ein Freiheits-Symbol der ersten Emanzen
Buddha, der Erhabene, wies seine Mönche an, nur diejenigen Suttas (Lehrreden) in einem Kanon zusammenzufassen, die nach genauer Prüfung in keinem Widerspruch zu seinem „Aryja Dhamma“ (Edellehre) stehen. So entstand die heilige Schrift der Buddhisten, die „Tripitaka“ (Dreikorb). Im Gegensatz dazu herrschte bei den frühen Christen ein großes Durcheinander: Alle Werke wurden auf einen Tisch gehäuft, und durch ein angebliches Gotteswunder fielen die falschen Bibelbücher zu Boden. Diese herabgefallenen und nicht kanonischen Schriften nennt man seither „Apokryphen“, und sie wurden von der Kirche in Rom abgelehnt.
Auch die jüdischen Schreiber sammelten auf ihrer Wanderung zahlreiche Mythen der Gastvölker und ließen diese in ihre heiligen Schriften einfließen. Religionswissenschaftler vergleichen heute alte Schriftdenkmäler, um Lücken zu schließen, die bislang viele Rätsel aufgaben. Ein Beispiel dafür ist das althochdeutsche Hildebrand-Lied, dessen Ende mit der isländischen Version aus der Edda ergänzt werden konnte.
Lilith und die Genesis
Die Bibel berichtet in der Genesis, dass Gott den ersten Mann, Adam, aus Lehm erschuf. Später formte er aus Adams Rippe seine Frau Eva („Leben“) und setzte beide in den Garten Eden. Dort durften sie von allen Bäumen essen, außer vom „Baum des Lebens“ und dem „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“. In der nordischen Mythologie wird eine ähnliche Geschichte von Idunas Lebensäpfeln und Odins Selbstopfer am Baum der Runen-Erkenntnis erzählt. Auch Buddha erlangte seine Erleuchtung unter dem Bodhibaum.
Die Paradiesgeschichte der Bibel berichtet weiter, dass die Schlange (oft als Lucifer interpretiert) Adam und Eva (eddisch: Ask und Embla) erklärte dass sie so klug wie Gott würden, wenn sie die Frucht des Baumes genießen würden und es gelogen wäre, dass sie dann sterben müssten. Eva biss wissensgierig in den begehrten Apfel und reichte ihn ihren Mann, weshalb wir Menschen alle (und besonders die armen Frauen) seitdem kirchlich mit einer Erbschuld belastet werden.
Die Frage nach anderen Menschen
Warum Gott als Allwissender nun herumforscht, ob Eva ungehorsam war und sein Menschenpaar verdammt und verbannt, entbehrt eine gewisse Logik, denn Adam und Eva hatten ja zuvor keine Erkenntnis von Recht und Unrecht. Wie dem auch sei, in der Verbannung wurden diesen ersten Menschen zwei Söhne geboren: Kain und Abel. Ersterer war Ackerbauer und der andere war Jäger und Beide brachten ihrem Schöpfer ein Dankesopfer.
Kain wurde zornig auf seinen Bruder Abel, weil Gott das Blutopfer von Abel den Getreideopfer von Kain bevorzugte. Daraufhin tötete Kain seinen Bruder Abel und zog in eine ferne Stadt, wo er sich eine fremde Frau zum Weibe nahm.
Erstmals verwundert es dem Leser, dass Gott auch diese Bluttat weder voraussah und nachfragen musste und woher diese fremden, anderen Menschen stammten.
Die Angabe, Eva hätte noch mehr Kinder bekommen ist eine späte Vermutung.
Lucifer und der Morgenstern
Hier helfen uns wieder die Apokryphen und jüdische Quellen sowie der Koran, nach welchem Gott die Engel aufgefordert hätte, Adam und Eva anzubeten. Einige Engel wollten nur ihren Gott anbeten und nicht seine Schöpfung und rebellierten unter den Engel Lucifer. Gott hätte diese „gefallenen Engel“ (laut Bibel) als Teufel in die Hölle verbannt. Lucifer trägt den Namen „Lichtbringer“ und war die Schlange im Paradis (Jesaja 1412), wo die Bibel selbst sagt: „Wie bist du vom Himmel gefallen? Du Morgenstern! Sohn der Morgenröte!“
Lucifer ist somit unser heller Morgenstern Venus, eine Sternengottheit die einmal einen Kometenschweif hinter sich zog, wie eine Schlange. Venus Mutter als Morgenröte ist die Sonnen-Gottheit selber.
