Vorwort
Willkommen zur Aufführung dieses historischen Dramas, das die Ereignisse und Figuren des preußischen Königshauses zum Leben erweckt. In den folgenden Akten werden wir in die Zeit des Alten Fritz, des Preußenkönigs Friedrich II., zurückversetzt, eine Ära, die von militärischen Triumphen, politischen Intrigen und persönlichen Dramen geprägt war.
Dieses Stück ist eine Hommage an die epische Geschichte Preußens und seiner legendären Monarchen. Es ist geschrieben in einer poetischen Form, die dem klassischen Alexandriner nahekommt und den Dialogen einen melodischen Rhythmus verleiht. Die Sprache, reich an Symbolik und Nuancen, trägt dazu bei, die lebendige Atmosphäre des preußischen Hofes zu erschaffen.
Während wir durch die Szenerie wandeln und den Charakteren folgen, lassen Sie uns eintauchen in eine Zeit voller Leidenschaft, Mut und Entschlossenheit. Möge dieses Stück nicht nur unterhalten, sondern auch dazu beitragen, die Bedeutung und das Erbe einer der bedeutendsten Dynastien der europäischen Geschichte zu würdigen.
Genießen Sie die Vorstellung und lassen Sie sich von den Geschichten und Legenden des Alten Fritz und seines Hofes verzaubern.
Theatherstück: der ALTE FRITZ, in 406 Strophen, unterteilt in 10 Akte, Sprechzeit ca. 90 Minuten
Inhaltsverzeichnis
1.Aufzug: Königin Sophie Dorothea: 1
- Aufzug: Jugendzeit. Fritz am Schreibtisch. Leutnant Katt: 19
- Aufzug: Urlaub in Dresden. Wilhelmine zu Fritz: 31
- Aufzug: Wieder in Potsdam. Wilhelmine: 35
- Aufzug: Fluchtversuch. Fritz schreibt Katte einen Brief und liest ihn dabei: 38
- Aufzug: Hochzeit. Fritz um Pagen: 43
- Aufzug: Königstitel. König Friedrich-Wilhelm im Rollstuhl zum Büttel: 52
- Aufzug: Der Schloss-Philosoph. König Friedrich zu Voltair: 56
- Aufzug: Krieg. Der König vor Schlesien zum Offizier: 66
- Aufzug: Frieden von den 3 Schlesischen Kriegen 1763, König gealtert zum Doktor: 70
1.Aufzug: Königin Sophie Dorothea:
1.
Kleiner Fritz, guten Tag!
Höre diesen Trommelschlag!
Dieses kleine Instrument
Ein jeder echter Soldat kennt!
2.
Die Trommel hilft zum Exerzieren,
nach dem Gleichschritt zu marschieren,
den der Dessauer hat ersonnen,
das schneller laufen die Kolonnen!
(Fritzchen rührt die Trommel im rechten tackt, Sophie:)
3.
So wie du die Trommel rührst,
du deinen Vater imponiert.
Musik hast du genug im Blut,
obwohl das gar nicht wohl dir tut!
(Schwesterchen Wilhelmine:)
4.
Höre auf mit diesem Lärm,
du tust nur beim Spielen störr’n !
Lasst uns lieber Seilchen springen
und dazu einen Kehrreim singen!
(Fritzchen trommelt weiter. Wilhelminchen:)
5.
Vater! Vater! O Monpair!
Klein Fritzchen, der lärmt so sehr!
Er rührt die Trommel immerzu!
Ich find zum Spielen keine Ruh‘!
(König Friedrich-Wilhelm entzückt: )
6.
Ein großes Wunder ist geglückt,
er schlägt die Trommel recht geschickt!
Alle Leute soll’n es sehen;
Eine Uniform lass‘ ich für ihn nähen!
(König nimmt seinen Sohn auf den Schoss: )
7.
So ist es fein! So ist es fein!
Bald wirst auch du „der Grosse“ sein!
Mit Trommeln sah man unsren Urgrossvater zieh’n,
mit 6000 Reiter nach Fehrbellin!
8.
Damals im 30 jährigen Krieg,
gegen 7000 Schweden blieb ihm treu das Glück!
Er schlug die nordischen Infanteristen
Mit Tapferkeit, Können, Mut und Listen!
9.
Frankreich war zur Nordsee vorgedrungen
Und hätte auch das Rheinland ganz verschlungen!
Ihm konnte es aber gelingen,
König Ludwig (XIV) davon abzubringen!
10.
Nach Franken musste er dann marschieren,
in den dortigen Winterquartieren ( 1674)
Plötzlich mischte sich ein im Streite,
Schweden an französischer Seite.
11.
Die Schweden verstanden ihr Kriegshandwerk
Und drangen vor bis nach Havelberg!
Die Schweden galten als sehr verwegen,
in Eilmärschen marschierte er ihnen entgegen!
12.
Georg Freiherr von Derfflinger
war sein erster Siege Erringer!
Der überrollte mit grossen Schwung
Rathenows Schlüsselstellung!
13.
Als die sich aus der Mitte geworfen fanden,
sie keine Verteidigung mehr zu stellen verstanden.
So schlug die feindlichen Flüchtlinge indessen
zurück Prinz Friedrich von Homburg-Hessen!
(Fritzchen:)
14.
Hat man in jenen Tagen,
auch solche Trommel geschlagen?
Hörte man dazu die Soldaten singen?
Und dazu den Schellenbaum klingen?
( Der König nickt hocherfreut: )
15.
Mit Paukenschlag und Trompetenschall,
gingen die Schweden unter, überall!
Unbesiegbar galten sie und sehr stark,
doch vernichtet dann in unserer Kurmark!
16.
Das konnte dein Ahnherr nur gelingen,
weil er liess ein ständiges Heer aufbringen!
Als er die Macht im Lande bekommen
Hatte er ein Heer von 5000 Mann übernommen.
17.
Ein stehendes Heer von 30.000 Mann
Nur einen Blitzangriff abwehren kann!
Gegen der Soldaten Zügellosigkeit
Verordnete er härtesten Drill zu jeder Zeit!
(Ein General tritt ein. König schlägt jetzt selbst die Trommel:)
18.
O, mein General Forcade!
Der Prinz trommelte herrlich grade!
Was tut ihr so verwirrt schielen?
Tut auch ihr nicht mit euren Kindern spielen?
(General : )
19.
Auch ich als General,
spiel mit meinen Enkel manchmal!
So macht mich der Kriegsdienst nicht blind,
weiss, das Väter mit Kind, oft selbst Kinder sind!
20.
Hoheit! Es ist auch nicht zu verkennen,
das sie ihn den grossen Kurfürsten nennen!
Bis an den deutschen Memelstrand,
erwarb er Herzogtum Preussenland.
21.
20.000 Hugenotten gab er Asyl,
die Hochgebildeten halfen unserer Wirtschaft viel.
Am Oranienhof wurde er erzogen,
das hat ihn auch zum Bruch mit den Franzmann bewogen!
22.
Über Holland konnten sie fahren,
die Hugenotten aus Frankreich in Scharen !
Wohnungen hatt‘ er ihnen gestellt,
ohne jegliches Abgabegeld !
23.
Bürger- und Zunftrecht wurde ihnen gewährt,
dem Bauern Land, soviel er begehrt !
Das viele, im Krieg verflossene Blut,
machten diese Edelleute so wieder gut.
( König: )
24.
Genug Lob auf unser Haus !
Wiwe sieht’s bei meinen Soldaten aus ?
Es wäre wirklich angenehm,
blieb die Iststärke so besteh’n !
( General: )
25.
Das Land wurde in Kantone gefasst,
in dem jeweils ein Regiment hineinpasst!
5000 Feuerstellen ( Haushalte ) kennt,
zum rekrutieren jedes Regiment.
26.
Wenn ein Knabe geboren ist,
registriert es diese Kantons- List‘.
Das Heimatland danach verteidigt,
wer mit 17 zur Wehrpflicht vereidigt !
27.
Die Offiziere voller Ehren,
sind zugleich oft Landsgutherren !
Das ist für die Armee recht gut,
weil das die Bauernsöldner überwachen tut.
( König: )
28.
Verlassen wir jetzt diesen Ort
Und rufen die Leibgarde zum Rapport !
Zur Potsdammer Wachparade,
steh’n die langen Kerls hübsch grade !
( Königin, heimlich zum General:)
29.
Mein lieber General Forcade !
Sendet mir während der Wachparade,
Hauptmann Croom vorbei,
der kundig im Handlesen sei !
( General nickt. Gouvernante kichert: )
30.
Es gilt im Volk ein Sprichwort herber:
Wachse nicht ! Sonst holen dich des Königs Werber !
Alle Knaben, die klein geblieben,
besonders dieses Sprichwort lieben !
(Auch Fritzchen lacht und spricht:)
31.
Madam Roccoulles ! O Pardon !
Erörtert mir hier im Salon,
was ist mit den Hugenotten geschehen,
die wir hier so beschäftigt sehen ? ( Hugenotte= frz. Eidgenosse )
( Gouvernante= frz. Erzieherin: )
32.
1572 im Monat den Achten,
begannen die Katholiken ein Menschenschlachten;
in dieser besagten Bartholomäus-Nacht,
wurden die Pariser Stadt-Tore zugemacht!
33.
Um 3 Uhr fingen die Kirchen an zu läuten !
Das hatte das Ende der Evangelischen zu bedeuten !
Der ganze protestantische Adel war dort erschienen,
nun fielen die Katholiken über ihnen !
34.
Zur Hochzeit kam Heinrich von Navarra,
mit Margarethe von Valois !
Doch ihre Mutter, Königin von Frankreich,
war dagegen, weil katholisch zugleich !
35.
In nur 3 nächtliche Stunden,
hatten dort 2000 Hugenotten ihr Ende gefunden.
Keiner von ihnen konnte sich retten,
man zerrte sie hinterhältig aus ihren Betten !
36.
Auf dem Lande ließen die Katholiken-Rotten,
erschlagen weitere 20.000 Hugenotten !
Auch wir, mein liebes Königskind,
nur mit Glück, bis hierher geflohen sind !
37.
Jetzt sprechen französisch bei euch viele Leute,
ich lern es auch dir, wenn‘s dein Herz erfreute !
Vermutlich werden von uns Frommen,
noch weitere Handwerker hier hin kommen !
( Fritzchen voller Begeisterung: )
38.
Wäre ich König jetzt:
Gleichheit für Jeden, wär mein Gesetz !
Selbst Juden sollten bei Gebühren,
bei uns ein anständiges Leben führen!
39.
Auch verfolgte man dann keine Hexen mehr !
Denn ohne Folter, gäb es keine Geständnisse mehr !
Unter der jetztigen Folterpein
geständ selbst der Papst ein Hexer zu sein !
(Gouvernante: )
40.
Ich Zweifel daran keine Sekunde,
dass es so wird, kommt deine Stunde !
Doch oft kommt aus dem eigenen Blut
Ein Mensch, der dir’s neiden tut !
( Königin mischt sich ein: )
41.
Zwei Jahre nachdem du geboren,
wurde Kurfürst von Hannover erkören,
britischer König zu sein ( King Georg)
er ist mütterlicher Onkel dein !
42.
Die Engländer können es nicht leiden,
das Brandenburg ward eine Kollonie zu eigen:
Ford Gross-Friedrichsburg hatte Friedrich-Wilhelm gegründet,
die man an der reichen Goldküste findet. ( Ghana)
43.
