Die Bedeutung des Sozialverhaltens im Buddhismus
Einführung
Das Familien-Sutta bietet wertvolle Einblicke in das buddhistische Verständnis von sozialem Verhalten und der Rolle der Familie. Diese Lehrrede ist eine tiefgründige Antwort des Buddha auf die Kritik eines freien Büßers, der ihn und seine Jünger der Vernichtung von Familien beschuldigt. Durch die klare und weise Entgegnung des Buddha wird deutlich, dass Großzügigkeit, Wahrhaftigkeit und Zügelung zu wahrem Wohlstand und familiärem Glück führen.
Nach der Gamani-Samyutta
Zu einer Zeit wanderte der Erhabene mit einer Schar seiner Jünger durch das Land Kosala und gelangte von dort in das Land Nilanda, am Saume der Stadt Pava im dortigen Mangohain. Dort herrschte grosse Dürre und Nahrungsmangel. Im näheren Umkreis verweilte der freie Büsser Nataputto zusammen mit einer Gruppe freier Brüder (Nicht-Ordinierte) ebenfalls und sprach zum Sohn des freien Gamani (Abt ,Vorsteher) Asibandhako wie folgt:
„Gehe du hinaus und widerlege die Rede des Samanas (Asketen) Gotama (dem Buddha), indem du ihn wie folgt anredest: > Hat nicht der verehrte Sidhatta Gotama auf mancherlei Weise die Anteilnahme hinsichtlich der Familie gepriesen, die Bewahrung der Familie gepriesen, das Wohlwollen der Familie gepriesen?< Sollte er dieses bestätigen, so antworte ihm weiter wie folgt: > Was wandert denn der Samana Gotama, mit grosser Jüngerschar umher, wo es schwer zu essen gibt, wo schwer Almosen zu erlangen sind, wo bleiche Knochen des Getiers umherliegen, wo die Saaten verkümmert sind? Zur Vernichtung der Familien, zum Unglück der Familien, zum Schaden der Familien! Der Samana Gotama wird nun weder imstande sein, deine zweischneidige Frage auszuspucken noch zu schlucken! <“
Als der freie Bruder nun dem Erhabenen die auftragsgegebenen Fragen gestellt hatte, antwortete der Erhabene mit ruhiger Stimme:
“ In 91 Kappas (Weltzeitalter), o Gamani, an die ich mich erinnere, weiß ich nicht, dass da irgendeine Familie einstmals durch Almosengaben auch nur im geringsten geschädigt wurde. Alle Heimschaften, die reich waren, wohlhabend an Besitz-Tümer, Nahrung und Familienschmuck,- all diese sind es geworden durch Geben und Wohltätigkeiten und durch Zügelung. Folgende Anlässe, Gamani, folgende Gründe gibt es für die Schädigung der Familie:
Durch Landesherrscher werden die Familien geschädigt, durch Räuber, Fehlspekulationen und Naturkatastrophen. Da es keine weiteren schädlichen Gründe als diese gibt, wie kann ich da zum Schaden der Familie herangezogen werden. Gegenwärtige Wahrhaftigkeit, Zügelung und Freigibigkeit sind die Voraussetzungen zukünftiger Wohlfahrt! Wer da, o Gamani, deinen Vorwurf nicht aufgibt, diese Ansicht nicht ablegt, diese Herzensverfassung nicht auflöst, der wird, wie er es bereitet hat, üble Früchte ernten!“
Auf diese Rede hin, sprach der Sohn des Asibandhako, der Gamani, karmafürchtig und feierlich:
„ Vortrefflich, o Bhagava! Vortrefflich, o Thathagata , hast du meine Vorurteile entkräftigt! Als sein Schüler möge mich der Erhabene betrachten, von heute an allzeit getreu!“
Buddha im Land Nilanda
Der Text beginnt damit, dass der Erhabene, also der Buddha, mit einer Gruppe von Jüngern im Land Kosala umherwandert und schließlich in Nilanda ankommt. Die Region leidet unter einer schweren Dürre und Nahrungsmangel, was den Konflikt mit einem örtlichen freien Büßer, Nataputto, entfacht. Dieser beauftragt den Gamani Asibandhako, Buddha eine zweischneidige Frage zu stellen, die ihn in die Ecke drängen sollte: Wie kann der Buddha Wanderungen mit so vielen Jüngern rechtfertigen, wo doch Nahrung und Almosen knapp sind?
