Die Entdeckung prähistorischer Runen und Tierdarstellungen in der bayerischen Höhlenlandschaft
Kulthöhle Kleines Schulerloch
1937 entdeckte O. Rieger das erste altsteinzeitliche Tierbild in Deutschland. Es wurde in die Felswand der Höhle Kleines Schulerloch geritzt. Die Höhle befindet sich in der Nähe des Weilers Oberau (Essing bei Kehlheim).
Am 31.10.1937 erkannte der Diplom-Ingenieur Hanns Hundt die sich in unmittelbarer Nähe befindlichen „Striche“ als Runen. 1938 eingeleitete wissenschaftliche Untersuchungen übergingen die Runengravierungen und bezogen sich einzig auf das Tierbild des Steinbocks. Die beigefügten Striche wurden als Netzfalle gedeutet. Das Alter der Tierritzung wurde auf die Aurignac-Zeit mit etwa 20.000 Jahren datiert. Die Altertumsforscher Vejkffy und Obermeier deuteten die Netzfalle jedoch als eine Darstellung eines Frauenkörpers. 1950 interpretierte der französische Prähistoriker H. Breuil die Ritzung als Hirsch und wies abermals auf die möglichen Runeninschriften hin. Auch dieser Hinweis wurde von der Schulwissenschaft überhört.
Da weitere Nachfragen ausblieben, erklärten Schulwissenschaftler diese gut erkennbaren Runen als Fälschung. Ihrer Ansicht nach müssten diese Runen in den Niederschlagsperioden verwittert, verwaschen und durch Sinterstein überlagert sein. Tatsächlich aber haben weder Versinterung noch Frostsprengung der Einritzung großen Schaden zufügen können, weil z. B. die Runeninschrift sorgsam an einem Naturpfeiler angebracht ist, dessen stereometrische Form die Ritzung schützt. Wasser, das an der Decke durch Oberflächenleitung auf den Pfeiler gelangt, rinnt an der Bildfläche vorbei und folgt der Hanglinie. Feuchtigkeitsniederschlag (Kondenswasser) kann keine Kalklösungen mitführen, die nur schwache Feuchtigkeit trocknet am Pfeiler am schnellsten. Frostrisse durch Materialspannungen, Spalteneis usw. können nicht entstehen!
Nach F. Meyer ist die schwache Versinterung rein organischer Natur (Warzen-Sinter), der sich aus Kugelkalotten von 1/100 mm aufbaut und beispielsweise die Wachstumsperioden der Blaualgen darstellt.
Alle diese Spaltorganismen benötigen zum Wachsen Wasser. Die feinen Kalotten stellen deshalb nicht einfach Jahresringe dar, sondern längere Wachstumsperioden. In trockenen Zeiten steht der Zuwachs still. Dazu kommt, dass sie eine Störung an der Basis (Ritzfurche) lange erkennen lassen, während rinnendes Wasser diese schnell überbrückt.
Es ist laut H. Hundt gerade die sehr langsame Tuffbildung der Warzensinter, die für das hohe Alter der Runen-Ritzung spricht. Der Warzensinter-Bildungsapparat niedrigster Organismen fand der Runenmeister vor, als er in die postdiluviale gebildete dünne Sinterkruste Bild und Runen ritzte, wobei er sich auf eine antecedente Zeile, die im Stein vorhanden war, stützte. Also gibt es keinen Einwand gegen das runenzeitliche hohe Alter!
Höhlenuntersuchungen ergaben, dass das Naturgewölbe zu mindestens zwei verschiedenen Zeiten (Steinzeit, Runenzeit) künstlich bearbeitet wurde und zwar nach unterschiedlicher Bearbeitungstechnik. Auffallend ist, dass die Wand mit der Runeninschrift der älteren Zeit zuzuordnen ist.
Das Schriftband umfasst 16 der älteren 24er Runenreihe (Futhark) aus drei Gruppen von je 4+4+8 Runen mit dem Stabreim: „Birg: Leub: Selbrada!“ Die Bedeutung der Birk-Rune lautet: Verbergen, Bergen, also schützen und retten! Leub bedeutet „Lioba“, also „die Liebe“, und Selbrada heißt „der sich Selbstratende“ und ist in der Edda ein Odins-Name. Im Havamal (Hohe Lied) spricht der höchste germanische Gott zu seinem Volk persönlich diese Worte:
„Leidfrei ist, der im Leben,
sich der sich selber Rat spendet.
Übler Rat wird oft geraunt,
aus des Meinlings Mund.“
(Hav. 9)
Die Steinbockzeichnung könnte sehr wohl eine Berggeiß und somit Himmelsziege Heidrun sein, aus deren Eutern der göttliche Honigwein fließt. Die Edda schildert vom Zusammentreffen der Indogermanen mit der westlichen, bäuerlichen Megalithkultur. Dort hatten sich die Megalithiker durch ein Rauschgetränk des eingedrungenen Reitervolkes vergiftet gefühlt und den ersten Weltkrieg ausgelöst (Asen-Wanen-Kampf). Noch heute nennen die Russen ihr aus vergorenem Brot gewonnenes Bier „Kwass“! Die Edda nennt diesen Weingeist „Kasir!“, den Od-Rörir, Geist-Rührer, welcher ein Bergriese raubte und in einer Höhle verbarg, bewacht von seiner hübschen Tochter, die Göttervater Odin mit Liebeszauber verführte und sodann den Dichtertrank zurückgewann. Kulthöhlen stellten seit jeher den Schoß der Erdmutter dar, in denen schon die Neandertaler Zeremonien feierten. Gut vorstellbar wäre, dass im Kleinen Schulerloch auch die Rückholung des Dichtertranks (Intuition) in alten Zeiten gefeiert wurde.
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Quellen und weiterführende Literatur
- Breuil, Henri: Four Hundred Centuries of Cave Art. London: Rivingtons, 1952.
- Meyer, Friedrich: Die Höhlenkunst der Altsteinzeit. München: C.H. Beck, 1988.
- Kuckenburg, Martin: Das Erbe der Steinzeit: Auf den Spuren unserer Vorfahren. München: C.H. Beck, 2008.
- Hermann, Joachim: Die Runeninschriften im älteren Futhark. Berlin: De Gruyter, 2015.
Diese Quellen bieten tiefere Einblicke in die archäologischen Funde und Interpretationen, sowie in die kulturelle und spirituelle Bedeutung der Höhlenkunst und Runeninschriften.