Reich wurde unsre Brandenburg-Afrika- Kompanie
mit ihren Handels- und Schutzverträgen nie !
Dennoch wird es unsere Länder entzweien,
eine Kolonialmacht kann sich keiner Konkurenz erfreuen !
( Fritzchen: )
44.
Werde ich erst einmal regieren,
werde ich mich ganz auf Preussen konzentrieren!
Das Kurfürstenkollegium zählt Neue jetzt:
Die Herzogtümer Bayern und Hannover
wurden dem Alten ja hinzugesetzt.
45.
Das Herzogtum Preussen machte stark,
unsere kurfürstliche , Brandenburger-Mark !
Ostpreussen reicht bis zum Memelland,
dort wurde mein Grossvater zum König ernannt. (Königsberg)
( Gouvernante: )
46.
Dein Vater verbot schon das „Bauernlegen“,
wo die Gutsherren sich das Recht selber geben,
Bauernhöfe sich einzuverleiben
und die Besitzer zu nehmen als Leibeigen.
47.
Du machst einmal im ganzen Königreich,
alle Bürger vor dem Gesetze gleich !
Du taugst wirklich sonderbar
für des Reiches Revirema ! ( schreib: Revirement )
48.
Deine Almosengaben in Tangermünde,
sind dafür dies besten Gründe .
Wer als Kind schon ist ein Almonenie(r),
wird es als Erwachsener eh !
49.
Zu deiner Geburt wurden Armenspeisen gespendet,
ich hoffe, das dieser Anfang nie endet.
Hunger bleibt in Ewigkeit,
die allergrösste Scheusslichkeit !
( Es klopft. Königin sagt : „Entree“.Hauptmann Croom grüsst zackig. Königin:)
50.
Willkommen hier, Herr Leutenant,
durch Weissagungen weit bekannt !
Kannst du auch uns Edelleuten
unsere verborgene Zukunft deuten ?
( Leutnant: )
51.
Wenn Gott ist einem Sünder zugetan,
schickt er ihn auf eine erneute Lebensbahn !
Selbst Jesus prophezeite allen Frommen,
er würd‘ nochmal auf Erden wiederkommen !
52.
So kann ich aus den Sternen lesen,
wer was wird und war gewesen !
Swedenburg ich im vorigen Leben hiess,
beende heut‘, was ich damals liegen liess !
53.
So wie in den festgelegten Sternenschienen,
steht es auch in den Handlinien:
zeig mir die Geburtenzeit,
ich ,was dein Schicksal hält bereit.
(Königin: )
54.
Beginn mit diesem Knäbelein,
Anfang 1712 am 24. stellte er sich Mittags ein.
Auf den Tisch standen die Teller die vollen,
als die Salutschüsse erschollen !
55.
Nach seiner Geburt alle Höflinge starrten,
nach Köpernicks Lustgarten.
Auf die 44 jahre alte 99 Fuss hohe
Blütenlose, amerikanische Aloe ! ( 1Fuss=30 cm )
56.
7277 Blüten brachte jäh
Hervor die königliche Aloe !
Die Blütenkrone stand noch in voller Pracht,
da verdorrte ihr Stamm schon über Nacht !
57.
Nur kurze Zeit nach dessen verblassen,
tat auch dem König das leben verlassen !
Das Blütenwunder von Köpernick,
hielten alle Höflinge für einen Zukunftsblick!
( Leutnant: )
58.
So will ich in Händen und Sternen schauen,
ich habe darin grosses Vertrauen !
Damals es dort schon geschrieben stund,
als ich gefangen wurde in Stralsund.
59.
Die grossen Blüten erhielten die Kraft,
vernichtend aus des Stammes Saft !
Veränderungen kommen nur
Durch ein Mangel in der Natur.
60.
Verlorene Wünsche, verlorenes Hoffen,
macht den Kronprinzen tief betroffen !
Nie wird im Alter lachen er !
Erfüllung bringt ihn Musik und Militär!
61.
Er dient seinem Volke treu und promt,
aus Schwesternblut ein Kaiser kommt !
Beide werden im Volk verkannt
Und Komissköpfe böse genannt.
62.
Denn so ist es zu allen zeiten:
Jede Münze hat zwei Seiten !
Die Gute sieht der Gegner nicht,
wenn er über den Anderen spricht !
63.
Er selber ruht voller Glück,
auf sein Kriegsbeute-Stück !
Was er den Gegner hat entrissen,
besänftigt schnell auch sein Gewissen !
64.
Der Gegner wär genauso schlecht,
erklärt er,- und fühlt sich im Recht !
Damit sie die Beute nie mehr verlieren,
schwören sie: das darf nie mehr passieren !
65.
Holland und die schweizer Eidgenossen,
werden das Kasierreich verlassen.
England wird den Erdball überziehen,
mit seinen weltweiten Kolonien .
66.
Tabak, Tee, Kakao und Kaffebohnen,
werden sich für die Kolonialhandel lohnen.
Darum werden sie Deutschland hassen,
das England damit nicht alleine gelassen.
67.
Frankreich bekam nach der 30 jährigen Fehte,
im Elsass alle deutschen Städte !
In Spanien soll erben ein deutscher Fürstensohn,
dort den verlassenen Königsthron.
68.
Frankreich dann von Deutschland verlangt,
dass der Kronprinz heimlich abdankt.
Das wird Anlass zum deutsch-französischen Kriege geben,
Deutschland wird sich daraus als Kaiserreich erheben!
69.
Der Kaiser durchnetzt,
ein deusches Sozialgesetz:
als grösste Neuerungen,
zur Volkes Notversorgungen !
70.
Bald ist seinem Kabinett entsprungen:
Kranken und Arbeitslosen-Versicherungen!
Und zum erreichten Lebensende,
eine gute, ausreichende Rente.
71.
Der Papst wird fordern, dass alle deutsche Protestanten,
nur den Papst als obersten Herren anerkannten.
Doch der Kaiser wird sich dem nicht beugen,
so ist ein Kulturkampf nicht zu vermeiden !
72.
Der Papst lässt Hassprediger ins Reich schicken,
zu spalten die Kluft zwischen Protestanten und Katholiken !
Daraufhin lässt der Kaiser verbieten,
den geheimen Bund der Jesuiten.
73.
Der serbische Terroriten-Orden,
lässt Österreichs Thronprinzenpaar ermorden.
Damit reissen Österreicher und Serben,
ihre Verbündeten mit ins Verderben.
74.
Dem Landesherren aus deinem Blute,
neidet die Welt, seine Kolonie, die Gute.
So fallen sie aus Frankreich und England daher,
über das im Krieg verwickelte deutsche Heer !
75.
Viele Hunde sind des Hasen Tod,
der Krieg verteuerte das tägliche Brot.
Deutschland erliegt einer Revolution,
doch nicht der Feideskanon‘ !
76.
Frankreich nahm sich Elsass zurück,
Polen entreisst dem Osten das grösste Stück!
Das wird das Ende vom Kaiserreich,
und Grund für einen neuen Weltkrieg zugleich !
77.
Auch das lese ich aus den Sternen,
in noch weiteren Fernen,
werden Mütter ihre Kinder entsenden,
zu Erziehung bei Menschen fremden.
78.
Als junger Mensch hält man, alles für wahr !
Doch einst wird vieles als Lüge offenbar !
Je grösser die Herrscher ausschauen,
je vorsichtiger sei mit dem Vertrauen !
79.
Die ehrlichsten Gedanken bleiben unausgesprochen,
denn wer offenbart, was er selber verbrochen ?
Gedankenlos ruht ihm tief in der Brust,
Falschheit viel, nur noch unbewusst !
80.
Seitdem man gute Bücher druckt,
manch Gedankenblitz im Gehirne zuckt!
Dem Einen schadet, was dem Anderen frommt,
prüfe woher der Schreiber kommt !
81.
Wir alle fühlen ganz tief im Stillen,
ein Jeder hat einen Auftrag zu erfüllen!
Hat er diesen beendet, in vielen Stufen,
wird er zur endgültigen Ruhe gerufen !
82.
Als König unter dir, geht der Mangel an Korn,
durch Kartoffel-Anbau verlor’n !
Wenn der Hunger im Volke gestillt,
ist Jeder auch zu Abgaben gewillt !
( Königin: )
83.
Wann war die gute, alte Zeit ,
ohne Lug und Trug und Neid ?
Im goldenen Zeitalter lebten die Helden
mit den Göttern, wie’s die Griechen vermelden.
84.
Dem folgte die silberne Zeit,
dann machte die Bronzene sich breit.
In der eisernen Zeit wir heute leben,
wo alle nur nach Luxus streben.
( Leutnant: )
85.
Es gibt keinen Ort auf der Welt,
den man für glücklich hält !
So gibt es auch seit Ewigkeit,
nirgends einen Moment, der frei ist von Leid.
( Königin: )
86.
Seelig ist, wer gefunden hat,
den idealen Staat !
Schon die alten Griechen hatten beschrieben,
den Staat, den Alle lieben !
(Leutnant: )
87.
Volksabgeordnete sollten den Staat regieren,
ein König sollte diesen kontrollieren !
Für Schaden, den diese Leute fahrlässig begehen,
müssten sie mit ihren Eigentum selbst einstehen !
88.
Wie der Herr, so das Geschärr,
hiess es im Religionskrieg bisher !
Doch sagt ein wirklich, edler König:
„Jeder wird nach seiner Fassung selig !“
89.
Nach siebenjährigen Krieg, wird’s deinem Sohne gelingen,
Schlesien in Preußen einzubringen !
Österreich muss mit wiederstreben,
ihm diese deutsche Landschaft übergeben !
90.
Grosse Pracht beim Sonnenkönig,
und seine Raubzugskriege sind unversönlich !
Sein Proletariat soll in der Not,
Wurst halt essen ohne Brot ! (Ludwig XIV. 1643-1715, Hugenottenmörder. )
( Königin: )
91.
Diese Taler, lauteres Gold,
sei eurer geheimen Rede Sold !
Besser ist’s , ihr werdet jetzt gehen,
bevor die langen Kerls euch sehen !
(Leutnant tritt ab. Fanfaren erschallen )
2. Aufzug: Jugendzeit. Fritz am Schreibtisch. Leutnant Katt:
92.
Mein lieber Prinz Friederich,
euer Schlafrock ist recht liederlich !
Legt eure Uniform lieber an,
der König den Raum jederzeit betreten kann!
( Fritz: )
93.
Diesen roten Rock , der König hasst,
weil er nicht zu einem Herrscher passt !
Ich finde ihn aber recht bequem,
zum Studium ist er angenehm !
( Leutnant schüttelt den Kopf: )
94.
So übersetze einmal diese Schreibereien,
ins Deutsche jetzt, aus dem Latein !
Wissenschaft ist eine Macht,
wodurch manch heller Kopf erwacht !
( Fritz liesst laut aus dem Heft: )
93.
In Erfurt studierte Luther das Recht,
auf dem Wege dorthin, wurde das Wetter schlecht.
Daheim in Mansfeld wollte er sein,
da schlug ein Blitz gleich neben ihm ein!
94.
Der Blitz tat ihn u Boden strecken,
da schwor er zum Himmel voller Schrecken:
wenn ihm kein weiteres Unheil geschieht,
will werden er Augustiner-Eremit !
