Taoismus als Monographie

Taoismus: Eine Einführung, Harmonie zwischen Mensch und Kosmos, Tao und Te, Wu-Wei, Yin und Yang, Tao wie Wasser
Bild mit KI erstellt ∙ 25. Juni 2024 um 7:31 AM

Eine betrachtung

Historischer Kontext

Der Buddhismus zählt als älteste Weltreligion heute über 500 Millionen Gläubige. In China verehren über zwei Milliarden Menschen sowohl Lao Tse als auch Buddha Gotama in ihren Tempeln, ohne einen Widerspruch zwischen beiden Lehrsystemen zu sehen. Dies bietet einen guten Grund, den Taoismus kurz zu betrachten.

Konfuzius und Lao-Tse

Von 551-479 v. Chr. lebte der chinesische Philosoph Kung-Fu-Tse (Konfuzius), der wie Buddha in Indien ein Wanderleben führte. Beide sammelten Schüler um sich, doch Konfuzius war sehr staatswissenschaftlich orientiert. Er sah die Familie als kleinste Zelle eines gesunden Volkes und damit als Grundlage des Staates. Die von der Familie abgeleiteten Grundtugenden sind:

  • Nächstenliebe (gegenüber Eltern, Geschwistern)
  • Gerechtigkeit (Voraussetzung für Frieden)
  • Nützlichkeit (Ziel sozialen Wohlstands)
  • Weisheit (Schulbildung, Pietät)

Während Konfuzius sich dem Staatserhalt widmete, fokussierte sich sein Landsmann Lao-Tse auf das Seelenheil des Einzelnen. Der königliche Archivar machte sich, der Welt überdrüssig, auf den Rücken seines väterlichen Büffels auf eine lange Reise ins ferne Land des Sonnenuntergangs. Von milden Gaben lebend, die er für seine klugen Reden erhielt, verfasste er an der südlichen Grenze Chinas seine philosophischen Aphorismen über das Nichtstun (Wu Wei) in über 5000 Worten, die heute in 81 Kapitel unterteilt sind.

Die Lehren des Lao-Tse

Lao-Tses Lehren betonen die Harmonie zwischen Mensch und Kosmos und bauen auf den Begriffen Tao (Weg) und Te (Tugend) auf. Das „Tao-Te-King“ (Buch des Tugendwegs) integriert auch die alten Götter und Heiligen Chinas. Tao bedeutet den absoluten Urgrund, das EINE, das NICHTSEIN, eine ewige, ruhende Kraft, die das Sein hervorbringt. Arthur Schopenhauers Begriff des Lebens als „blinder Wille“ erinnert an diesen Ansatz.

Te ist das Wirken des Tao im Zustand des Hervorgebrachten, die Entfaltung und Enthaltung des Universums in vollkommender Güte. Für den Menschen bedeutet das „Te“ des „Tao“ die Norm für ethisches und politisches Handeln.

Wu-Wei: Die Kunst des Nichtstuns

Lao-Tse lehrte das Tao des Nichtstuns, Wu-Wei, das müheloses Handeln in Harmonie mit dem Fluss des Lebens bedeutet. Dies entspricht einer effektiven Kraftnutzung, vergleichbar mit einem Chamäleon, das sich seiner Umgebung anpasst. Wu-Wei ist achtsames Handeln, wie die Kunst des Loslassens.

Die Philosophie von Yin und Yang

Seit 400 v. Chr. ist in China das Tao des unaufhaltsamen Prozesses der Wandlung von Yin und Yang anerkannt. Diese Gegensätze machen alle Wesen gleich und geben allen Dingen ihre eigene Perfektion. Ohne Freude kein Leiden, ohne Leben kein Tod. Alles kommt und geht, aus dem Noch-Nicht-Wirklichen ins Nichtmehr-Wirkliche. Die Einheit mit allem macht das Universum real.

Tao und Wasser

Tao wird oft mit Wasser verglichen, das durch seine Weichheit enorme Kraft hat. Der Fluss bahnt sich den Weg des geringsten Widerstandes vom Berg zum Meer. Tao ist wie das Meer zum Fluss, und kann durch das Trinken von Wasser „geschmeckt“ werden. Der Fisch im Wasser symbolisiert die Gegensätze von Yin (weiblich) und Yang (männlich). Das Te des Tao äußert sich im geschehen lassen, weshalb der Betende nichts erwartet.

Tao-Te-King: Ein Beispiel

Ein Zitat aus dem Tao-Te-King zeigt die philosophische Tiefe des Taoismus:

„Das höchste Gute gleicht dem Wasser.
Des Wassers Gutsein: es nützt allen Wesen,
jedoch es macht ihnen nichts strittig;
an Orten begnügt es sich, welche Menschen meiden,
denn es ist das Tao.“

Hier passen Buddhas Worte:

„Allen unseren Gegenüber werden wir mit in Liebe gerüsteten Sinn durchdringen, wie das Wasser einen Schwamm, und hier fußend werden wir die ganze Welt mit muschelblankem Sinn durchdringen, mit weitem, hohem, unbeschränkten, frei von Hass, Neid, frei von Übelwollen“ (Cacacupama Sutta).

Auch ein bekanntes östliches Gedicht spiegelt diese Gedanken wider:

„Auf des Wassers Tropfen achtend,
ich des Weltmeers Wesen fand;
Sonnenstäubchen still betrachtend,
hab die Sonne ich erkannt!“ (Askari, 16. Jahrhundert)

Empfehlung und Fazit

Ich empfehle das schmale Heftchen „Tao-Te-King“ aus dem Reclam-Verlag. Die stoische Haltung aller spirituell Erwachten entspricht dem taoistischen „Nichtstun“ oder Buddhas Meditation, wo alles nach dem Dharma (Weltordnung) abgewartet oder hingenommen wird. Die Ähnlichkeit des Wassers zum Tao erinnert an das Buch des Wissenschaftsjournalisten Hoimar von Ditfurth „Am Anfang war der Wasserstoff“.

Der Mensch besteht zu 70 % aus Wasser und würde bei einem Verlust von 15 % Wasser sterben. Dies zeigt die tiefe Verbindung des Menschen mit dem Tao, das wie Wasser, Leben und Energie spendet und in seiner Weichheit die größte Stärke besitzt.

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