Der Titanenkampf und seine Spiegel in den Weltreligionen
Vorwort
Geschichten von himmlischen Kämpfen, rebellischen Göttern und stürzenden Mächten finden sich in vielen Kulturen. Sie erzählen nicht nur von Mythen, sondern auch vom Wandel der Weltbilder – von der Macht der Natur und den Versuchen des Menschen, sie zu deuten. Der folgende Artikel beleuchtet den griechischen Titanenkampf im Vergleich zu anderen religiösen Überlieferungen und zeigt, wie eng die Mythen verschiedener Völker miteinander verwoben sind.
Politiker und Berufs-Religionisten dulden oft keine andere Weltanschauung und raten, wenn sie fürchten, von diesen widerlegt zu werden, ihren Schäfchen, die Ohren zu halten.
Begründung: Der Teufel wäre Meister der Rhetorik.
Haben diese Volksführer genug Macht und Skrupel, lassen sie die „Teufelsschriften“ verbrennen – und danach die „Teufel“ selber. Das kann zu Lücken in der Allgemeinbildung führen, die wir gerne ausfüllen möchten.
Beinahe alle Geisteswissenschaftler lernten in den höheren Schulen Fremdsprachen, indem sie alte Geschichtsberichte in griechischer oder lateinischer Originalfassung studieren mussten. So wurden sie zugleich „geschichtskundig“, und wenn sie sich untereinander unterhielten, konnte der einfache Volksschüler oft überhaupt nicht mitreden.
Heute genügt eine einfache Textübersetzung in die Muttersprache, solche Bildungsmängel zu beheben.
Untersuchen wir heute den griechischen Mythos vom Kampf der Titanen:
Der Mythos vom Kampf der Titanen
Oranos (ind. Waruna) herrschte über den Himmel, und sein Weib Gaia (Ge) über die Erde – so wie die frühen Hebräer auch Jahve ein Eheweib zur Seite gesetzt hatten.
Den beiden entstammten gemäß den Monatstagen zwölf Titanen (Riesen).
(Hierzu die biblischen 12 Apostel und die Edda: „Es wurden 11 Asen-Götter gezählt, als Baldur beschritt das Brandscheit…“ – Hyndlolied 28.)
Sechs Männer mit Namen: Ozeanos (Salzwasser), Koios, Krios (Kriese), Hyperion (Himmelsreisender), Iapetos und Kronos.
Sechs Frauen mit Namen: Theia, Rheia, Themis (Gerechtigkeit), Mnemosyne (Gedächtnis), Phoibe und Tethys (Süßwasser).
Wie in der Bibel, bei den Pharaonen und bei den nordischen Wanen heirateten diese ersten Wesen in eigener Blutlinie. So Ozeanos die Tethys, weil alle Flüsse in den salzigen Ozean fließen. Ihre tausend Kinder sind die vielen Flüsse der Welt.
Hyperion zeugte mit Theia Helios (Sonne) und Selene (Mond).
Koios zeugte mit Phoibe (die Glänzende) Leto (Mutter der olympischen Götter).
Als Uranos gewalttätig die Gaia bedrängte, gebar diese eine Schar von Unholden: die Hekatoncheiren (Hundertarmige) Kottos mit seinen Brüdern Briareus und Gyes, sowie die Donner-Zyklopen, die so viel Lärm machten, dass ihr Vater Uranos sie ins tiefste Innere der Erde, den Tartaros, einschloss.
Gaia rief ihre Söhne zur Hilfe gegen Uranos’ Übergriffe, doch nur der jüngste Sohn Kronos griff zu einer Sichel, mit der er seinen stürmischen Vater entmannte.
Aus den über Land und Wasser regnenden Blut- und Samentropfen entstanden Naturgeister und die schaumgeborene Liebesgöttin Aphrodite.
Kronos und Zeus
Mit dieser Beendigung der Urzeugung bestieg Kronos den Himmelsthron mit seinem Weibe Rheia.
Da forderte ihn Gaia auf, ihre Söhne aus dem Tartaros in die Freiheit zu entlassen.
Als Kronos sich dazu weigerte, warnte sie ihn vor gleichem Schicksal wie das seines Vaters Uranos.
Daraufhin fraß Kronos fünf seiner Kinder, sobald sie geboren wurden – (die Revolution frisst ihre Söhne!)
Als Rheia zum sechsten Mal schwanger wurde, floh sie – (wie Devaki in Indien, Isis in Ägypten u. s. w.) – vor dieser Gefahr nach Kreta, wo sie Zeus in einer Höhle zur Welt brachte. Kronos stellte sich vor ihr und forderte die Herausgabe des Neugeborenen. Rheia wickelte einen Stein in die Binden und reichte ihn dem dummen Riesen, der diesen sofort verschluckte.
Eine Gruppe junger Krieger, die Kuraten, machte vor der Höhle Kampfrufe, Tanz und Waffenlärm, um das Weinen des versteckten Säuglings zu dämpfen.
Als Zeus (Deus/Tyr) mannbar wurde, gesellte sich Metis (List), die Tochter des Ozeanos, zu ihm. Diese gab Kronos ein Kraut ins Essen, wonach er alle verschlungenen Kinder lebendig wieder ausspie.