97.
Doch auch die Mönchskutte hinderte ihn nicht,
dass er stets Recht und Wahrheit spricht.
Für ihn galt nur als Autorität,
was wirklich in der Bibel steht.
98.
1517 in Wittenberg,
glückte ihm sein Meisterwerk:
seine grosse Aufklärungsschrift,
heftete er an einem Kirchenstift.
99.
Womit er bald zu Fall gebracht,
des Papstes Anspruch auf Allmacht !
Das Theologie-Professorlein,
wusch die Kirche von Irrtümer rein.
100.
Busspraxis und Ablasshandel,
schürten schnell den Gesinnungswandel!
Gegen guter Ablass-Steuer,
befreiten sich Sünder vom Fegefeuer !
101.
Der sächsische Kurfürst, der 3. Fritz,
hatte Martin Luther geschützt !
Der das Dogma päpstlicher Unfehlbarkeiten,
mit Belege konnte bestreiten !
102.
Zwingli, im Lande der Eidgenossen,
verwarf auch das Abendmahl unverdrossen,
an dem Luther noch hängen tat,
die Mär von Christus leibhaftiger Gegenwart!
103.
Ihm folgte mit grosser Disziplin,
der Genfer Kirchenreformer Calvin !
Der erntete manchen Hohn,
durch die ehre der Prädestination !
104.
Das hörten sogar die Pfaffen gern,
und sündigten im Namen des Herrn.
Denn, wer was Böses tut,
wird ja am Ende wieder gut !
105.
Schicksals-Vorbestimmung für Calvin war,
durch den Lebenserfolg ganz offenbar !
Tausende, die sich zu Calvin bekennen,
sich in England Puritaner nennen.
106.
Hugenotten hießen zugleich,
die Calvinisten in Frankreich.
Die wurden in der Bartholomäus- Nacht, ( 24.8. )
zur Bluthochzeit sytematisch umgebracht.
107.
Über die protestantischen Niederlanden,
noch 500.000 ihre Freiheit fanden.
Die meisten, die mit dem Leben davon gekommen,
wurden in Preussen aufgenommen!
108.
Jakob Böhme, Görlitzer Schuster war,
und verbreitete eine Lehre klar:
Gott benötigt das Böse sodann,
damit man das Gute erkennen kann !
( Leutnant: )
109.
Komm, meine Hoheit, ich lese weiter,
wie sich bekämpfen, die Glaubensstreiter.
Das grösste Völkersterben wäre nie passiert,
wäre der Papst nicht so borniert !
110.
Kaiser Maximilin (I.) stellte sie zuerst ein:
500 Mann zu einem Fähnlein !
Zehn Fähnlein zu einem Regiment,
mit Sturmhauben, Schwert und Spiess, wie‘ jeder kennt.
111.
Hat es keinen Sold mehr gegeben,
plünderten sie die Landschaften eben.
Den farbenprächtigen Landsern folgten zum Streite,
viel Weibervolk an ihrer Seite .
113.
Dirnen kümmerten sich um das Wohl des Leibes,
mit Hausarbeiten unter eines Hurenweibels.
Auch verwaiste und verrohte Knaben,
als Trosshelfer sich verdingt dort haben.
114.
Der Feldoberst liess das plündern gewähren,
die Landsknechte mussten sich meist selbst ernähren.
Die Landesfürsten nahmen für ihren Landsknechthauf,
bei Geldverleiher, grosse Kredite auf .
115.
Der Hunger tief im Magen sass,
man verzehrte schliesslich selbst das Aas !
Hunde und Katzen wurden fortgerissen,
und galten allerorts als Leckerbissen.
116.
Nessel, Löwenzahn und Hopfen,
tat man in den Kochtopf stopfen!
Selbst die ach so hohen Herr’n,
verspeisten geröstete Frösche gern.
117.
Man suchte selbst Kröten, Pilze und Schnecken,
um sich in den hungrigen Mund zu stecken !
Am Ende war es soweit gekommen,
da hat man den Toten ihr Fleisch entnommen !
118.
Die Kirche duldete keiner Zeit,
Auflehnung der Bevölkerung gegen die Obrigkeit!
Alle, die sich gegen diese Herrschaft trafen,
belegte die Kirche mit harte Strafen.
119.
Die Oberen trieben vom Bauern ein:
als FELDZEHNT: Getreide, Gemüse, Obst und Wein!
Als BLUTZEHNT: Tiere, Milch, Fleisch und Eier !
Auch der GRUNDZINS für den Boden war teuer.
120.
Für jedes Haupt unter einem Dach,
wurde die KOPF-STEUER eingebracht !
Im Todesfall erzwang man das BESTHAUPT:
Das beste Vieh und Gewandt , wurde geraubt.
121.
Zum Frondienst man den Bauern zwang,
jede Woche: vier Tage lang !
Zur Ernte und zur Aussaat,
er zusätzliche Frondienste tat.
122.
Zum Holzschlag und Bau von Wegen und Brücken,
musste er Gespanne und Hilfskräfte schicken !
Und während den üblen Kriegstagen,
trug er noch weitere Umlagen !
123.
Zwölfhundert -dreiundvierzig im Mai,
war‘ s mit der Knechtschaft plötzlich vorbei!
Bald klang von Ort zu 0rt,
des Rebellen Lösungsworte :
124.
Was ist das nur für ein Wesen ?
Wir können vor den Pfaffen nicht genesen !
Als Adam grub und Eva spann,
wer war denn da der Edelmann ?
125.
Der Bremer Erzbischof Gerhard Zwei,
rief ein Kreuritter-Heer herbei .
Bei Altenesch wurden in jenen Tagen,
die Stedinger-Bauern totgeschlagen.
126.
Gefoltert und gemordet wurde das Bauernheer,
denn die Kreuzritter wurden immer mehr.
Aber die Unruhen nahmen zu,
unter dem bäuerlichen Bundschuh ! (Bauernfahne)
132.
Zahlreiche Bauern wurden gepackt
Und ihre Schwurfinger abgehackt !
So erhielt der geistliche Adel im Land,
weiterhin unverdienten Wohlstand.
133.
1618 in Böhmen begann,
ein 30jähriger Krieg, den Niemand gewann !
Aber eine Religionsgleichberechtigung wurde entschieden,
endlich im westfälischen Frieden.
( Fritz: )
134.
Genug mit dem gelehrten Studium,
dein Vater sitzt im Tabak-Kollegium,
wo sie von der Jagd stets sprechen,
Bier dazu trinken, bis zum Erbrechen !
135.
In Dresden erlebte ich den grossen Glanz,
und den Querflötenspieler Quanz.
Heimlich hab ich ihn hierher geladen,
um Flötenspiele mir vorzutragen .
136.
Er dürfte bereits im Schlosse sein,
suche ihn und bitte ihn ein !
August der Starke, König auch von Polen,
tat reiche Kunstwerke nach Dresden holen.
137.
Anders als Kurfürst Friederich,
dessen Prinzen stritten ums Erbe sich !
Sachsen blieb dem Albert geneigt,
Thüringen hatte der Ernst abgezweigt.
( Der Leutnant verlässt den Raum und betritt ihn wieder mit Quant, der spricht: )
138.
Hoheit ! Ihr habt mich rufen lassen,
Euer König tut dieses Treffen hassen !
Dennoch will es mich sehr ehren,
die Flötenkünste euch zu lehren !
(Fritz: )
139.
Wohldenn ! Setzt an zum Spiel !
Der milde Laut besänft gar viel .
Mich bezauberte mein Leben lang,
dieser Vogelstimmige Flötenklang !
( Quant spielt auf, Fritz lauscht. Plötzlich Schritte im Flur. Fritz: )
140.
Ach ! Herrjeh! Welch grosser Schreck !
Schnell in den Wandschrank, ins Versteck !
Der König naht, du kannst nicht flieh’n !
Ich muss mich die Uniform anzieh’n !
( Fritz zieht sich die Hose hoch. Der König steht im Raum und ruft: )
141.
Was soll das ? Was muss ich sehen ?
Die Situation könnt ich missverstehen !
Jetzt schürrst du ganz mei Misstrauen,
muss wohl öfters nach dem Rechten schauen !
( Leutnant ergreift ein Nähkästchen : )
142.
Königliche Hoheit, Majestät !
Die Situation ist wirklich blöd !
Ihr sollt jedoch verstehen:
Ein Knopf musste ich annähen !
143.
Am Hosenbund vom Kronprinz grad‘,
genauso war’s, wie ihr es sah’t !
Ich hab‘ im Leben nie gelogen
Und meinen König nie betrogen !
( König: )
144.
Schon gut, ich kann’s verstehen !
Muss jetzt zur Visite gehen.
Ptz- und Flickstunden sind wichtige Sachen !
Tüchtig ! Züchtig ! Weitermachen !
( König verlässt den Raum. Fritz gibt den Leutnant einen Kuss und sagt: )
145.
Wunderbar ,Herr Leutenant !
Das war wirklich sehr galant !
Ihr rettetet mein Leben !
Ein Kuss muss ich euch geben !
( Leutnant: )
146.
Mein Kronprinz, haltet doch Distanz ,
sonst geht alles aus dem Ruder ganz !
Hinzu küsstet ihr so wie ein Weib,
und bebtet auch am ganzen Leib
147.
Ihr bringt auch mich in Nöten,
und lässt mich geradezu erröten!
Den Vorgang wollen wir so sehen,
als wäre er nie geschehen !
( Fritz: )
148.
Herr Leutnant, pardon, welch ein Mallleur !!
Sowas wiederholt sich auch nicht mehr !
Durchgegangen ist ganz un-dezent,
mein ungezügeltes Temperament !
( Fanfarenrufe. Fritz zum Leutnant: )
149.
Fanfaren hell ertönen,
ich schau mal nach Minchen, der Schönen ,
sie tut immer im voraus ahnen,
was die noblen Eltern planen !
( Fritz betritt den Nebenraum. Wilhelmine lauscht an der Elterntür und sagt: )
150.
Psst ! Sei einmal ganz still,
der Eltern Gespräch ich hören will !
Sie stehen im Streite,
um die Zukunft von uns Beide !
( Fritz lauscht mit. Königin spricht: )
151.
Wenn Prinzessin Wilhelmine,
am englischen Hofe erschiene.
Könnte sie dort meinen Neffen,
den Kronprinz von England treffen.
152.
Die englische Prinzessin verliebte sich,
in unseren Kronprinzen Friederich,
und in dem edlen Haus,
ständ bald eine Doppelhochzeit aus !
( König: )
153.
Österreich verliert dann seine Übermacht,
das hätte mich in Nöten gebracht!
Schnell ist so ein Fehler getan !
Vergessen wir diesen Plan !
( Wilhelmine umarmt sehr innig Fritz )
154.
Geliebter Bruder du !
Ich stimme unserer Mutter zu :
Der Kronprinz von Engeland
Ist nicht wie du so charmant !
(Fritz dreht Wilhelmine im Kreis zu ruft: )
155.
Geliebte Schwester ! Ja!
Wir bleiben uns immer nah !
Die englische Prinzessin ist zwar schön,
doch du bist noch schöner anzusehn !
( König spricht wieder laut: )
156.
Ich habe den Entschluss getroffen:
Die Hochzeitfragen bleiben offen !
Unsere brandenburgische Mark
ist mit Ostpreussen auch so schon stark !
