Lehrer und Denker die Wahrheit vollständig, teilweise oder gar nicht erkannt?“

Der Buddha antwortete:

„Genug, Subhadda, mag das dahingestellt sein. Ich aber lehre dich: Wo der edle achtfache Pfad nicht ist, da ist auch kein wahrer Mönch, kein Heil. Wo aber der edle achtfache Pfad gelehrt wird, da findet sich der wahre Mönch, der erste, zweite, dritte und vierte Art. Leer von wahren Mönchen sind die anderen Lehren. Und solange diese Lehre besteht, wird die Welt nicht leer sein von Verehrungswürdigen.“

Der Buddha sprach sodann in Versform:

„Dreißig Jahre war ich Suchender,
fünfzig Jahre lebte ich im Erwachen.
Als Wanderer fand ich die rechte Lehre,
außerhalb dieser gelangt kein Mönch zur Vollendung.“

Von tiefer Einsicht ergriffen, bat Subhadda um Zuflucht bei Buddha, der Lehre (Dhamma) und der Mönchsgemeinde (Sangha). Er wurde so zum letzten Jünger des Erhabenen.

Der Buddha sprach danach zu Ananda:

„Es könnte euch der Gedanke kommen: ‚Der Lehrer ist dahin, wir haben keinen Lehrer mehr.‘ Doch so sollt ihr nicht denken. Die Lehre und die Ordensdisziplin, die ich euch hinterlasse, sollen euch nach meinem Dahinscheiden Lehrer sein.“

Als der Buddha den Bhikkhus Gelegenheit gab, Fragen zu stellen, blieb es still. Da sprach der Erhabene:

„Nicht einer von euch hegt Zweifel an Buddha, Dhamma oder Sangha; auch nicht am Pfad oder an der Führung. Alle hier sind der Strömung Ergriffene, nicht mehr rückfallfähig.“

Seine letzten Worte lauteten:

„O Bhikkhus, ich sage euch: Vergänglich ist alles! Strebet ernsthaft!“

Daraufhin ging der Erhabene in tiefe Meditation: von der ersten bis zur vierten Versenkung, weiter ins Gebiet der Raumunendlichkeit, der Bewusstseinsunendlichkeit, der Nichtsheit, bis hin zur Weder-Wahrnehmung-noch-Nicht-Wahrnehmung – schließlich ins vollständige Erlöschen (Nirvana).

In diesem Augenblick bebte die Erde, Donner krachte, und selbst Gott Brahma sprach:

„Zur bestimmten Zeit werfen alle ihr Daseinskleid ab.
Selbst Buddha verließ Maras Reich.
Kein anderer ist ihm gleich.
Der Tathagata, der Vollendete, hat es vollbracht.“

So trat der Erhabene ins endgültige Nirvana ein – jenseits von Geburt und Tod, jenseits von Leid.

🕉️ Passendes Mantra (zur Meditation oder stillen Rezitation):

„Anicca vata sankhara – uppada vaya dhammino, uppajjitva nirujjhanti – tesam vupasamo sukho.“
(Vergänglich sind alle bedingten Dinge. Ihr Entstehen und Vergehen ist ihre Natur. Wenn sie entstanden sind, hören sie wieder auf. Ihr Erlöschen bringt wahres Glück.)

💬 Frage an euch:

Was berührt euch persönlich an den letzten Worten des Buddha und seinem friedvollen Abschied aus der Welt?

Schreibt uns in den Kommentaren, wir freuen uns auf eure Meinung.

📚 Literaturtipps:

  • „Die Lehrreden des Buddha“ (übersetzt und herausgegeben von Nyanatiloka)

  • „Der Weg des Buddha: Lehre und Leben“ von Walpola Rahula

  • „Buddhismus: Der Weg der Mitte“ von Hans Wolfgang Schumann

  • „Das Mahāparinibbāna Sutta“ (kritische Ausgabe und Übersetzung)

  • „The Life of the Buddha“ von Bhikkhu Nanamoli

  • „In the Buddha’s Words“ von Bhikkhu Bodhi

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