Zehn Jahre stürmten die Brüder vom Olymp gegen Kronos vom Berge Othrys – ohne Erfolg.
Doch im zwölften Jahr gelang es Zeus, die Zyklopen aus dem Tartaros zu befreien.
Da traten aus dem Vulkan die Giganten an die Erdoberfläche – mit feuersprühenden Augen und Unterleibern, die sich in zwei Schlangen wanden – und traten Zeus’ Heeren bei.
Als es zur Schlacht kam, rissen die Giganten Bäume aus dem Boden und schleuderten sie wie Speere gegen die Titanen um Kronos.
Dann überschütteten die Hundertarmigen den Gegner mit einer Wolke aus 300 berghohen Felsbrocken, worunter sie begraben wurden – so tief,
„wie sich der Himmel über die Erde wölbt.
Und ein Amboss fällt neun Tage und neun Nächte vom Himmelsthron,
um am zehnten Tage den Tartaros zu berühren.
Darüber wachsen die Wurzeln der Erde und das öde Meer!“
(Tatsächlich ist unsere Erdkruste 35 km dick, und Berge von 8 km Höhe können nur mit Atemgeräten bestiegen werden. Immerhin reicht der Wasserdampf in unserer Luft bis in eine Höhe von 20 km. Bis 50 km reicht die UV-Licht-filternde Ozonschicht. Laut Erdanziehungskraft fallen alle Körper gleich schnell zur Erde, soweit sie gleichförmig sind.)
Deutung
Die hier geschilderte Himmelsschlacht zeigt die Planeten auf ihrer ruhigen, geordneten Bahn, welche – gleich einer ganzen Schar von Kometen – auf ihren chaotischen Bahnen kreuzen.
Kronos’ Sichel deutet auf Bedeckung der Himmelskörper, und die zwei sich windenden Schlangenleiber der Giganten zeigen zwei Kometenschweife je Himmelskörper.
Vulkanausbrüche mit Zeus’ Blitzen können durch Kometen-Annäherungen ausgelöst werden, mit allen möglichen Naturkatastrophen.
Selbst die Bibel spricht von zur Erde gestoßenen „gefallenen Engeln“, wo Venus als Luzifer (Lichtführer) der Rebell war.
Kronos ist der griechische Name für den römischen Saturn als Erntegott/Schnitter mit der Sichel. Er erscheint als Loki in der Edda, wo er der Korngöttin Sif (Sippe) ihr goldenes Haar raubt (Mutterkorn im Getreidefeld) und sich als Sühne seiner Ränkeleien den Bart der Ziege an sein Gemächt bindet – als symbolische Kastration von Gegnern aus Urtagen. Das könnte heute noch in symbolischen Beschneidungen einen Nachhall finden.
Parallelen zu Israel und Griechenland
Die alten israelischen Stämme verehrten ihre eigenen, unterschiedlichen Stammesgötter, und Moses bezog alle ihre verschiedenen Namen auf Jahve oder El – man musste nur deren Gestaltungen verbieten.
Von den Griechen wissen wir, dass sie kein „H“ aussprechen können, weshalb der Sonnengott Helios auch als Elios ausgesprochen wird und das „-os“ jedem Namen angehängt wird, wie im Latein das „-us“.
Oft hängten die Griechen einem Gott sogar noch den Namen eines anderen Gottes an, zumal die hohen Götternamen eine Ehrenbezeichnung hoher Menschen waren:
Odins Name Har zu „Herr“, d. h. „der Hohe“; der Name der Freya zu „Frau“, d. h. „die Freie“.
So fügten die Griechen den Namen des Elyon als Kronos-Elyon zusammen. Elyon wurde genauso zum Gottesnamen in der Bibel.
Ebenso der Name des griechisch-phönizischen Fruchtbarkeitsgottes Adonis zu hebräisch Adonais.
Kein Wunder, dass auf den uralten Tafeln von Ras Shamra dem Jahve eine Gattin namens Aschera zur Seite gestellt wurde – genau wie die Hera dem Zeus.
unsere heutige Leserfrage
Sind die Göttergeschichten der Antike nur Mythen – oder verschlüsselte Berichte über reale Himmelsereignisse und die geistige Entwicklung des Menschen?
Literaturtipps
Hesiod: Theogonie – Die Geburt der Götter
Karl Kerényi: Die Mythologie der Griechen
Mircea Eliade: Geschichte der religiösen Ideen
Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie
Joseph Campbell: Der Heros in tausend Gestalten
Wichtige Hinweise zu externer Literatur
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- Fachartikel und wissenschaftliche Studien
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Ihr Blog-Team
Buddhistische Überlegung
Im Buddhismus heißt es: „Auch der Himmel stürzt ein in einem Geist, der festhält.“
So wie die Titanen den Himmel bestürmen, so kämpft das Ego gegen das Unvermeidliche – die Vergänglichkeit.
Die wahre „Befreiung“ liegt nicht im Sieg, sondern im Erkennen des Kreislaufs von Entstehung und Vergehen.