Der Gedanke hinter der Frage war, den Buddha zu diskreditieren und ihn als jemanden darzustellen, der durch seine Taten den Familien Schaden zufügt. Doch Buddha gibt eine weise und tiefgründige Antwort, die bis heute als Orientierung für ethisches Verhalten in schwierigen Zeiten dient
Buddhas Antwort: Großzügigkeit und Wahrheit
Buddha begegnet der Frage mit großer Gelassenheit. Seine Antwort ist klar: „In 91 Kappas (Weltzeitalter), an die ich mich erinnere, weiß ich nicht, dass irgendeine Familie durch Almosen auch nur im geringsten geschädigt wurde.“
Hier hebt er hervor, dass wahre Großzügigkeit und Freigiebigkeit niemals zur Zerstörung einer Familie führen, sondern im Gegenteil zum Aufbau von Reichtum und Wohlergehen beitragen. Familien, die durch Almosen und wohltätige Handlungen reich wurden, hätten dies durch Zügelung und die Praxis der Großzügigkeit erreicht.
Buddha beschreibt weiter, dass Naturkatastrophen, Räuber, Fehlspekulationen und Landesherrscher die wahren Ursachen für den Niedergang von Familien sind – nicht aber Almosengaben oder das Praktizieren von Großzügigkeit. Er betont, dass das Einhalten moralischer Werte, wie Wahrhaftigkeit und Zügelung, die Grundlage für die zukünftige Wohlfahrt bildet.
Die Reaktion des Gamani
Der freie Bruder, Gamani Asibandhako, erkennt nach Buddhas Antwort die Tiefe seiner Weisheit an und legt seine voreingenommene Sichtweise ab. In einem feierlichen Moment spricht er: „Vortrefflich, o Bhagava! Vortrefflich, o Thathagata, hast du meine Vorurteile entkräftigt!“ Von nun an betrachtet er sich selbst als Schüler des Buddha.
unser Fazit: Die Lehren des Familien-Sutta in der heutigen Zeit
In einer Welt, die oft von Individualismus und Materialismus geprägt ist, erinnert uns das Familien-Sutta daran, dass wahres Glück und Wohlstand nicht in Besitztümern, sondern in Großzügigkeit und ethischem Verhalten liegen. Wahrhaftigkeit, Freigiebigkeit und Zügelung sind Werte, die nicht nur für die eigene spirituelle Entwicklung von Bedeutung sind, sondern auch für den Aufbau und Erhalt einer gesunden, stabilen Gesellschaft.
Gerade in Zeiten globaler Krisen, wie wirtschaftlicher Instabilität oder Umweltkatastrophen, bietet Buddhas Lehre eine klare Orientierung: Wohlstand entsteht durch Teilen, nicht durch Horten. Familien und Gemeinschaften, die auf Mitgefühl und gegenseitige Unterstützung aufbauen, können Krisen besser überstehen und langfristig gedeihen.
Achtsamkeitsübung:
Dankbarkeit und Großzügigkeit
- Setze dich in eine bequeme Position und schließe die Augen.
- Atme tief ein und langsam aus. Lasse den Atem fließen, ohne ihn zu kontrollieren.
- Bringe deine Aufmerksamkeit auf dein Herz. Denke an all die Menschen, die dir in deinem Leben geholfen haben, sei es durch kleine oder große Gesten.
- Empfinde Dankbarkeit für diese Momente der Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft. Lasse dieses Gefühl in deinem Herzen aufblühen.
- Stelle dir nun vor, wie du selbst diese Großzügigkeit weitergibst. Visualisiere, wie du anderen hilfst, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und wie diese Handlung ihr Leben verbessert.
- Atme tief ein und aus. Beende die Übung, indem du dir selbst vornimmst, im Alltag achtsamer zu sein und Gelegenheiten zur Großzügigkeit zu nutzen.
Diese Übung hilft dabei, die Verbindung zwischen Dankbarkeit und Großzügigkeit zu stärken und eine offene Haltung gegenüber anderen zu kultivieren.