( Die Königskinder fallen sich jubelnd in die Arme. Fritz spielt Flöte, Wilhelmine singt dazu: )
„ Jenseits des Tales stand der junge König und grub die feuchte Erde aus dem Grund,
sie kühlte nicht die Glut der heissen Stirne, sie machte nicht sein krankes Herz gesund…“
( Der König hört die Kinder und sagt: )
157.
Sie klammern sich aneinander fest,
ich weiss, wie’s sich ändern lässt :
König August wird sich in Dresden freuen,
und ihre Schwermut zerstreuen !
158.
Komm , verlassen wir diese Räume leise !
Morgen gehen wir auf die reise.
Voraus send‘ ich einen Reitersmann,
der kündigt unser kommen an !
( Fritz hat es gehört und sagt : )
159.
Damit kann er uns nicht schaden !
Wir werden unsere Zerstreuung haben.
Und in Bezug auf das Verloben:
aufgeschoben ist nicht aufgehoben !
3. Aufzug: Urlaub in Dresden. Wilhelmine zu Fritz:
160.
Dieses Schloss ist ein Serail,
unübersehbar zum grössten Teil .
Als Empfang stand schon am Tor,
König August’s Lieblingsmohr !
(Fritz: )
161.
August Potenz ist ohne Fragen
das Jahr hat 365 Tage,-
Ebenso viele Damen,
schwängerte er, als sie zu ihm kamen!
(Wilhelmine: )
162.
Ein Hühne ist dieser trinkfeste Mann,
der eigenhändig Hufeisen verbiegen kann !
Prunkvoll sind seine Paläste,
täglich feiert er dort rauschende Feste.
( Fritz: )
163.
Wir dürfen keineswegs vergessen:
Überraschen wollte er uns nach dem Abendessen !
Wir Männer sollen kommen allein !
Welche Überraschung mag das schon sein ?
( Wilhelmine schaut eine Tochter von August nach: )
164.
Ich habe da so ein Gefühl,
dass man uns hier verkuppeln will !
Gräfin Anna von Orzalka,
stand anmutsvoll im Festzelt da !
( Fritz: )
165.
Um Polen zu bekommen,
hat er den Katholizismus angenommen.
Und wie das Bekenntnis vom Herr,
so lautet auch das vom Geschär !
( Wilhelmine: )
166.
Erstaunlich ist zu erblicken,
wie leichtfertig sind die Katholiken,
sie erlassen sich ihre Sünden von allein,
und fühlen sich nach der Beichte rein !
( König August: )
167.
Wilhelmine, die Damen dich erwarten,
im Pavillon, im Lustgarten.
Friedrich, folge mir zur Seit‘,
die Überraschung ist bereit !
(Fritz folgt König August, der Vater tritt hinzu. August spricht: )
168.
Friedrich-Wilhelm, wie angenehm,
jetzt machen wir es uns bequem !
In diesem Gemach, zu deinem Vergnügen,
siehst du die schönste Jungfrau liegen !
( Friedrich-Wilhelm hält seinen Hut vor Fritzens Augen und spricht: )
169.
Folgen hätte ich sollen nimmer,
dich in dieses dunkle Zimmer !
Ein Mädel räkelt sich kokett,
dort auf einem Lotterbett !
( Fritz schiebt des Vaters Hut beiseite und spricht: )
170.
Entzückend so wie eine Braut,
wohlgestaltig sie ausschaut !
Süssduftend ist sie und nackt ,
die meine Bewunderung gepackt !
(Friedrich-Wilhelm: )
171.
Hinaus mein Sohn ! Nimm deinen Hut !
Dir tut nicht dieser Anblick gut !
Die frische Luft soll dich abkühlen !
Du sollst nicht nach dem Mädel schielen !
( Fritz geht vor die Türe und wird von Annas Hand ergriffen: )
172.
Komm mit mir, mein süsser Herr !
Mein Vater ist ein Lüstling sehr !
Lasst sie trinken, lasst sie schmausen,
wir gehen zu den Schaukeln draussen !
( Sie schaukeln Arm in Arm. Fritz:
173.
Für mich ist das ein grosses Vergnügen,
wenn wir uns in der Schaukel wiegen,
doch der Höhepunkt vom Genuss,
wäre von dir jetzt ein Kuss !
( Sie küssen sich innig und fallen von der Schaukel. Anna rennt lachend fort. Wilhelmine von Hinten: )
174.
Na, mein liebstes Brüderlein !
Kannst mir doch nicht treu mehr sein ?
Du brauchst dich jetzt aber nicht beklagen,
ich hab Anna auf unser Schloss eingeladen !
4. Aufzug: Wieder in Potsdam. Wilhelmine:
175.
Jetzt sind wir wieder in Sanssouci , ( Ohnesorgen )
so wie in Dresden wird’s hier nie !
Unsere Sorgen aber schwinden nimmer,
wo man sich versteckt auch immer !
176.
König Georg (I.) ist 1727 gestorben,
sein Sohn Georg (II) hat dessen Amt erworben,
dieser , unser Onkel, nanne überall,
unseren Vater „Bruder Korporal „ ! ( Unteroffizier )
177.
Diese kleinen Sticheleien,
unsere Heiratspläne entzweien .
Deinem Onkel bist du wohlgesonnen,
doch deinem Vater nie entronnen.
( Fritz klagt: )
178.
Wo den Vater ich auch sehe,
hebt den Stock er in die Höhe!
Und ich will es auch nicht wagen,
ihm die Ehrerweisung zu entsagen !
179.
Würde er mich noch öfter quälen.
Müsst ich mein Heil in der Flucht gar wählen !
Mein kleiner Bruder könnte so erleben,
müsst ich mein Erbe ihm dann geben !
180.
Vater hatte meine Geheimtür entdeckt,
wo meine Kleider und Bücher waren versteckt.
Er hatte mich geschlagen und angeschrie’n,
und verbrannte meine Sachen im Kamin !
( Der König stürzt schimpfend ins Zimmer: )
181.
Jetzt ist es aber wirklich genug !
Das grenzt schon wirklich an Betrug !
7000 Taler hast du dich geliehen,
bei Fremden, die daraus Zinsen ziehen !
( Fritz: )
Bei meiner und bei eurer Ehren !
Ich kann es Euch erklären:
Prinzessin Anna von Sachsen und Polen,
wollte ich Schmuck davon holen !
( König: )
183.
Höre auf mich zu belügen !
Du verbrauchtest es zu deinem Vergnügen !
Ohne mich zu konsoldieren,
übernahmst du dich im spendieren !
(Er schlägt seinen Stock auf Fritzens Rücken. Wilhelmine schreit. Der König geht. Wilhelmine: )
184.
Armer Bruder, was gedenkst du zu tun?
Sicher ist das Mass voll nun!
Ich hätte ihm das nie verziehen !
Willst du jetzt nach England fliehen ?
( Fritz: )
185.
Mir bleibt keine andere Wahl,
zu entkommen dieser Qual !
Im Juli, wenn wir nach Bayern reisen,
werd ich mich dann loseisen !
( Zwei Vertraute betreten den Raum. Leutnant Katte spricht: )
186.
Hoheit, wir haben alles gehört !
Wir sind aufs tiefste darob empört !
Wir helfen Hoheit auch zu flieh’n,
Morgen verlassen wir schon Berlin !
187.
Urlaub haben wir eingereicht,
die Klöster gewähren uns Zuflucht leicht !
Unter falschen Namen werden wir logieren,
und auch die Flucht organisieren !
( Fritz nickt. Wilhelmine weint. Der Besuch tritt ab. )
5. Aufzug: Fluchtversuch. Fritz schreibt Katte einen Brief und liest ihn dabei:
188.
Die Reise führte vom kunstreichen Dresden,
über Anspach nach Augsburg, das lag am Nächsten.
Alsdann in Ludwigshafen,
wo wir den Herzog von Württemberg trafen !
189.
In Gemäßheit den Weg nach Heilbronn,
fliehe ich von Sinzheim ! Auf und davon !
Im französischen Rock und englischen Pullover,
geht’s von Callais hinüber nach Dover.
( Oberst Rochow betritt den Rau. Fritz versteckt den Brief und fragt: )
190.
Oberst Rochow, was führt euch zu mir ?
Wo liegt heute Nacht unser Quartier ?
Mein Vater, der strenge Herr König,
sitzt im nahen Wirtshaus bierseelig !
( Rochow: )
191.
Im Dorfe Steinfurth nehmen wir hier
In einer Scheune, gemeinsam Quartier !
Unangenehm ist die drückende Schwüle,
auf Stroh müssen wir ruh’n, ohne Tisch, ohne Stühle !
( Fritz nickt. Der Oberst geht. Fritz ruft zwei Pagen und verordnet: )
192.
Tretet näher ihr zwei Pagen,
eine Order will ich euch auftragen:
ein Pferd früh Morgens um vier,
besorgt‘s am Pferdemarkt mir !
193.
Womit, verschwiegen wie ein Edelmann,
ich eine Geliebte heimlich aufsuchen kann!
Damit Niemand schöpft Verdacht,
habe ich französische Kleidung mitgebracht.
( Ein Page: )
194.
An der Pferdetränke, ganz nah von hier,
warten mit dem Rösslein wir.
Alles wollen wir so ausführen,
und Niemanden kompromitieren !
( Die Pagen treten ab. Am nächsten Tag wartet Fritz an der Pferdetränke: )
195.
Jetzt wird es aber höchste Zeit !
Zur Flucht bin ich bereit !
England ist zum greifen nah,
wo bleibt den nur das Dienerpaar ?
( Rochow stürmt mit 2 Offiziere herbei und ruft: )
196.
Hoheit ! Ich kann es garnicht fassen !
Der König hat Befehl erlassen:
Jeder, der im Heere desertiert,
wird vor’s Kriegsgericht diktiert.
( Fritz: )
Lasst mich gehen, Offiziere,
kehrt zurück in eure Quartiere !
Als Bräutigam erwarten mich alle,
in Englands geschmückte Königshalle !
(Rochow: )
198.
Dort würden wir Euch auch sehen gerne,
doch es steht in weiter Ferne,
denn der König hat befohlen,
Euch sofort zurück zu holen !
199.
Kleidet ihn in sein Ehrengewand,
und führt ab, den Arrestant !
Fliehen wollt‘ er perpetuell !
Doch Königswort ist uns Befehl !
( Fritz wird vor dem König geführt, der spricht: )
200.
Ist das der Dank für mein Vertrauen ?
Dich muss ich mit den Stock wohl hauen !
Du bist der Schandfleck meiner Söhne !
Dich bring ich bei, die Flötentöne !
( Der König schlägt seinen Stock in Fritzens Gesicht. Der spricht: )
201.
Solche Schmach erlebte noch nicht,
je zuvor ein brandenburgisches Gesicht !
Auch hatte ein König noch nie verlor’n,
seine Würde in solch einem Zorn !
( Der König läßt den Stock fallen und zieht seinen Degen und spricht: )
202.
Du brachtest mich in dies Malheur,
denn du bist ein Deserteur !
Hindern wird man mich nicht,
zu töten dich im Standgericht !
( König erhebt den Degen. Rochow springt dazwischen mit entblöster Brust: )
203.
Töten sie mich, Mon Sire ! Töten sie mich schon !
Aber schonen sie ihren Sohn !