Lilith: Die erste Frau
Die alten kabbalistischen Texte der Juden und das Zoa wie der Talmud berichten von Adams erste Frau namens Lilith, Gefährtin vom gefallenen Engel Samuel. Sie sei nicht aus Adams Rippenteil entstanden und unterwürfig, vielmehr aus dem gleichen Lehm geschaffen wie Adam selbst und ihn ebenbürtig. Sie brachte den ersten Zank im Garten Eden, denn sie wollte nicht die Stelle unter Adam einnehmen sondern auf gleicher Augenhöhe. Lilith wurde zum Freiheits-Symbol der ersten Emanzen.
In jüdischer Erzählung wurde Lilith Mutter der Dämonen, und hätte Eva zur Verletzung Gottes Verbote überredet. Allerdings hatte die Paradis-Schlange gar nicht gelogen, denn Adam und Eva starben nicht und führten noch ein überaus langes Leben. Sowohl Lilith als auch Eva wollten ihren Mann verborgendes Wissen verleihen. Somit gelang es der Menschheit, das ganze Schöpfungswerk als Simulation zu durchschauen. Als sich El-Schadai (Saturn) Israel zum auserwählten Volk machte, gebot er diesem, ihn den übrigen Völkern der Welt unter den Namen „Jovis“ (Jahwe) vorzustellen. Der römische Göttervater Jupiter trug diesen Titel als Ehrenbezeichnung (jovial).
Schlussfolgerung
Liliths Geschichte ist vielschichtig und wird in verschiedenen Kulturen unterschiedlich interpretiert. Sie steht für Freiheit, Erkenntnis und das Streben nach Gleichberechtigung, hat aber auch eine dunklere Seite als Mutter der Dämonen. Ihre Figur bleibt ein faszinierendes Symbol der Mythologie und Religion.
Weiterführende Quellen:
Religiöse Quellen
Hebräische Bibel
- Jesaja 34:14: Erwähnung von Lilith als Wüstenwesen oder Nachtdämon.
- Online-Bibel (Lutherbibel)
Talmud und Midrasch
- Lilith wird in verschiedenen Passagen als Dämon beschrieben, oft in Verbindung mit Nacht und Sexualität.
- Bücher:
- Babylonischer Talmud, besonders Traktate Eruvin und Niddah.
- Midrasch Rabbah: Kommentierung der Genesis.
Kabbalistische Schriften
- Zohar und andere Texte der jüdischen Mystik beleuchten Liliths Rolle als Gefährtin Samaels und Mutter der Dämonen.
- Einführung: „Kabbala. Die jüdische Mystik“ von Gershom Scholem.
Apokryphe Texte
- Alphabet des Ben Sira: Eine zentrale Quelle über Lilith als Adams erste Frau.
- Übersetzungen finden sich in „Die Apokryphen und Pseudepigraphen des Alten Testaments“ von Emil Kautzsch.
Wissenschaftliche Arbeiten
„The Myth of Lilith“ von Raphael Patai
- Eine detaillierte Untersuchung von Liliths Ursprung und Entwicklung im jüdischen Kontext.
„Lilith’s Cave“ von Howard Schwartz
- Sammlung jüdischer Mythen, darunter viele über Lilith.
„Lilith: From Ancient Lore to Modern Feminism“ von Siegmund Hurwitz
- Betrachtung von Lilith als Symbol für weibliche Macht.
Artikel auf Jewish Virtual Library
- Überblick über Liliths Rolle in der jüdischen Tradition.
Populärkulturelle und feministische Perspektiven
„Die Lilith-Figur als Emanzipationssymbol“ von Monika Richarz
- Eine Analyse ihrer Bedeutung im Feminismus.
Lilith Magazine
- Eine feministische Publikation, die sich auf die Symbolik und kulturelle Bedeutung von Lilith konzentriert. Offizielle Webseite
„When God Was a Woman“ von Merlin Stone
- Untersuchung weiblicher Gottheiten und Liliths Platz darin.
„Sex and the Soul of Lilith“ von Judith Plaskow
- Feministische Theologie und Liliths Transformation in der Moderne.
Weitere Mythologische Quellen
„Edda“ (altnordische Mythologie)
- Iduna und ihre Äpfel, Parallelen zu Lilith. Übersetzungen von Karl Simrock.
„Enuma Elish“ (babylonischer Schöpfungsmythos)
- Verbindungen zur Schlangen- und Dämonensymbolik.