ARIYA PARIYESANĀ SUTTA II

Vom edlen Streben

So habe ich gehört:

Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Jetahain, im Vihāra des Anāthapiṇḍika.

Zur Morgenzeit kleidete sich der Erhabene, nahm Almosenschale und Obergewand und begab sich nach Sāvatthī, um Almosen zu empfangen.

Die Bitte der Mönche

Zu jener Zeit baten viele Bhikkhus den ehrwürdigen Ānanda, den Erhabenen zu ersuchen, in der Einsiedelei des Brahmanen Rammaka eine Lehrrede aus Mitleid zu halten.

Ānanda willigte stillschweigend ein.

Tagesverlauf mit dem Buddha

Nach der Rückkehr vom Almosengang und der Dāna-Mahlzeit sprach der Erhabene zu Ānanda:

„Komm, Freund Ānanda!
Lass uns zum Ostkloster gehen, zum Haus von Migāras Mutter,
um dort den Tag zu verweilen.“

Ānanda antwortete:

„Ja, Herr.“

Bis zum Abend verweilten sie dort in Zurückgezogenheit.

Dann sprach der Erhabene erneut:

„Komm, Freund Ānanda!
Lass uns zum alten Badeplatz gehen, um die Glieder zu erfrischen.“

Auch dem stimmte Ānanda zu.

Der Weg zur Einsiedelei

Nach dem Bad trocknete sich der Erhabene im Freien ab. Schweigend verweilten sie dort.

Dann sprach Ānanda:

„Herr, die Einsiedelei des Brahmanen Rammaka ist nicht fern und sehr anmutig.
Es wäre verdienstvoll, wenn Ihr Euch dorthin begeben würdet – aus Mitleid.“

Der Erhabene willigte ein.

Als sie bei der Einsiedelei ankamen, warteten bereits viele Mönche. Der Erhabene, dem das Gespräch vernehmlich war, wartete still vor der Türe, bis Ruhe einkehrte.

Er räusperte sich, rührte den Türriegel. Der Brahmane Rammaka öffnete und wies dem Buddha seinen Ehrenplatz zu.

Die Unterweisung beginnt

Nachdem er Platz genommen hatte, fragte der Erhabene:

„Worüber habt ihr euch unterhalten, Bhikkhus, und welches Gespräch blieb unbeendet?“

Der Brahmane Rammaka antwortete:

„Ein lehrbezogenes Gespräch über den Erhabenen hatten wir begonnen.
Doch nun ist der Erhabene selbst hier!“

Die zwei Arten des Strebens

Der Erhabene sprach:

„Gut so, ihr Bhikkhus.
Es ziemt sich, dass ihr euch, als aus Vertrauen (Saddhā) in die Hauslosigkeit Getretene,
über den Dhamma unterhaltet – oder edel schweigt.

Zwei Arten des Strebens gibt es:
Ariya-pariyesanā – edles Streben,
und
Anariya-pariyesanā – unedles Streben.**

Das unedle Streben

„Ein Bhikkhu, selber Geburt, Alter, Krankheit, Leid, Tod und Wiedergeburt unterworfen,
strebt nach Dingen, die ebenfalls dieser Vergänglichkeit unterliegen –
Weib, Kind, Besitz, Tiere, Knechte, Magd –
alles ist upadhi, mit Anhaften und Daseinslast behaftet.

Wer danach strebt, sucht Elend im Elend.
Das, Bhikkhus, ist unheilsames Streben.“

Das edle Streben

„Das edle Streben hingegen ist:
Wenn jemand, selber leidunterworfen, das Leid erkennt
und nach dem sucht, was leidfrei, schmutzfrei, todfrei ist –
das Nibbāna, das endgültige Verwehen.“

Die eigene Suche des Buddha

„Auch ich, Bhikkhus, habe früher, vor meiner Erleuchtung,
als noch nicht Erwachter (Bodhisatta),
nach dem Pfad zur Selbsterlösung gesucht.

Jung, kräftig, voller Jugendblüte, im ersten Mannesalter,
bin ich – gegen den Willen meiner weinenden Eltern –
hinausgezogen in die Hauslosigkeit.

Ich rasierte Haar und Bart, legte das Mönchsgewand an,
und begab mich zum Asketenwald.“

Begegnung mit Alāra Kālāma

„Ich sprach zu Alāra Kālāma:
‚Ich möchte in deiner Lehre das Reinheitsleben führen.‘

Er sagte:
‚Bleibe, Ehrwürdiger! In dieser Lehre kann ein Verständiger bald Lehrer werden.‘

Schon bald wurde ich sein Schüler und sein Stellvertreter.

Doch erkannte ich:
‚Diese Lehre führt nicht zum Ende des Leidens – nur bis zur Sphäre der Nichtsheit.‘
So wendete ich mich ab.“

Begegnung mit Uddaka Rāmaputta

„Dann begab ich mich zu Uddaka Rāmaputta,
der mich die Sphäre der Weder-Wahrnehmung-noch-Nicht-Wahrnehmung lehrte.

Auch diese Lehre verließ ich, da sie nicht zur endgültigen Befreiung führt.“

Erwachen in Uruvelā

„Ich wanderte weiter – suchend nach dem höchsten Frieden.
Schließlich gelangte ich nach Uruvelā, nahe einem Dorf, am silbern strömenden Fluss,
bei den Zwillings-Sāla-Bäumen.

Dort ließ ich mich nieder –
und das Wissen und die Einsicht gingen in mir auf:

‚Unerschütterlich ist meine Befreiung.
Dies ist meine letzte Geburt.
Es gibt kein Wiederdasein mehr.‘“


Hinweis zur Zeit: Dies geschah in der heiligen Vollmondnacht im Frühling, 586 Jahre vor unserer Zeitrechnung.

Reflexionsfragen:

  1. Was strebst du im Leben an – und ist dieses Streben edel im Sinne des Dhamma?

  2. Gibt es in deinem Leben Besitz, an dem du festhältst, obwohl er Leid verursacht?

  3. Hast du schon einmal gespürt, dass ein scheinbarer Fortschritt dich vom wahren Frieden ablenkt?

➡ Teile deine Gedanken und Erkenntnisse in den Kommentaren.

Titelbild Ein meditatives Gartenhaus mit offenen Fenstern, durch die ein Lichtstrahl einfällt, der auf eine leere Fläche trifft. Im Hintergrund leuchtet eine aufgehende Sonne, die eine friedvolle Atmosphäre schafft.

„Unerschütterlich ist meine Befreiung.
Dies ist meine letzte Geburt.
Es gibt kein Wiederdasein mehr.“


 

„Mögen alle Wesen frei sein von Leiden.
Mögen alle Wesen Nibbāna verwirklichen.“

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