Wenn unser Schicksal vorbestimmt sei,-
Ist jeder von uns auch von Sünden frei !
( Der König steckt seinen Degen wieder ein und sagt: )
204.
In den Karzer, mit dem Kadett !
Schildwache davor, mit blanken Bajonett !
Jeder , der in Fritz Gunst einst stand,
versetze ich nach Memelland!
205.
Vors Kriegsgericht bringe ich ihn,
und seine Helfer nach Küstrin !
Bei Wasser und bei Brot,
erteile ich jegliches Sprachverbot !
206.
Vom Kerkerfenster aus, soll man ihn zwingen,
zu schau‘n, wenn sie Katt herbeibringen.
Wenn sie Fritzens Trommel rühren,
wird Katt seinen Kopf verlieren !
( Fritz: )
207.
Ich glaube die Ursache meines Schicksalstag,
bereits in einem früheren Leben lag !
Lieber Leutnant Katte,
verzeih, das ich Euch mit hineingezogen hatte !
( Fritz fällt hierbei in Ohnmacht . Rochow zum König: )
2o8.
Was gedenken Eure Majestät,
wie’s mit dem Kronprinzenweiter geht ?
Soll ihn Kattes Schicksal droh’n ,
oder eine Rehabibilation ?
( König überlegt laut: )
209.
Offen lasse ich eine Option,
für den aufmupfigen Königssohn:
hält er vom Irrweg hinfort Distanz,
erlasse ich ihm seine Strafen ganz !
210.
Wurde er öffentlich rehabilitiert,
wird er mit Elisabeth Christine liiert !
Die von Bevern- Braunschweig,
ist ihm ja zugeneigt !
( Rochow: )
211.
Genial ! Genial ! Dieser Schritt !
Auch Österreich macht da mit,-
und die Prinzesin von England,
wäre nicht mehr interessat!
( treten Beide lachend ab !)
6. Aufzug: Hochzeit. Fritz um Pagen:
212.
Diesen Ort, den ich zu lieben hab gelernt,
liegt 9 Meilen von Potsdam entfernt.
Prinzessin Elisabeth Christin‘,
besucht mich hier in Ruppin.
213.
Sie, die Nichte der österreichischen Kaiserin,
kommt als meine Braut hier hin .
Ein Bildchen von ihr, bitte, zeig;
Die von Bevern- Braunschweig !
( Page: )
214.
O, mein Fürst, ich wag sie nicht zu beschreiben.
Ihr wollet sonst allein hier bleiben !
Gewöhnlich wär sie, so mancher denkt,
und im Geiste etwas beschränkt !
( Fritz: )
215.
Im Herzen frisst mir die Verzweifelung !
Wer hässlich ist und noch so jung,
wird im Alter ohne Zweifel.
Charakterlich hinzu ein Teufel !
216.
Lieber erhalte ich die Lust zum Leben,
tät ich einer Anderen das Ja-Wort geben!
Von Mecklenburg, Prinzessin Katharine,
Zarin Annas Nichte, besser für mich erschiene !
( Page: )
217.
Zu spät ! Mein Prinz ! Es ist zu spät !
Herzog Franz Stephan von Lothringen steht
mit den Braunschweigern, samt Büttel und Zofe
im herrschaftlichen Hofe !
218.
Auch Elisabeth Christin‘ ,
sollte mit denen zieh’n !
Dein Vater, der König, frank und frei,
kommt auch heute noch vorbei !
( Fritz: )
219.
Ach, jetzt wollen sie mich vermählen,
wann hört endlich auf das Quälen ?
So muss ich statt weinen Lachen,
zum bösen Spiele gute Miene machen !
( Page: )
220.
Hoheit ! Ich darf vermelden:
den hohen Besuch, gar selten :
Herzog Franz Stephan von Lothringen
und Prinzessin Elisabeth, vor allen Dingen !
( Gäste betreten den Saal. Fritz staunend zur Prinzessin: )
221.
Das kann ich garnicht glauben!
Ein Trugbild will meine Sinne rauben!
Eine Prinzessin so rein und rank,
ist Wirklichkeit ! Gott sei Dank !
( Page lacht: )
222.
Das hab nur vorgegeben ich, –
Denn ihr seid ja so wählerich!
Da hatte ich gemeint,
das sie euch so umso schöner erscheint!
( Fritz: )
223.
Man verwechsele zu keiner Zeit:
Einfältigkeit mit Schüchternheit !
Mein Vater sollte indess empfinden,
wir würden uns nur aus Etikette verbinden !
( Umstand klatsch. Friedrich-Wilhelm betritt den Saal: )
224.
Na ! Ich hab’s bereits vernommen,
war wohl etwas zu spät gekommen !
Ganz so wie es hier ausschaut,
gefällt dir deine hübsche Braut !
( Hochrufe ! Fritz nickt: )
225.
Ihr wisst, dass ich kein guter Tänzer bin,
gebt ihr eine geschickte Hofmeisterin,
dann wird sie auch das können zeigen,
auf unserem Hochzeitsreigen !
( Elisabeth-Christine wirft sich Fitz´an den Hals: )
226.
Österreich und Preussenland,
festigt unser Eheband !
Mein junges Herz schlug ewiglich,
nur für Kronprinz Friederich !
( Fritz schiebt seine Braut lächelnd zur Seite: )
227.
Nun bin ich dein Ehegatte,
doch trauer ich noch um Leutnant Katte !
Lass‘ mich noch ein wenig Zeit,
dann bin ich für dich bereit !
( Elisabeth-Christin: )
228.
Das versteht sich von allein,
überwinde deine Herzenspein !
Wenn die Wunden sind verheilt,
dein Herz dann auch bei meins verweilt !
229.
Deine Schwester Wilhelmin‘
Ist jetzt in England Quin !
Zum Anfang ihre Regierungszeit,
überwand auch sie manche Schwierigkeit !
( Fritz: )
230.
Das dünkt mir kein guter vergelich:
Ihr England und dein Österreich !
1732 im vorigen Jahr,
zog aus Salzburg eine Flüchtlingsschar !
231.
Es kamen über 20.000 Protestanten,
heimatberaubt die Katholiken-Verbannten!
Mein Vater gab den Flüchtigen ohne Ziel,
im weiten Ostpreussen bleibendes Asyl !
232.
Von Samland bis Kurland wütete die Pest,
in hunderten Dörfer kein Menschenrest !
Zig Städte waren dort tot,
was er den Flüchtlingen zur Heimat anbot !
( Elisabeth-Christine: )
233.
Umso mehr liegt mir im Sinn,
das ich bald ihre Herrscherin bin !
Ob Preussen, Braunschweig, Österreich,
deutsch sprechen wir doch alle gleich !
( Fritz lacht: )
234.
Nur mein Oheim in Engeland,
nicht einmal richtig englisch verstand!
So ein ungebildeter Monarch,
legt das grösste Kulturland brach !
235.
Für meinen Vater würde ich einen Arm hingeben,
könnte ich damit verlängern sein Leben!
Wollte er es auch erfassen,
und mir meine Neigungen lassen !
( Elisabeth- Christine: )
236.
In Reinsberg, wo wir residieren,
wir schon so fürstlich musizieren!
Als Schauspieler in epischen Theaterstücken,
könnten wir uns auch gut schicken !
237.
In alten Schriften habe ich gelesen,
Reinsberg war eigentlich der Remusberg gewesen !
Als Romulus seinen Bruder hat vertrieben,
ist Remus auf diesen Berg geblieben !
238.
Man fand dort alte Mamorsteine,
über eines Grabs Gebeine.
Forscher dort eine alte Schrift gefunden haben
und liessen am Berg weiter graben.
239.
Altertümer aus Urtagen,
bestätigten die alten Sagen.
Archäologen brachten sie ans Licht,
doch mehr darüber weiss man nicht !
( Fritz: )
Reinsberg, nahe Fehrbellin,
wird mich ewig an sich zieh’n !
Wo der grosse Kurfürst in jenen Tagen
Das Heer der Schweden hat geschlagen !
( Elisabeth-Christine: )
241.
Di schreibst so wundervolle Gedichte,
und korrigierst auch die Geschichte !
Jüngst ist auch bekannt geworden:
Du stiftsteste einen Ritter-Orden .
( Fritz: )
242.
Das soll auch kein Geheimnis sein:
Grossmeister Fouque weihte die 12 Ritter ein !
Den Edelleuten nahm er das Gelübde ab,
mit Ehrenzeichen und mit Ritterschlag !
243.
Schutzpatron ist Bayar(d) ,
der Held in der französischen Geschichte war !
Das Symbol ist ein Degen,
der auf einem Lorbeerkranz gelegen !
244.
Alle Mitglieder sind von Adel,
unser Wahlspruch: ohne Furcht und Tadel !
So tragen wir einen Ring als gebogenes Schwert,
Jeder auf seinen Bruderschafts-Namen hört !
245.
Auf den Schwertring, wie du siehst,
man als Inschrift liest:
Hoch sollen leben,
die sich nie ergeben!
( Flisabeth-Christine: )
246.
Jetzt kann ich auch verstehen,
wie freundschaftlich alle mit sich hier umgehen!
Anmutig, voller Jugendkraft,
ist diese Reinsberger Gesellenschaft !
( Fritz: )
247.
Und das ist des Bundes Eid:
Ritterlich-, zu jeder Zeit !
Die Geschichtskunde und Heeresführung ohne Zagen,
zur Vervollkommnung beizutragen !
( Elisabeth-Christine: )
248.
Wie bei Artus oder beim Abendmahl,
blieb 2 Ritter nur des Bundes Zahl !
Wenn du die Krone hast übernommen,
wird das dir zugute kommen.
( Fritz: )
249.
Das hast du schon gut erkannt !
Doch es gibt noch einen Bund im Land.
Über die ganze Welt er verzweigt sei:
Die geistige Freimaurerei !
250.
Mein Vater will ihn nicht trauen,
denn der lässt Niemand hinter die Kulissen schauen!
Alle müssen sich im Dunkel hüllen,
um heimliche Prinzipien zu erfüllen!
251.
Ihre Toleranz und geläuterte Moral,
bringt die Konservativen zu Fall !
Ihre Liberalisierung weit und breit
stört die etablierte Geistlichkeit !
( Elisabeth-Christine: )
252.
Würden darin aufgenommen auch Frauen,
hülfe ich ihren geistigen Tempel mit aufbauen!
Du bist ja zum Eintritt noch recht jung,
trete später bei dieser Weltverschwörung!
( Fritz: )
253.
So wird es denn auch geschehen,-
Doch darf der Vater das nicht sehen !
Immer heimlich hinter seinem Rücken,
muss ich in die Zukunft blicken .
……………………………………………………………………………………………………………………………………
7. Aufzug: Königstitel. König Friedrich-Wilhelm im Rollstuhl zum Büttel:
254.
Höre zu, was dein König gerne hätte:
Zum Kronprinzen schickt eine Stafette !
Nach Berlin soll er floggs reisen,
und mir hurtig Reverenz erweisen.
( Kammerdiener: )
255.
Eure Majestät ! Es istnicht mehr vonnöten,
der Kronprinz hat bereits das Schloss betreten !
Wollt ihr Euren Thron besteigen,
oder Euch im Rollstuhl zeigen ?
(König Friedrich-Wilhelm: )
256.
Werft mir nur den U mhang über !
Mehr Sein als Schein ! das ist mir lieber !
Von meinem ganzen Regiment,
jeder mich im Rollstuhl kennt !
( Fritz tritt in den Saal: )
257.
O mein König ! O Monpair !
Wie freut mich dein Anblick sehr !
Trotz aller schmerzlichen Behinderung
Hoff ich für Euch schon Linderung !
( König Friedrich Wilhelm: )
258.
Mit Genugtuung habe ich vernommen,
du bist zu unserem Gestüt gekommen,
dass ich in Ostpreussen habe gegründet,
und auch der Hofkämmerer sehr gut findet.
259.
Ostpreussen lindert manchen Jammer,
denn er ist unseres Reiches Kornkammer.
Schlesien in dessen ist die Wiege,
fü alle Hütten- und Waffenschmiede !
( Fritz: )
260.
O, Vater, hab zu mir Vertrauen !
In Pommern werd: ich bald Erdäpfel anbauen,
denn dieser Boden, dass sag ich ehrlich,
ist für die Knolle unentbehrlich !
( König Friedrich-Wilhelm: )
261.
Deine Worte mich mit Glück erfüllen !
Offiziere ! Hört meinen letzten Willen :
Mein Leben geht rapid zu Ende,
das Reich legt ich in Friedrichs Hände !
( König bekommt einen Schwächeanfall und spricht mit leiser Stimme: )
262.
Gott gab mir eine grosse Gabe,
dass ich solch würdigen Sohn habe !
Ein würdiger Nachfolger ist euch beschieden !
Jetzt kann ich sterben in Frieden !
( Hofarzt horcht des Königs Brust ab, schüttelt den Kopf und sagt: )
263.
Verehrte Herren, ich kann nur sagen:
Des Königs Herz hörte auf zu schlagen !
Heute am 30. Mai 1740 starb er seelig !
Der König ist tot ! Es lebe der König !
( Der ganze Umstand ruft: )
„ Hoch König Friedrich !
Vive le Roi de Prusse !“
( Fürst Leopold von Dessau eilt herbei und fragt: )
264.
Ich bitte, Majestät, ganz untertänig,
mich und meiner Familie seid gnädig !
Ich gehörte zwar zur österreichigen Partei,
lieber ich in euren Diensten sei !
( Fritz: )
265.
Dieses gilt hier für alle verehrten herren,
die Auskunft diesbezüglich begehren:
Alle die bei meinem Vater ihr Könnenbewiesen,
jetzt auch mein Vertrauen geniessen !
( Umstand wiederholt: Vive le Roi de Prusse ! )
( Fritz als König: )
266.
In Königsberg, nach Väter-Tradition,
setzt ich mich auf den Königsthron!
Eine Grafschaft erhält die Familie von Katte,
der sein Leben, für meins gegeben hatte !
267.
Die Bauern wurden durch Missernten immer bleicher,
öffnet hurtig die königlichen Kornspeicher !
Gebt von unserern Gaben,
denen, die es nötig haben !
268.
Auch die königlichen Forstämter sollen deswegen,
tüchtig, viel Wildbrett erlegen
und gegen geringen Gebühren,
den Notleidenden im Staat zuführen !
269.
Alle Fahnen und Wappen im Heer.
zeigen ab heute den schwarzen Adler !
Mit Schwert und Szepter in den Klauen,
sie links zum Rheine schützend schauen !
270.
Als Beischrift darüber soll stehen klar:
„ Pro Gloria et Patria !“
Was jedem Bürger ist bekannt:
„ Für Ruhm und für das Vaterland !“
———————————————————————————————-
8. Aufzug: Der Schloss-Philosoph. König Friedrich zu Voltair:
271.
Das Lustschloss im königlichen Weinberg,
ist in der Blaupause mein Werk.
Der Berghang protzig voller Gewalt,
erhielt in 6 Terrassen seine anmutige Gestalt.
272.
Knobelsdorff zauberte aus einem einzigen Geschoss,
OHNSORG, mein Erholungs- Schloss.
Mein jüngerer Bruder Prinz Heinrich,
behielt Schloss Reinsberg für sich.
273.
Nun kamen Sie , lieber Voltair,
als Krönung des Ganzen daher !
Sie sind wie der weisse Elefant,
um dessen Besitz waren Kriege entbrannt!
274.
Wie es zwischen Grossmogul und Schah,
einst in Persien geschah!
Wortführer der Menschenrechte sind sie schon,
und führen bald Frankreichs Revolution.
275.
Ihre Philosophie wird mitbeitragen,
das monströse Kirchengut einzuklagen.
Doch sollten sie nicht fungieren als Diener
Der gnadenlosen Jakobiner
( Voltair: )
276.
Majestät, bei aller Bescheidenheit !
Ihr ward auch zu grosse Opfer bereit !
Euer Kammerhusar überreichte mir alsbald
Den goldenen Schlüssel und ein 5000 aller Gehalt.
277.
Huldigungen sind mir Zuteil geworden,
Privilegien und Verdienstorden.
Des Lobes ist das wahrlich mehr als genug !
Jetzt versuche ich den Gegenzug .
278.
Indess auf allen Glanz, da fällt ein Schatten ,
da sie zwei Landsleute von mir, zu sich geladen hatten:
den gelehrten Maupertua (Maupertuis),
sowie Rouseau in Reserva(t) .
( König Friedrich: )
279.
Monsieur ! Moncher !
Jetzt bitt ich aber sehr!
Nach Motier bei Neuchatel,
brachte ich ihren Zunftgesell‘ !
280.
Den berühmten Philosoph Rousseau,
den Niemand duldet anderswo,
und Maupertuis, das Naturgenie,
leitet meine königliche Akademie !
281.
Rousseaus Ideen sind nicht zu verachten,
erklären Sie sich, wie Sie darübe dachten !
Oft zitiert die Kirche von ihm ein Stück,
einen anderen Teil, erklärt sie dann für verrückt.
( Voltair: )
282.
1755 hatte Anlass gegeben,
zum Nachdenken über das grosse Erdbeben.
Nur wenige kamen mit dem Leben davon,
aus dem dichtbesiedelten Lissabon .
283.
Die Kirche hielt es für ein Gottesgericht,
mir aber zeigte der Teufel sein Gesicht !
War das Gottes Wille gewesen ?
Von solch Schadenstifter bin ich genesen !
284.
Für alle Wohltaten danken wir Gott schön !
Doch bei Katastrophen ist er nicht zu seh’n !
Würde es Millionen Schutzengel geben,
verlören nicht so viele Unschuldige ihr Leben !
289.
Rousseau schielt mich „Posaune der Gottlosigkeit“,
und schrieb eine Arbeit über WILLENSFREIHEIT !
7-stöckige Häuser brachen dort ein !
Rousseau lehrte nur, dass Dörfer halt besser sein !
286.
Nur das Einzelwesen lebt in Unabhängigkeit.
Die Gesellschaft macht sich zum Selbsterhalt bereit.
Will schützen die Personen und ihr Besitzerhalt,
wenn sie sich fügen der Kollektivgewalt.
287.
Bei völliger Gleichheit in diesem Falle,
wird’s zum Erfolg für Alle!
Der Souverän kann Bindungen auferlegen,
denen, die stehen dem Gemeinwohl entgegen !
288.
Der Souverän für die Allgemeinheit spricht,
was zu machen ist, oder nicht !
Das wird nur dann für Recht empfunden,
wenn der Souverän selbst ist am Gesetz gebunden !
289.
Als besste Staatsform nannte er Drei ,-
Wobei die Erste, die Besste sei:
Dem Kleinstaat nützt die Demokratie,
dem Mittelstaat, die Aristokratie, dem Gross-Staat die Monarchie.
300.
Der Wille, der dem Staat zu eigen ist,
bezeichnet „allgemeiner Wille“ der Protagonist!
Dieser aber hat nach Rouseaus Glaube,
nur das Wohl des Staates im Auge !
( König Friedrich: )
301.
Welch Unterschied besteht im „Willen vom Untertan“,
zum Allgemeinwillen profan ?
Stand auch in seiner Litabei,
was der „allgemeine Wille“ sei ?
( Voltair: )
302.
Jeder Bürger wird von Privatinteresse bestimmt,
dass für sich das Besste nimmt !
Dem steht ein anderes Interesse gegenüber:
Was der Gemeinschaft nützt viel lieber !
( Voltair: )
303.
Ich hingegen meine,
viele Rechte nehme ein Staat keine !
Solcher Kompromiss kann stillen,
den Aufruhr des individuellen Willens !
304.
Den Philosophen nannten die klugen Hellenen,
den Besseren aller Souveränen !
Desshalb nenne ich auch Sie:
den Philosoph von Sanssouci !
( König Friedrich: )
305.
Ich dachte es verbinde
euch Roussea‘s Antithese der Erbsünde ?
Ewige Verdammung und Offenbarung,
entzog er jegliche Nahrung !
( Voltair: )
306.
Rousseau tut darauf beharren,
Naturreligionen kennen kein offenbaren !
Wo ein Gott zu den Herzen spricht,
bedarf er die Religionen nicht !
307.
Wo sich ein Gott offenbart,
wäre das von unzuverlässiger Art !
Das Gewissen, sicher wie Schlafwandel,
ist Wegweiser zum rechten Handel !
308.
Natürlichen Gefühle, wie sie erschienen,
dem allgemeinen Interesse dienen !
Die Vernunft alleine verleiten muss,
den Menschen zum üblen Egoismus !
309.
Mich, als Repräsentant der Vernunft,
stösst Rouseau aus seiner Denkerzunft.
und bezeichnet mich gar schon,
als Feind der natürlichen Religion !
( König Friedrich: )
310.
Welches Naturgesetz
gibt mir die Sicherheit jetzt,
das bestimmt wären alle Völkerei‘n
zum glücklich sein ?
( Voltair: )
311.
Die Kirche von der Kanzel lässt reden,
nach dem Tode geht’s besser einen Jeden !
Wenn es uns hier auf Erden schon stinkt,
auch im Himmel kein Glück uns winkt !
312.
Ich will’s mal mit anderen Worten sagen:
Vom Kaufmann erwarbst du 10 Eierlagen,
die Oberste Lage stank vor Fäulnis gemein,
warum sollten die anderen Lagen dann besser sein ?
( König Friedrich: )
313.
Nicht alles sich widersprechen tut,
von Natur sei der Mensch, nach Rousseau gut.
Nur der Menschen Gesetz
macht ihn schlecht zuletzt !
( Voltair: )
314.
Gott verbot den Menschen indessen.
Die Frucht der Erkenntnis zu essen.
Die Frage stellt sich nun ein:
Kann ein Unwissender sündig sein ?
( König zuckt die Schulter. Voltair: )
315.
Ich war damals 21 Jahre,
da legten sie König Ludwig (XIV) auf die Bahre.
Als er räumte seinen Thron,
endete die Epoche der Zivilisation !
316.
Ihm gebührt der höchste Ruhm,
die grösste Macht im Königtum !
3 Jahre weilte ich in Engeland,
bevor ich diesen Hofstaat fand.
317.
25 Jahre ist mein König jetzt alt,
und hat die höchste Staatsgewalt.
Über 20 Jahre bin ich älter
Erhalte 20.000 Franken Jahresgehälter.
318.
So vertraulich reden kann nur ein freier Geist,
dort, wo es Sassouci heisst !
Wer ohne Missbrauch , beutzt die Macht,
gebührt die allerhöhst Acht‘ !
319.
Von Euch en herrliches Gesetz ausgeht:
Das Verbot des königlichen Fürbítte-Gebet !
Auch das Bauernschutzgesetz,
wacht, dass Niemand die Würde verletzt !
320.
Als Maria-Theresie Kaiserin geworden,
erhob sich der Kurfürst von Bayern im Norden.
Mehr als Tirol
beansprucht Bayern jetzt wohl.
321.
Österreich über Schlesien und Böhmen,
will sich stark nach Preussen ausdehnen.
So musste Preussen Härte zeigen,
und Schlesien ins Reich einverleiben.
322.
3 Wochen, nachdem ihr zum König geweiht,
erliessest Ihr die Religionsfreiheit.
Hierbei der König jedoch vergisst:
Gleichbehandlung auch für den Atheist !
( König Friedrich: )
323.
Meine Weltanschauungs-Toleranz,
umfasst nicht alle Bekenntnisse ganz:
jede Religion in diesem Staat,
untertänige Bürger zu erziehen hat.
324.
Ich fungiere nah göttlichem Gesetz,
als oberster Diener meines Volkes jetzt.
Bei Juden und bei Atheisten,
wir obige Voraussetzung vermissten !
325.
Aber es sollte uns frommen,
wenn diese Gleichsetzungen sich vollkommen.
Fördern werde ich schon heute:
Bauern, Handwerker und Kaufleute ! ( die 3 Stände. )
326.
Von allen diesen trägt der höchste Ruhm,
der Kaufmann im Bereich der Konsumtion !
Der Schaffende ist zu mehr Arbeit bereit,
schafft man ihn Pausen zur Glückseeligkeit !
327.
Ich holte zum günstigen Falle,
Christian Wolff nach Halle,
woraus mein Vater ihn verbannt,
als er sich zum Konfuze bekannt. ( 600 v. Chr. )
328.
Weil dieser war kein Christ,
die Kirche gegen seine Lehre ist.
Doch Wolff schrieb in Deutsch statt Latein,
dass brachte ihn Leser im Volke ein !
329.
Wolff hatte sich Wahrheitsliebender genannt,
denn alles Denkbare ist philosophischer Gegenstand !
Der Philosoph macht sich über alles Gedanken,
und durchbricht somit aller Rätsel Schranken !
( König Friedrich: )
330.
Man sagt, dass der Mensch sich als Selbstzweck betrachtet,
weshalb der Eine den Andren missachtet.
Doch Schrecken muss mein Herz erfüllen,
müsste ich handeln nach des Anderen Willen!
( Voltair: )
331.
Wenn wir so philosophisch Durchschauen,
kann keine den Anderen mehr trauen !
Bestechlich wäre dann jeder Mann,
es käme nur auf die Summe an !
332.
Doch Aristoteles mahnte indessen:
Wir dürfen das wahre Glück nicht vergessen !
TUGEND erfüllt uns mit SEELIGKEIT,
und das ist gegen Bestechung gefeit !
333.
In der ganzen Welt, der Idealist,
steht weit über den Materialist !
Denn es begehrt der Held nach Ruhm,
mehr als alles Geld im Menschentum !
( König Friedrich: )
334.
Meine Justiz wird unparteiisch,
und unbestechlich Beamten vereidigt.
Wer gegen dieses Gesetz verstösst,
wird unentschädigt abgelöst.
( Voltair: )
335.
Zufriedenheit stellt sich schnell ein,
verzichtet man auf zuviel Gängelei’n !
Doch ohne Bildung wird der Bürger blind,
bis am Ende das Pöbel gewinnt.
( König Friedrich: )
336.
Den herrlichen Park mit Hügel und Teich,
Brücken darüber und Anlegesteig,
wären wirklich geworden perfekt,
hätte der Müller sich nicht dagegen gestreckt!
337.
Den Müller bot ich einen besseren Ersatz,
hinzu an Taler einen erheblichen Schatz!
Der Müllere hatte sich energisch mir widersetzt
Ich liess ihn in Frieden, denn Gesetz ist Gesetz !
9. Aufzug: Krieg. Der König vor Schlesien zum Offizier:
338.
Als Karl der IV. im Oktober verblich,
liess das Glück Österreich im Türkenkrieg in Stich !
Seine Tochter Maria Theresia
Neues Oberhaupt Österreichs war.
339.
Unser stehendes preussische Militär
Blieb schuldenfrei bisher.
Denn die gepflegten Ländereien,
brachten 9 Millionen Taler ein. ( 1 Taler=1 US-Dollar)
340.
Viele schlesische Fürstentümer waren,
Besitz meiner brandenburgischen Vorfahren:
Jägerndorf, Liegnitz, Brieg und Wohlau,
die erschlich sich der Herr von der Donau!
341.
Jetzt haben Sie die Ehre,
dass sich Preussens Glorie vermehre !
Wie unser Grossvater in Fehrbellin,
wollen wir den Österreicher entgegen zieh’n !
( Der Glockenturm von Crosse stürzt lärmend ein. 1 Offizier erschrocken; )
342.
Majestät ! Fallen Glocken aus dem Dohmen, scheint das doch kei gutes Ohmen !
Wenn tosend die Glocke am Boden zerbricht,
zerbricht dann unser Kriegsglück nicht ?
( König Friedrich: )
343.
Gott schaut in jeden Menschen hinein,
und entscheidet, wie dessen Schicksal wird sein !
Doch wem der Tod ist voraus bestimmt,
diesen besser im Feld entgegen nimmt !
344.
Soldaten, Seid nur frohen Mutes,
das Ohmen zeigt für uns nur Gutes !
Das glockenliebende Österreich liegt hoch Oben,
und hat uns um unser Erbe betrogen !
345.
Am Boden, in den schlesischen Niederungen
Ist dieses katholische Glocke zersprungen !
Dieses ist für uns ein Zeichen:
Wir werden unser Ziel erreichen !
( 2 Schlesier kommen mit weisser Fahne. Palamentär zum König: )
346.
Durchlaucht ! Wir kommen aus Glogau, der Stadt,
die eine protestantische Kirche hat.
Die liegt ganz in eurer Kanonen-Mitte,
gestatet daher unsere fromme Bitte:
( König nickt )
347.
Könntet ihr nicht so gnädig walten,
und dieser Kirche Bestand erhalten ?
Es gelänge doch auch aus anderer Richtung,
der Österreicher Vernichtung !
( Parlamentär macht eine tiefe Verbeugung. Der König lacht: )
348.
Macht nicht solch tiefen Diener !
Ihr ausgebuchsten Schlawiener !
Wir konnten uns dazu entscheiden,
eure friedliche Kirche fortan zu meiden.
349.
Die ersten bittenden Schlesier,
meine Herren, die ward ihr !
Ihr habt euch nach Vernunft entschieden,
es war uns ein vergnügen !
( mit Bravo, setzt sich das Heer in Bewegung. König zum Offizier: )
350.
Das dort ist eine grosse Stadt,
die ihre Tore uns verschlossen hat.
Ich beauftrage Sie, Mongeneral,
als Unterhändler dorthin zumal !
( Der Unterhändler läuft fort und kommt mit einem Schlüssel zurück: )
351.
Der Schuldheiss ist ein Dickkopf eben,
wollte die Stadtschlüssel mir nicht geben !
Erst als ich drohte mit Gewalt,
zuckte er mit der Schulter und sprach kalt:
352.
„Dort hängt der Schlüssel an der Tür,
geh‘ selber hin und nimm ihn dir !“
So sprach der Schulze vom Grüneberg,
und überliess mir das Tür-Öffnungswerk.
( König und Umstand lachen. Fritz:
353.
Ja, so sind sie alle hier,
meine ausgefuchsten Schlesier !
Er hatte wohl sei n Wort gegeben,
so überlies er uns die Sache eben !
354.
Spielmannzug, so spiele auf !
General, abermals zum Schuldheiss lauf !
Sagt: Er begebe sich auf seinen Sohlen,
nach Kriegsbrauch, seinen Stadtschlüssel zu holen !
( General läuft los und kommt schnell zurück und sagt: )
355.
Majestät ! Ich kann’s nicht fassen;-
Der Schultheiss antwortete gelassen:
Er hätte den Schlüssel nicht fortgegeben,
wir sollte ihn wieder am alten Ort hinlegen !
( König und Umstand lachen wieder. Friedrich:
356.
Jetzt fange ich an zu ahnen,
wie gewitzt sind diese Untertanen !
Humor hab ich auch im Sinn !
Bring die Schlüssel dort wieder hin !
10. Aufzug: Frieden von den 3 Schlesischen Kriegen 1763, König gealtert zum Doktor:
357.
Endlich ist mit den Kriegen Schluss,
seit den Friedensvertrag von Hubertus.
7 Jahre hatten sie gewährt,
brachten130.000 Preussen unter die Erd‘ !
358.
Es wurden in Verträge entschieden:
Schlesien ist bei uns verblieben !
Frankreich gab England seine Kolonien,
aus Afrika, Amerika und Indien.
359.
Uns ging es nicht so schlimme,
weil ich gab zur Fürstenwahl meine Stimme,
für Erzherzog Joseph von Österreich,
zum Kaiser vom ganzen deutschen Reich.
360.
Nun bin ich alt geworden,
bereiste mein Land von Süden bis Norden !
Die Pest schlug einst dort eine Bresche in weitem Bogen,
durch die kamen hungrige Wölfe gezogen!
361.
Und in diese menschenleeren Westpreussenland,
manch Hugenotte seine neue Heimat fand.
Der baute Strassen, Brücken, trocknete Auen,
preussische Kultur, soweit wir schauen !
362.
Den Bauern überreden, zu Kartoffelanbau,
dass gelang mir schlau:
Schnaps liess ich durch ihre Kehlen rinnen,
den wir aus Kartoffeln gewinnen.
363.
Seelig griffen sie da aus dem Vollen
Zu den herrlichen Erdapfel-Knollen !
Seitdem der nahrhafte Ernteertrag,
dreimal so hoch, wie beim Getreide lag !
364.
Auch die Folter habe ich untersagt,
aufgrund deren man nach Hexen gejagt.
Unzählige Frauen blieben so am Leben,
weil es ohne Folter keine Hexen mehr geben !
365.
Ein Geheimnis will ich jetzt verraten,
dass liegt hinter dem Schlosse im Garten,
unter der Göttin Flora aus Stein,
dort soll mein künftiges Begräbnis sein !
366.
Die Stelle habt ihr rasch gefunden,
sie liegt direkt bei meinen Hunden !
Von denen ich wurde getrennt im Leben,
bald ein Wiedersehen wird es geben !
367.
„ Quant je serei la, monami,
serei sans souci !
Dort liege ich geborgen
wahrlich ohne Sorgen !
( Doktor zum König: )
368.
Majestät, es tät Euch gut,
wenn ihr jetzt ein Weilchen ruht !
Der Zimmerdiener kommt sofort,
zieht ihr an der Schelle dort
( König nickt und setzt sich in seinen Ohrensessel. Arzt verlässt den Raum. König schläft etwas. Dann erwacht er und läutet nach einen Pagen: )
369.
Hallo ! Kammerpage ! Hallo Kammerpage !
Jetztbringst du mich aber in Rage !
Du sollst nach meinem Befinden sehen !
Jetzt muss ich zu den Buschen gehen !
( König erwischt den Pagen schlafend auf einen Stuhl. König belustigt: )
370.
Hallo Kammerpage ! Kammerpage !
Aufgestanden zur Wachparade !
( Page schnarcht laut mit einer Notiz in der Hand ! König: )
Wenn er schläft so unadrett,
lese ich mal sein Billet ! :
371.
Lieber Sohn, hier liege ich krank,
hab für deine Unterstützung Dank!
Was du abgesparrt hast vom Gehalt,
vergelte Gott es alsbald !
372.
Gott ewig nahe dir sei,
wie du deinem König treu!
Segen soll er über dich ergiessen,
das dir nichts mehr kann verdriessen !
( König steckt den Pagen eine Rolle Dukaten in den Rock und sagt zu sich: )
373.
Diesen Schlaf geniesse du,
12 Dukaten fügte ich hinzu.
Will dich noch etwas necken,
gleich beim wecken !
( König setzt sich in seinen Sessel und klingelt wie verrückt-. Page springt ins Zimmer. König: )
374.
Du hast wohl Angst vor dem Bestrafen ?
Warst du etwa schlafen ?
Was schaust du so stumm ?
Hast keine Entschuldigung ?
( Page will die Notiz einstecken und hat plötzlich die Dukaten in den Händen und stammelt: )
375.
Ach ! Majestät ! Habt Erbarmen !
Ich weiss nicht woher die Münzen kamen !
Man will mich hier unglücklich machen !
Ich weiss nichts von diesen Sachen !
( Page fällt schluchzend auf seine Knie. König hebt ihn mit den Worten hoch: )
376.
Von Oben stürzt man nach Unten tief,
Insbesondere, wenn man schlief !
Doch wem Gott schenkt Aug‘ und Ohr,
steigt oft steil empor !
377.
Dir aber gebührt keine Strafe ,
denn dir gab’s Gott im Schlafe !
Send das Geld deiner Mutter meinetwegen,
mit Gottes und des Königs Segen.
378.
Nimm Urlaub vom Dienstwesen,
bis deine Mutter ist genesen !
Vor keinem Palast man Wache schiebt,
solang das Volk den König liebt !
( Der Page eilt dankend fort. Doktor de le Metrie zum König: )
379.
Majestät Pardon , dass ich stör‘ !
Doch es gibt un grande misere !
Graf Rothenburg, der in Ezaslau konnte siegen,
sehen wir jetzt im Sterben liegen !
( König wirft sich seinen Mantel über und schlürft auf die Strasse mit seinem Gehstock und sagt: )
380:
Frostig ist‘s im Dezember,
der kommt im Leichenhemd daher !
Doch alleine lassen darf man nie,
den engvertrauten Mon-Ami !
( Doktor eilt ich nach: )
381.
Majestät ! Ich kanns nicht fassen !
Ihr eilt halbbekleidet durch die Gassen !
Die Gesundheit ist eine große Macht,
und gibt auf keiner Herkunft acht!
( König macht eine abwertende Handbewegung! Kinder rufen: )
382.
Kike da ! Dete is keen Witz !
Unsa juta Keenig Fritz !
Ik jloobe so eene Jardrobe
Is Preissens alla besta Mode !
( König fuchtelt mit den Stock: )
383:
Finger weg! Ihr Lausebuben !
Müsst schon längst in Eure Stuben !
Morgen müsst ihr früh aufsteh’n
und pünktlich dann zur Schule geh’n !
( Kinder lachen jubelnd: )
384.
Du bis ja een scheena Keenig ,
kennst die eigenen Erlasse wenig !
Schule haben wir doch frei
,bis die Weihnachtszeit vorbei !
( Kinder laufen lachend fort. Der König betritt das Sterbezimmer und spricht zu Oberst
Forcade dort: )
385.
Lieber Oberst Forcade,
was steht ihr hier am Bett parade ?
In der Schlacht von Soor habt ihr gestritten
Und eine Fussverletzung dort erlitten !
386.
Ein solch braver Mann wie ihr,
gebühret auch zu sitzen hier !
Ich bring einenen Stuhl zu diesen Zweck,
denn selbst ein König zeigt Respekt !
( Alsdann spricht er zum Doktor: )
387.
Nun, lieber Doktor, saget offen,
besteht da noch ein Grund zu hoffen?
Welchen Dienst kann ich erweisen
Solchen freundschaftlichen Kreisen?
(Doktor zuckt mit den Schultern:)
388.
Ich bin am Ende mit dem Latein!
Ein Wunder müsste es schon sein!
Dummköpfe bevölkern unsere Welten,
solch Edelmann gibt es nur selten!
(König:)
389.
Reicht mir schon die auffangschale,
für den Aderlass zum letzten male!
Tiefster Schmerz wergreift uns Allen.
Seht, meine Tränen in die Schale fallen!
(Doktor:)
390.
Eure Fürsorge zu eueren Untertanen,
sollen alle spätere Herrscher ermahnen!
Euer Wort, grösste Bedeutung hat:
„Nur Erster Diener zu sein im Staat!“
(König:)
391.
Wer helfen kann, es gerne tut,
so wie in der Großen Flut,
als im weiten Ostseebereiche,
Wasser strömte über die Deiche.
392.
Den Betroffenen der Überschwemmung,
zahlte ich 500.000 Taler zur Notdämmung!
Auch in des Misswuchses Zeiten,
konnte ich Linderung bereiten!
393.
Der Tod lichtet mit leichter Hand,
meine Freundesreihen rasant!
Sie spendeten mir manche Wonne,
ganz besonders unsere liebe Sonne!
394.
Rothenburg blieb in Todesqual,
weiterhin ein General!
Im Krieg führte er die Avantgarde,
im Tod macht er wieder den Anfang grade!
395.
Meine Zähne haben schon meinen Mund verlassen,
und verhindern das geliebte Flötenblasen!
Hier kann ich jetzt nichts mehr tun,
werd zu Hause noch etwas ruh’n !
(Sie gehen traurig heim. Der König setzt sich in seinen Ohrensessel und spricht im Schlaf:)
396:
Schrecklich ist es alt zu sein!
Wassersucht vermehrt die Pein!
Die Zukunft kann nicht besser werden,
es wachsen doch nur die Beschwerden.
397.
Soldaten rührt Euch doch!
Leben tu ich ja noch!
Geht nur einfach auf und nieder,
mit mir schlafen sonst eure Glieder!
398.
O du göttliches Gestirn!
Bald bist du mir nicht mehr fern!
Ich fühle voller Wonne,
wie ich dir näher komme!
399-
Ich bin auf diesen Planeten gekommen,
und hab von hier nichts mitgenommen!
Der einzige Sinn auf dieser Reise,
ist, man wird ein bisschen Weise.
400.
Jetzt wär‘ es gut, wenn mein Neffe
Noch rechtzeitig hier eintreffe!
Friedrich-Wilhelm hat Verstand
genug für dieses Königsamt!
(König Friedrich schläft für immer ein, Doktor stellt den Tod fest und sagt:)
401.
Der König starb, schnell holt herbei:
König Friedrich-Wilhelm -Zwei!
Ehrenhaft und mit Gebühren,
wird er uns in Preußens Zukunft führen!
(Friedrich-Wilhelm II. betritt den Raum, Höflinge verbeugen sich. Der Neffe spricht:)
402.
Nichts ist für die Ewigkeit,
wir erben alles nur auf Zeit!
Alles, was von Gott empfohlen,
wird sich ewig wiederholen!
403.
In der Uniform des 1. Garde-Bataillon,
leget Preußens größten Sohn!
Führt die Offiziere der Garnison,
ans schwarzverhängte Feldbett schon.
404.
Abends um Glocke Acht,
wird er im Achtspann er zur Stadt gebracht!
Legt neben ich n wohl adrett:
Gehstock, Degen und Schärpe aufs Taburett.
405.
Wie mein Onkel es konnte zeigen,
darf mein Gehalt 200.000 Taler im Jahr nie übersteigen!
Die Staatseinkünfte für alle Zeit,
stehen nur für Staatsausgaben bereit!
406.
Künftige Herrscher sollten sich schämen,
wenn sie mehr aus der Staatskasse nehmen!
Und was erschaffen die Alten,
sollten ihre Nachfahren erhalten!
Bühnenbild:
Das Bühnenbild sollte die Atmosphäre des preußischen Königshofs einfangen und dem Publikum einen Einblick in die Welt des Alten Fritz bieten. Ein mögliches Bühnenbild könnte ein majestätischer Thronsaal sein, der mit preußischen Symbolen, königlichen Insignien und historischen Artefakten geschmückt ist. Eine imposante Kulisse mit hohen Decken, verzierten Säulen und prächtigen Gemälden könnte den königlichen Charakter des Settings unterstreichen. Flexibilität im Bühnenbild könnte es ermöglichen, verschiedene Schauplätze wie Schlachtfelder, Palastgärten oder das Schlafgemach des Königs darzustellen.
Tipps für Darsteller:
- Studiere die historische Figur: Die Darsteller sollten sich eingehend mit der Persönlichkeit, den Eigenschaften und den Ereignissen im Leben des Alten Fritz vertraut machen, um eine authentische Darstellung zu ermöglichen.
- Emotionen und Motivation: Die Darsteller sollten die Emotionen und Motivationen ihrer Charaktere verstehen und glaubhaft vermitteln können, sei es Entschlossenheit in der Schlacht, diplomatisches Geschick am Hof oder persönliche Konflikte.
- Beherrschung der Sprache: Aufgrund des poetischen und rhythmischen Stils des Stücks sollten die Darsteller die Sprache flüssig beherrschen und den richtigen Tonfall und Ausdruck verwenden können, um die Dialoge wirkungsvoll zu präsentieren.
- Körperliche Präsenz: Eine überzeugende körperliche Präsenz und Gestikulation können dazu beitragen, die Charaktere lebendiger wirken zu lassen und die Botschaften und Emotionen effektiv zu vermitteln.
Tipps für Regisseure:
- Erschaffung einer kohärenten Atmosphäre: Der Regisseur sollte daran arbeiten, eine kohärente Atmosphäre zu schaffen, die die Zeit und den Ort des Stücks widerspiegelt und das Publikum in die Welt des Alten Fritz eintauchen lässt.
- Arbeit mit dem Bühnenbild: Der Regisseur sollte eng mit dem Bühnenbildner zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass das Bühnenbild die Vision des Stücks unterstützt und den verschiedenen Schauplätzen gerecht wird.
- Führung der Darsteller: Der Regisseur sollte die Darsteller einfühlsam leiten und ihnen helfen, ihre Charaktere zu entwickeln, Emotionen zu vermitteln und die Dynamik der Szene zu erfassen.
- Betonen des Sprachrhythmus: Der Regisseur sollte den Sprachrhythmus und die Melodie des Stücks betonen und sicherstellen, dass die Darsteller den richtigen Takt und Ausdruck verwenden, um die poetische Sprache wirkungsvoll zu präsentieren.
2 Antworten
vielen dank für dieses herrliche Theaterstück, ein Stück Geschichte 😉
Es freut uns sehr, dass Ihnen unser Theaterstück gefallen hat! Vielen Dank für Ihr Lob und dafür, dass Sie die historische Bedeutung erkennen konnten. Wir hoffen, dass Sie auch weiterhin unsere Aufführungen genießen werden!